Feuer des Kampfes

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>>Was zum...?! Was will der denn bitte von mir?! Wo sind Marco oder Rórdár?<< Innerlich verfiel ich in Panik und wäre am liebsten weggerannt oder hätte mich an Midnights Seite geflüchtet. Doch das konnte ich weder machen noch durfte ich es. Ich hörte die Stimme meines Vaters in meinem Kopf: "Sei stark! Wage es dich gar nicht erst einen Gedanken an die Flucht zu verschwenden! Du bleibst standhaft, auch ohne Marco oder Zain an deiner Seite! Verstanden?!" Auch wenn ich wusste, dass es wohl nur pure Einbildung war, machte es mich stark und ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf.
"Ich komme zurecht danke!" sagte ich mit fester Stimme, in der Hoffnung er würde sich verziehen. Aber weit gefehlt!
"Warum sitzt eine junge Kriegerin hier so untätig herum, frage ich mich? Ich war mir fast sicher, dass auch du bald deine Prüfung hast, oder irre ich?" er sah mich herausfordernd an und wartete auf meine Antwort. Ich musste aufpassen was ich sagte und wie ich mich ausdrückte. Dieser Mann stand schließlich schon von Anfang an auf der Liste der 'gefährlichen Menschen' und er war der Einzige der mir in der vergangenen Zeit öfters mal auf den Pelz gerückt war. Allerdings war ich nie alleine gewesen und Marco und Zain hatten ihn immer auf Abstand gehalten. >>Warum machst du dir darum jetzt gedanken?! Bist du etwa immer noch die kleine, hilflose Prinzessin von vor zehn Jahren, die in solchen Situationen immer am Rockzipfel von Mutter oder Vater hing? Die auf den Schutz von Marco angewiesen war? Ist nur dein Erscheinungsbild gewachsen und dein Geist ein kleines, verletzliches, schwaches und verwöhntes Mädchen geblieben?<< schallte meine innere Stimme in meinem Kopf und machte mich damit rasend! Denn ich wusste, dass es so nicht war, auch wenn ich mich im Moment so verhielt. Ich musste endlich über meinen Schatten springen und der Welt, in der ich lebte entgegentreten!
"Nein Sie irren nicht. Aber ich wollte nicht unhöflich sein und die Generäle nicht in ihren angeregten Unterhaltungen stören. Denn ich kann genauso gut alleine trainieren." antwortete ich lauter und bestimmter als ich mir selber in dieser Situation zugetraut hätte.
"Sieh einer an! Du bist im Geist stärker als ich angenommen hatte.... Was hältst du von einem Duell? Nur so zum Training?" selbstsicher und provozierend sah er mir in die Augen. >>Untersteh dich, oder du kannst dir dein Grab neben dem deiner Eltern ausheben!<< schrie mein Verstand wieder. Natürlich wusste ich, dass es gefährlich war und Marco, Zain und vermutlich auch Rórdár böse auf mich wären, aber es war mir egal!
"Ich nehme an." antwortete ich und innerlich brachten mich mein Gewissen und mein Verstand um. Ich wusste es war ein Fehler, aber so schnell würde ich nicht den Schwanz einklemmen und mich der Regierung unterwerfen. Nicht so lange es auch nur einen Funken Hoffnung gab, das Königreich zu retten.
"Schwertkampf und Drachenrennen?" wurde ich von meinem Gegenüber herausgefordert und ich nickte mit festem Blick. Nicht ein einziges Mal senkte ich den Blick.
Wir begannen mit dem Drachenrennen, welches an der Steilküste und zwischen den tötlichen roten Felsen hindurch führte. Es war eine der gefährlichsten Rennstrecken, die das Königreich zu bieten hatte. Ich sattelte Midnight, zog den Gurt fest und legte ihr das Zaumzeug an.
"Willst du das wirklich machen? Es ist gefährlich!" versuchete Midnight mir die Idee, in Gedanken aus dem Kopf zu schlagen.
"Midnight! Du kennst die Strecke und ich auch. Wir werden es schaffen!" dachte ich bestimmt zurück und damit war die Diskussion beendet. Midnight sah zu Nightmare neben sich in der Box und auch wenn ich ihren Gedankenaustausch nicht hören konnte, da Drachen bestimmen konnten wer alles an ihren Gesprächen teilhaben durfte, konnte ich mir denken worüber sie sprachen. In dem Moment wusste ich wie sich Menschen fühlen mussten, die nicht Mal in der Lage waren sich in Gedanken mit den Drachen zu unterhalten. Ich war froh es zu können, sofern ich nicht aus ihren Gedanken ausgeschlossen wurde.
"Na wie weit bist du Jungkriegerin?" drang die Stimme von dem Typen an mein Ohr und riss mich aus meinen Gedanken, schnell sah ich zu Midnight und mit einem kaum merklichen Nicken gab sie mir zu verstehen, dass sie bereit war die Strecke mit mir zu fliegen. Ich dankte ihr in Gedanken und führte sie aus dem Stall heraus.
"Dürfte ich eigentlich den Namen, meines Gegners erfahren?" fragte ich gerade heraus und bekam prompt eine Antwort.
"Jack." das war auch alles was er sagte, ehe er sich auf den Rücken von Feuerstern schwang, was ich ihm sofort gleich tat. Wir begaben uns an die Startlinie und schossen im gleichen Moment los! Midnight und Feuerstern flogen eine ganze Weile nebeneinander bis Jack Feuerstern aufeinmal wie verückt antrieb. Es ging auf die Felsen zu und Midnight und ich fielen deutlich zurück!
"Midnight du bestimmst das Tempo!" rief ich ihr gegen den Wind zu. Unter uns schlugen große Wellen gegen die roten Felsen, die wie spitze Zähne aus dem Meer ragten.
"Na dann. Halt dich gut fest! Wir machen hieraus jetzt einen einfachen Flugparcours wie beim Turnier." damit verdoppelte Midnight ihr Tempo und holte schnell zu ihrem Bruder auf. Zusammen schossen wir zwischen den Felsen hindurch und ich steuerte Midnight das ein oder andere Mal um einen der Felsen herum der, wenn ich nicht reagiert hätte, unseren Tot bedeutet hätte. Oftmals waren diese besagten Felsen, schief oder hatten Eisenspitzen an den Seiten. An den Klippen flogen wir dicht über dem Wasser und brachen durch die, sich auftürmenden Wellen. Auf diese Weise konnten wir Feuerstern, welchem langsam die Energie ausging, locker überholen und landeten den Bruchteil einer Sekunde vor ihm im Ziel.
"Respekt! Hätte nicht gedacht, dass du und dein Drache ein so gutes Team seid." Damit sprang er aus dem Sattel, band Feuerstern an einem im Boden eingelassenen Eisenring fest und ging in Richtung Kampfplatz davon. Feuerstern war total am Ende, seine Nüstern waren geweitet, von seinen roten Schuppen tropfte der Schweiß, seine Muskeln zitterten und wirklich viel Luft schien er wegen des engen Sattelgurts auch nicht zu bekommen.
"Hey Jack! Was ist mit Feuerstern?" rief ich ihm nach. Er drehte sich um, zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder zum Gehen. Ich kochte innerlich! Wie konnte man nur so rücksichtslos mit seinem Drachen umgehen?! Ich befässtigte Midnights Zügel am Sattel, löste den Sattelgurt und ging dann zu Feuerstern. Midnight stand unterdessen neben ihrem Bruder und sah mir aufmerksam zu. Ich löste erst den Sattelgurt, machte Feuerstern dann los und befesstigte auch seine Zügel am Sattel, so dass sie durchhingen, er sich aber nicht in ihnen verheddern konnte.
"Na los! Fliegt zurück, oder lauft. Wenn ihr einem der Stallburschen, Zain, Marco oder sonst jemandem im oder vor dem Stall antrefft, bittet sie um Wasser und erzählt ihnen was los ist." damit wandte auch ich mich zum Gehen und beeilte mich hinter Jack herzukommen. Meine Hand auf dem Schwertgriff nährte ich mich dem Kampfplatz.
Plötzlich schlidderte ich wie von selbst haarscharf unter einer Schwertklinge hindurch und sprang anschließend wieder auf die Füße nur um im letzten Moment den Angriff abzuwehren. Trotzdem hatte ich einen Schnitt am Hals ab bekommen. >>Denkt der wirklich ich würde mich so schnell geschlagen geben?! So naiv kann auch der Typ nicht sein. Auch wenn er nur ein hohes Tier in der Regierung ist.<< Während ich so darüber nachdachte, holte er zum Angriff aus und ich hatte meine Mühen diesen Angriff zu blocken. Die Wucht hinter dem Angriff war so groß, dass es mich von den Füßen riss. Doch überraschender Weise landete ich nicht auf dem Hinterkopf sondern auf den Füßen und balancierte mich, mit meiner linken Hand auf dem Boden vor meinen Füßen, aus. Meine Hände wiesen Schrammen und Schnitte auf. Er kam grinsend näher.
"Bin ich etwa eine Nummer zu groß für dich? Ich fange gerade erst an, also wenn dir dein Leben lieb ist gibst du besser hier und jetzt auf!" lachte er und sah herablassend von oben auf mich herab. >>Okay mein 'Freund', jetzt bist du zu weit gegangen! Ich gebe erst auf wenn ich tot im Sand liege!<< jetzt war ich wirklich wütend! Keiner sagte mir, was ich zu tun und zu lassen hatte! Und schon gar nicht dieser Kerl!
"Ich und aufgeben?! Ich habe mich doch gerade erst aufgewärmt!" spuckte ich aus und sprang zurück auf meine Füße, ehe ich los rannte! Im vorbeilaufen schlug ich ihm die Klinge meines Schwertes in die Kniekehlen und sah ihm zu wie er einknickte. Nun war ich es die von oben auf ihn herab sah! Schon während ich geantwortet hatte, hatte ich gemerkt wie die Flamme des Kampfes, welche in meinem Inneren loderte, sich ihren Weg in meine Augen gebahnt hatte und dort weiter loderte. Wenn ich sie hätte aus mir heraus nehmen können, hätte ich mit ihr diesen Miskerl in ein Häufchen Asche verwandelt!
"Wie? Du?! Wie hast du das geschafft? Wie? Ich dachte es seien Gerüchte, dass du gegen so gut wie jeden gewinnen kannst wenn du wütend bist, aber ich habe nie etwas getan, was dich hätte gegen mich aufbringen können, also warum?" er sah mich an und Entsetzen stand in seinen Augen. Die untergehende Sonne brach sich in meinen Augen, wodurch sie gefährlich zu leuchten begannen, meine Augen waren zu Schlitzen verengt und ich funkelte ihn böse an. >>Das eben war doch nicht sein Ernst oder?!<<
"Wenn ich könnte wie ich wollte, wärt Ihr jetzt tot!" war alles was ich zu ihm sagte, ehe ich mein Schwert wegsteckte und ihm den Rücken kehrte. Der würde mir so schnell nicht mehr entgegentreten. Ich war nicht allzuweit gekommen als links und rechts neben mir zwei Drachen landeten.
"Claire?!" riefen Zain und Marco fast gleichzeitig aus und ehe ich mich versah stand Zain auch schon neben mir und zog mich zu sich. Er zog mich am Arm näher zu sich und ich biss die Zähne zusammen, da mein Arm weh tat. Ich hatte einige Wunden an den Armen, Beinen, Händen und im Gesicht, plus eine am Hals. Ich freute mich heute eigentlich nur noch auf mein Bett und eine warme Dusche.
"Was ist passiert?! Wo ist der Bastard?" donnerte Marco, welcher seinen Blick über meine Wunden schweifen ließ.
"Im Sand auf dem Kampfplatz." sagte ich verbittert und merkte wie mir die Beine wegsackten. Marco machte sich auf den Weg und sah daher nicht mehr wie ich fiel. Doch dank Zain schlug ich nicht auf dem Boden auf, er hielt mich und sah mich besorgt an.
"Claire? .......Claire! Hey, Claire........!" Zains Stimme klang so weit entfernt und ich merkte wie ich langsam das Bewusstsein verlor.
 
Als ich die Augen aufschlug, wusste ich erst nicht wo ich war. Suchend sah ich mich in dem Zimmer um. Überall waren Statuen aus den Säulen gehauen und um die Säulen die noch rund waren, schlangen sich Drachen. Aus einer dieser Säulen lößte sich ein kleiner Schatten, der sich direkt auf mich zu bewegte.
"Wie geht es dir Claire?" fragte der Schatten, welcher sich nach der Landung auf der Fensterbank als Dragni herausstellte.
"Ich weiss es nich-" in dem Moment durchfuhr ein stechender Schmerz meinen Kopf und ich stöhnte leise auf. Mit diesem Schmerz, kamen auch alle Erinnerungen an den vergangenen Tag, also ich glaube es war der vergangene, zurück.
"Wie lange bin ich schon hier?" wollte ich sofort von Dragni wissen.
"Seit gestern Nachmittag." antwortete er mir prompt und ich war erleichtert nur ein paar Stunden ausgeknockt gewesen zu sein.
"Wo sind Marco und Zain?" fragte ich Dragni weiter aus, während ich versuchte mich in dem dunklen Raum zu orientieren. Als nach einer gefühlten Ewigkeit keine Antwort kam, richtete ich mich unter Schmerzen blitzschnell ein Stück auf und krallte mir Dragni, hielt ihn mir vor das Gesicht und versuchte mir meine Schmerzen nicht anmerken zu lassen.
"Sie bringen mich um, wenn ich es dir sage...." stammelte er und mied meinen Blick.
"Dragni? Du weisst wie ungerne ich mich widerhole. Also wo sind sie?" wiederholte ich meine Frage mit einem drohenden Unterton.
"Marco wurde zusammen mit den übrigen Gerälen zum Obersten der Regierung beordert und Zain...." er brach ab und in mir machte sich ein ungutes Gefühl breit. Mir blieben nur noch wenige Wochen bis zur Prüfung und meine Freunde und Lehrer waren verschwunden oder wegen mir in Schwierigkeiten.
"Was ist mit Zain?" fragte ich unsicher und Dragni flog auf das Fußende meines Bettes.
"Er wurde festgenommen, wegen Hochverat an der Regierung." weinte er und ich sprang sofort auf! Alle Schmerzen waren vergessen, als ich diese Nachricht bekam!

DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt