Dem Adler werden die Flügel gestutzt!

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"Was um alles in der Welt wollt ihr noch hier?!" entfuhr es mir, als ich die Tür aufmachte. Vor mir standen, Marco, Rórdár und zu allem Überfluss noch meine Freundinnen, welche genauso müde aussahen wie ich.
"Bitte entschuldige, aber wir müssen reden!" begann Marco mit eiskalter Miene und nahm mich am Handgelenk. Er schliff mich einmal quer durchs Schloss bis ins Arbeitszimmer und verriegelte die Tür hinter uns. Wir nahmen alle in den Stühlen und Sesseln platz, wobei ich mich auf den Sessel zwischen meinen Freundinnen setzte.
"Also es ist jetzt äußerst wichtig, dass ihr alle zuhört!" begann Marco und wir drehten ihm alle die Köpfe zu, na ja alle außer mir. Denn zum Einen tat mir alles weh und zum Anderen konnte ich mir denken, über was wir jetzt reden würden.
"Claire?" forderte er mich auf, mich zu ihm umzudrehen. >>Und wenn es nur mein Kopf ist, es tut weh und daher werde ich es ganz bestimmt nicht tun! Aber was hilft es schon?!<< dachte ich ärgerlich und noch während mein Rücken zu Marco zeigte und ich begann mich aufzurichten, begann ich zu sprechen. Mit einem Mal war meine ganze Müdigkeit wie weggeblasen und meine Stimme war eiskalt, mein Gesichtsausdruck gefühls- und ausdruckslos, meine Bewegungen steif.
"Bitte nehmt es mir nicht übel, aber wenn wir es schon so öffentlich machen, warum lässt du es mich ihnen nicht in Ruhe sagen, sondern schleifst mich hier hin und einmal quer durchs Schloss? Noch auffälliger ging es wohl nicht mehr oder? Sollen sie direkt erfahren was wir vorhaben oder willst du mich vorführen, schreien wer ich bin und zusehen wie ich hänge? Na ja immer hin würde ich dann mit Zain zusammen hängen! Ach bitte verzeih mir, dann bin ich dir ja nicht mehr von Nutzen und du müsstest deine Tat vor meinem verstorbenen Vater rechtfertigen!" ich hatte es mittlerweile geschafft mich zu Marco umzudrehen und durchlöcherte ihn mit Blicken, und wenn diese hätten töten können, hätte er bereits hunderte Pfeile im Körper stecken und läge tot am Boden. In diesem Moment konnte ich einfach all die Wut der vergangenen Zeit rauslassen! Ich war wütend und hätte ihn nur zu gerne umgebracht für sein Verhalten.
"Claire! Komm zur Vernunft! Marco würde so etwas niemals tun und das weisst du, von uns allen wohl am besten, oder irre ich mich?! Schließlich kennst du ihn ja nun schon seit so gut wie 17 Jahren!" fuhr mich nun Rórdár an und ich konnte nicht glauben, dass Marco sich nicht einmal selber verteidigen konnte!
"Ihm hast du es also schon erzählt?!" ich war wirklich bemüht die Flamme in meiner Seele zu bändigen und nicht loszuschreien. Ich konnte es einfach nicht glauben!
"Er war die letzte Zeit immer bei uns und abgesehen davon, wusste ich er würde auf unserer Seite sein!" versuchte sich Marco verzweifelt und wütend zu verteidigen. Ich stierte ihn jedoch einfach nur an, schüttelte den Kopf, stand auf und wandte mich dann zum Gehen. Ich war hier fertig!
"Claire von- " weiter kam Marco nicht, denn ich war, trotz Schmerzen, herumgewirbelt und funkelte ihn böse an.
"Claire, was ist los?" mischten sich Emma und meine anderen Freundinnen ein, mit Ausnahme von Sarah und Janina, da diese es ja bereits wussten. Mit einem Mal war meine ganze Wut wie weggeblasen und ich drehte mich langsam zu ihnen um, meine Beine begannen zu zittern, als hätte ich meine ganze Kraft und Energie in meinem Wutausbruch aufgebraucht. Meine Beine knickten ein und ehe ich auf dem Boden aufkam, fing mich Marco blitzschnell auf und setzte mich in den Sessel, welcher allen anderen gegenüber stand. Ich sah ihn dankbar und flehend an, doch sein Blick war hart und ließ keine Widerworte zu. Er würde mich nicht zurück auf mein Zimmer bringen, nicht ehe ich geredet hatte.
"Du hast recht Claire, Marco hat es mir erzählt, aber ich würde es ganz gerne nochmal von dir hören." bemerkte Rórdár vorsichtig und ich nickte langsam. Mit einem Blick in die Gesichter meiner Freundinnen, vergewisserte ich mich, dass sie bereit waren, dass was ich zu erzählen hatte, zu hören und zu verarbeiten.
"Wo beginne ich? Am besten wohl am Anfang. Mein wahrer Name ist Claire von Fantasaya, geboren bin ich, wie ihr wisst am 22. März meine Eltern starben an meinem siebten Geburtstag in den Flammen, welche in jener Nacht nicht nur das Schloss, sondern auch meine Eltern und einige andere Menschen verschlangen. Kurz darauf kam ich zu meiner Tante und lebte fortan bei ihr. In den letzten Jahren waren wir ständig auf der Flucht. Denn sobald meine Tante das Gefühl hatte wir wären von der Regierung entdeckt worden, floh sie mit meiner Cousine, meinem Cousin und mir in eine andere Stadt. Warum sie jedoch nie das Reich verließ weiß ich bis heute nicht. Also um es kurz zu machen: ich bin die tot geglaubte Prinzessin." ich hielt den Blick gesenkt und hob diesen erst, als ich plötzlich die warme Hand von Marco auf meiner Schulter spürte. Er hatte sich hinter meinen Stuhl gestellt, wie eine Wache hinter ihrem Herrn. Unterdessen war es totenstill geworden im Raum.
"Was hast du jetzt vor?" brach schließlich Luna die Stille und sah mich abwartend an.
"Frag mich was Einfacheres! Auf jeden Fall dem Adler die Flügel stutzen und Zain aus dem Gefängnis holen..." antwortete ich verbittert und Rórdár und Marco begannen zu grinsen. Doch es war kein freundliches Lächeln, sondern ein Lächeln voller Mord- und Kampflust.
"Wir haben nicht mal einen Plan und ihr denkt schon an einen Kampf. Ist das euer Ernst?!" grinste ich die zwei an und sofort flogen ihre Blicke zu mir.
"Ach, bist du dir sicher, dass du keinen Plan hast? Deine Augen strahlen schließlich auch schon." antwortete Marco, immer noch grinsend.  
Den restlichen Abend, sprachen wir noch lange über meine wahre Identität und ich wurde natürlich immer wieder mit Fragen gelöchert. Irgendwann kam ich dann aber doch noch ins Bett.

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