Nachdem ich also gefrühstückt, ein Bad genommen und mich fertig gemacht hatte, schrieb ich Lissy einen Zettel, für den Fall, dass sie früher Aufstehen sollte und ich dann noch nicht wieder zurück wäre. So nahm ich mir also das Halsband und die Leine von Fenja und wir machten uns auf den Weg. Wir gingen Richtung Schule, denn obwohl heute Samstag war, hatte ich überlegt dort einmal vorbei zu gehen. Außerdem lag hinter der Umzäunung der Schule eine Wiese, auf welcher ich Fenja laufen lassen konnte. Die Schule war natürlich still, denn am Wochenende hatten ja alle frei. Doch trotzdem war es seltsam die Schule so da liegen zu sehen. Als wir an der Wiese dahinter ankamen, stellte ich fest, dass ich nicht die Einzige war, die mit ihrem Hund hier war. Janina, Sarah und Luna waren ebenfalls mit ihren Hunden hier.
"Morgen, Claire. Konntest du auch nicht mehr schlafen?" wurde ich von Janina begrüßt.
"Nein, und so wie es aussieht konntet ihr das wohl auch nicht." grinste ich zurück.
"Stimmt." kam lachend die Antwort von Luna.
"Hallo Fenja!" begrüßten die Anderen sie, als wir näher kamen. Sie konnten es sich einfach nicht verkneifen ihr durchs Fell zu streicheln. Fenja schien das ziemlich gut zu gefallen. >>Armer Hund! Bekommst zuhause ja nie Streicheleinheiten!<< dachte ich mit einem Grinsen. Nachdem ich sie losgemacht hatte, lief sie erstmal zu den anderen drei Hunden. Wir vier sahen ihnen belustigt dabei zu, wie sie über die Wiese tobten. Als ich plötzlich einen brennenden Blick im Rücken spürte. Ich drehte mich um, doch da war niemand, trotzdem hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden.
"Spürt ihr das auch?" fragte ich die Anderen um sicher zu gehen, dass ich es mir nicht doch einbildete.
"Ja, wir scheinen nicht mehr alleine zu sein." stimmte Sarah mir zu und auch die Anderen nickten zustimmend. Danach riefen wir die Hunde zu uns, und leinten sie wieder an. Anschließend verabschiedeten wir uns, und gingen jeweils auf dem schnellsten Weg nach Hause. Zuhause angekommen, fütterte ich Fenja und Maja und ging dann auf mein Zimmer um mich umzuziehen. Als ich wieder runter kam, traf ich auf den Rest der Familie. Sofern man uns als eine bezeichnen konnte.
"Morgen!" begrüßte ich die Beiden.
"Guten Morgen Claire, wie geht es dir?" fragte Lissy einfühlsam. >>Ha! Wenn du wüsstest! Mir geht es richtig scheiße! Erst jagst du mir einen riesen Schrecken ein mit deinen blöden Umzugkartons und dann träume ich wieder mein Leben durch, bis zu jener Nacht. Wache dann morgens auf, gehe mit dem Hund raus, in der Hoffnung auf andere Gedanken zu kommen, und dann habe ich gerade so gar Spaß, und dann werden meine Freundinnen und ich von irgendwem oder irgendwas beobachtet! Im großen und ganzen geht es mir also ziemlich scheiße!<< dachte ich mir, wagte es mich aber nicht auszusprechen.
"Gut danke. Und euch beiden?" antwortete ich stattdessen. Schon aus dem einfachen Grund, dass ich nicht wirklich daran glaubte, dass Lissy die Kartons auch wirklich wieder weggeräumt hatte. Okay vielleicht leide ich wirklich unter Verfolgungswahn, aber ich hatte das Gefühl, das die Kartons noch immer in greifbarer Nähe waren.
"Auch gut danke. Hast du schon gefrühstückt?" antwortete mir Lissy.
"Ja, habe ich. Ich wollte heute Nachmittag in die Bibliothek, kannst du mich hinfahren?" lenkte ich das Thema auf die Tagesplanung.
"Ist okay ich wollte heute sowieso in die Richtung, zum Einkaufen." antwortet sie mir mit einem Lächeln.
"Moment, einkaufen? Alle Läden hier in der Stadt haben heute zu." gab ich zu bedenken und konnte mir ihre Antwort schon vorstellen. Die Bibliothek war nur offen, weil es irgendwelche Freiwilligen gab, die dort aufpassten und Bibliothekar spielten.
"Stimmt, aber ich fahre auf den Markt in Fantasia. Dort gibt es jetzt erntefrische Ware. Außerdem kann ich dann auch wieder den ein oder anderen Bekannten treffen." sagte sie. Obwohl es eher klang wie: 'ich gehe dahin, und du gehst schön brav in die Bibliothek!'
"Nimmst du mich dann mit in die große Bibliothek in Fantasia?" fragte ich mit einem Hundeblick.
"Nein." bekam ich als Antwort, und schon war meine gute Laune wieder futsch.
"Och komm, bitte!!!" flehte ich sie an. Irgendwann nach langem hin und her, hatte sie sich wieder einmal breitschlagen lassen, und eingewilligt.
"Ich hole dich in zwei Stunden wieder ab, okay?" fragte sie, als ich aus dem Auto stieg und sah mich dabei eindringlich an.
"Ist in Ordnung." lächelte ich zurück und lief ins Gebäude.
"Morgen." begrüßte mich eine junge Frau hinter dem Tresen.
"Morgen." antwortete ich und begab mich in die hinterste Ecke der Bibliothek.
Dort stand ein alter Schreibtisch aus Eichenholz, welchen ich sofort in Beschlag nahm, meine Schreibsachen herausholte, und sie auf den Tisch legte. Danach ging ich an ein Regal, in dem die ganzen vorherigen Herrscher, mit ihren gesamten Stammbäume aufgeführt waren.
Ich schnappte mir die ersten dreizehn Bücher, und setzte mich damit wieder an den Tisch. Ich begann feinsäuberlich die Bücher abzuschreiben und mir so zumindest einen schriftlichen Stammbaum anzulegen. Nach zwei Stunden kam Lissy rein um mich abzuholen. Als ich sie bemerkte, räumte ich schnell die Bücher weg um unnötigen Fragen aus dem Weg zu gehen. Ich hatte mich gerade meiner Tasche zugewandt als Lissy neben mir stand.
"Na was hast du gemacht?" fragte sie neugierig und versuchte einen Blick auf den Block zu erhaschen, während ich ihn zuklappte.
"Habe nur etwas für die Schule nachgelesen und mir ein paar Notizen gemacht." log ich. Auf der Fahrt nach Hause, war ich schweigsam und meine Tante fragte auch nicht weiter nach. Was mich darauf schließen ließ, dass sie mir meine Lüge abnahm.
Als wir wieder Zuhause waren, ging ich auf mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Dort sah ich mir noch einmal das Armband an und versuchte mich an meinen Traum zu erinnern. Versuchte mir noch einmal dieses Armband in Erinnerung zu rufen. Doch es gelang mir einfach nicht. Also würde ich wohl bis Montag warten müssen, um Marco oder Zain danach zu fragen. Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich nach hinten auf den Rücken fallen. Obwohl wir noch recht früh hatten, war ich ziemlich müde. Aufgrund der Neugierde meiner Tante schloss ich mein Zimmer nachts immer ab. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich wieder von dem Armband träumen würde, doch ich schlief einfach nur tief und fest ein, und träumte rein gar nichts.
Am nächsten Morgen schlief ich länger als gewohnt. Erst der harte Aufschlag auf dem Boden, riss mich aus dem Schlaf. Als ich mich aufrichtete, sah ich auf den Wecker und war schlagartig wach! Ich hatte den halben Tag verschlafen! Sofort stürmte ich aus meinem Zimmer und rannte natürlich direkt in Lilly rein.
"Ach! Die Prinzessin ist auch mal aufgestanden?" höhnte sie.
"Hast du nichts besseres zu tun?" fauchte ich sie nur im Vorbeilaufen an. Im Bad machte ich mich rasch fertig und lief weiter in die Küche.
"Habt ihr mir ein Brötchen übrig gelassen?" fragte ich meine Tante.
"Nein, tut mir leid." sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
"Macht nichts, ich gehe mir schnell eins kaufen." antwortete ich schnell. Also lief ich wieder hoch in mein Zimmer und zog mich um. Im Flur schlüpfte ich in meine Turnschuhe und ließ hinter mir die Tür ins Schloss fallen. Draußen atmete ich erstmal tief ein, ehe ich los lief. In der Bäckerei gab es offensichtlich Streit mit einem der Kunden. Obwohl dieser eher wie jemand von der Regierung aussah. Jedoch reagierte ich zu spät. Er drehte sich plötzlich zu mir um und sah mich an. Ich verzog keine Miene. Aber ich sah ihm auch nicht in die Augen, sondern in die Auslage. Eine zweite Verkäuferin kam rein und bediente mich. Ich kaufte das Brötchen, und ging dann nach Hause. Auf einmal hörte ich, wie jemand schnellen Schrittes hinter mir her kam. Ich bog um die Ecke und verschwand in meiner Straße. Erst jetzt blieb ich stehen und drehte mich um. Doch mein Verfolger war verschwunden. Ein Schauer jagte mir über den Rücken und ich ging schnell weiter.
"Willst du heute irgendwo hin?" fragte mich Lissy als ich am frühstücken war.
"Nö, eigentlich nicht. Warum fragst du?" fragte ich neugierig zurück.
"Lilly und ich müssen einkaufen gehen. Und ich dachte du wolltest vielleicht mit oder noch mal in die Bibliothek." antwortete sie mir.
"Ach so, nein ich brauch nicht nochmal hin. Ich wollte heute etwas zuhause bleiben." antwortete ich, obwohl ich sehr wohl nochmal in die Bibliothek musste. Allerdings gab es nichts was mich mehr freute, als wenn ich mal alleine Zuhause war.
"Oh okay, na dann..." sagte sie schulterzuckend und stand auf. Mit einem Seufzen verdrehte ich die Augen und aß noch mein Brötchen zu Ende, ehe ich aufräumte und auf mein Zimmer ging. Dort nahm ich mir meine Aufzeichnungen und begann alles in einem großen in Leder eingefassten DIN A3 Buch aufzuschreiben. Danach klappte ich das Buch zu und überlegte, wann ich das nächste Mal wieder in die Bibliothek kam. Das Buch selber, mit dem Wappen meiner Familie, steckte ich in meine Schultasche. Ich erschreckte mich halb zu Tode, als Fenja auf einmal herein kam und die Tür aufstieß.
"Na? Keine Lust alleine irgendwo im Haus rumzuliegen?" fragte ich sie. Als Antwort legte sie sich auf mein Bett und fing kurz darauf an zu Schnarchen. Unterdessen setzte ich mich auf die Fensterbank und begann zu zeichnen. Gegen Abend kamen auch Lilly und Lissy zurück und es gab Abendessen.
"Na, wie war euer Tag?" fragte ich die Beiden.
"Sehr gut! Hast was verpasst, aber das tust du ja immer." bekam ich die gehässige Antwort von meiner Cousine an den Kopf geworfen. Aber es störte mich nicht wirklich. Ich hatte wichtigeres zu tun, als mich mit ihr zu streiten.
"Und wie war deiner?" fragte Lissy ohne auf ihre Tochter einzugehen.
"Ebenfalls sehr schön. Danke der Nachfrage." gab ich mit einem Seitenblick auf Lilly zurück. Nach dem Essen ging ich wieder auf mein Zimmer und machte mich fertig für die Nacht.
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Drachenkrieger
FantasyAls ehemalige Prinzessin von Fantasia, hat es die 17 jährige Claire nicht ganz einfach. Auch ihre Cousine macht ihr das Leben zur Hölle, als sie im Schloss zur Kriegerin ausgebildet wird, lernt sie wie wichtig Freunde sind. Sie lernt die Freundscha...