Ich hatte endlich herausgefunden in welchem Raum ich hier war. Es war das alte königliche Krankenzimmer für verwundete Krieger. In meinem Kopf erstellte ich eine Gebäudekarte und schaute Dragni, mit einem unheilvollen Grinsen dann an.
"Wenn du mich so ansiehst, bedeutet das in der Regel nichts Gutes..." sagte er vorsichtig.
"Ach komm schon! Du denkst doch wohl nicht im Ernst, dass ich meine Freunde und Familie im Stichlasse, oder? Abgesehen davon, habe ich eine Aufgabe für dich: Du musst Zain finden und mir sagen wo genau er sich befindet." mit diesen Worten verließ ich den Raum und machte mich auf den Weg in mein Zimmer, um mich umzuziehen.
Kurze Zeit später schritt ich durch die Gänge des Schlosses, hinunter zu den Gefängnissen. Dragni hatte mir erzählt wo genau sich Zain befand.
Vor der ausgetretenen Treppe, welche in die Tiefen des Schlosses führten blieb ich stehen, zog mir die Kaputze tiefer ins Gesicht und legte meine Hand auf den Griff meines Schwertes. Zügigen Schrittes, ging ich die Stufen hinunter und kam bei einer großen Gitterwand heraus. In der Mitte dieser Wand war eine Türe und diese wurde zu meinem großen Bedauern von zwei bewaffneten Wachen bewacht. Ich versuchte es erst gar nicht auf dem normalen Weg sondern griff unbeachtet nach der Wand neben mir. Ich fand eine Holztür und zog sie auf, leise schwang sie auf und gab einen Gang frei. Ehe ich eintrat, blickte ich nochmal um die Ecke und kontrolliete, ob die Wachen auch wirklich nichts mitbekommen hatten, doch diese standen einfach nur da und schienen mich nicht bemerkt zu haben. Also betrat ich den Gang, welchen die Holztür offenbart hatte und schloss sie anschließend hinter mir. Im Gang selber war es stockdunkel und ich tastete mich vorwärts. Leise um keinen Verdacht auf mich zu ziehen schlich ich durch den Gang. Nach einer Kurve, war ich am Ende des Gangs und verließ die Mauern durch eine kleine Steintür. Ich befand mich im hintersten Winkel des Verlieses. Suchend sah ich mich um und erkannte, dass ich genau in der richtigen Zelle herausgekommen war. In der gegenüberliegenden Ecke saß ein in sich zusammen gesunkender Zain und regte sich nicht. Angst machte sich in mir breit und ich trat auf ihn zu.
"Zain? Zain?" wisperte ich und sah ihn an.
"Warum bist du hier? Du hast hier nichts verloren, du solltest gar nicht hier sein. Denn ich muss nicht noch eine Prüfung ablegen, um hier bleiben zu können, sondern du! Wenn du das geschafft hast, kannst du mich immer noch hier rausholen..." ihm versagte die Stimme und ich bekam Angst.
"Was haben sie mit dir vor?" fragte ich mit zitternder Stimme und Zain hob den Kopf und sah mir in die Augen.
"Nach eurer Prüfung wird mich das gleiche Schicksal ereilen wie Tom. Ich werde hingerichtet und bis dahin versuchen sie täglich Informationen aus mir herauszubekommen." antwortete er mit einem verbitterten Ausdruck im Gesicht. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich schüttelte den Kopf um auf andere Gedanken zu kommen.
"Ich werde dich ganz bestimmt nicht hier zurücklassen!" sagte ich bestimmt und mit Tränen in den Augen. Warum sollten alle die mir wichtig waren sterben?! Das war nicht fair....!
"Doch das wirst du Claire! Wenn ich raus komme wird mit Sicherheit irgendwer die Verbindung zwischen dir und mir spinnen und du sitzt dann genauso in Schwierigkeiten wie ich! Außerdem musst du deinen rechtmäßigen Platz einnehmen!" ich wusste, dass er recht hatte, aber ich wollte und konnte es einfach nicht akzeptieren. Er schloss mich in eine feste Umarmung und ich legte mein Gesicht an seine breite Brust. Eine ganze Weile saßen wir so da, bevor wir hörten, dass jemand kam und Zain mich sanft, aber bestimmt von sich wegschob.
"Geh jetzt!" flüsterte er und ich tat wie mir geheißen wurde. Schnell glitt ich in den Gang und schloss mit zitternden Fingern die Tür. Durch die Tür drangen Stimmen und ich lauschte gebannt, denn das Risiko erwischt zu werden wie ich durch die Schlossmauern schlich war zu groß. Also stand ich einfach nur leise da. Lauschte auf die Stimmen und die Schritte.
"Na mein Lieber? Heute bereit uns Fragen zu beantworten?" drang die Stimme an meine Ohren und ich gefrohr zu Eis. Nicht nur das die Stimme vor Schleim nur so triefte - Nein! Es war auch noch die Stimme von Jack, jenem von dem ich dachte er würde an seiner Wunde verrecken oder zumindest noch etwas länger ausgeschaltet sein.
"Es kommt einzig und allein auf die Art von Frage an, die Ihr mir stellt..." antwortete Zain provozierend und ich war überrascht mit welcher Kraft und welchem Mut er diesem Mistkerl entgegen trat.
"Wer ist die Prinzessin, wo versteckt sie sich und gehe ich richtig in der Annahme, dass es Claire ist?" auch ohne ihn zu sehen, konnte ich das dreckige Grinsen auf seinem Gesicht förmlich vor mir sehen.
"Und warum sollte ich diese Fragen beantworten? Ob ich nun antworte oder nicht macht wohl keinen Unterschied. Ich werde doch so oder so am Galgen enden..." hörte ich wieder Zains amüsierte Stimme.
"Vielleicht, aber dann endest du dort nicht alleine. Denn die Prinzessin würde dir Gesellschaft leisten. Ihr könntet dann zusammen ins Jenseits spazieren. Klingt doch reizend für dich. Den einst so ergebenen und treuen Diener der Prinzessin."
"Ihr habt recht! Ich war, bin und werde immer der ergebene und treue Diener der Prinzessin sein! Und desshalb bekommt ihr die Informationen nur über meine Leiche!" warf er Jack die Worte an den Kopf. Im nächsten Moment hörte ich eine Peitsche und Zain scharf durch die zusammengebissenen Zähne luftholen. Das ging die ersten zwei bis drei Schläge so, ehe ich einen dumpfen Schlag und Zain aufschreien hörte! Danach war es still. Alles was man hörte war das Gelächter von Jack und seinem Gefolge und wie die Gittertür verschlossen wurde.
"So ein Sturschädel! Aber irgendwann wird er schon reden...." mehr verstand ich nicht mehr denn Jack war außer Hörweite. Zitternd sank ich zu Boden, schon beim ersten Schlag, hätte ich beinnahe aufgeschriehen. Hatte es aber noch geschafft, mir rechtzeitig die Hände vor den Mund zu schlagen und so den Schrei unterdrückt. Ich merkte wie mir die Tränen die Wangen herunter liefen. >>Zain geht für mich durch solche Qualen und glaubt an mich! Und was tue ich? Ich sitze hier, heule mir wieder einmal die Augen aus dem Schädel und spiele das schwache kleine Mädchen. So bin ich weder Zain, noch den Menschen in den Dörfern eine Hilfe. Was würden jetzt nur meine Eltern und besonders mein Vater von mir denken?! Statt zu kämpfen und mir zu holen was mir zusteht, sitzte ich heulend hier herum...<< Ich wischte mir die Tränen weg und stand auf. So schnell würde ich nicht aufgeben! Ohne zu wissen, was ich jetzt machen wollte, lief ich durch die Mauern des Schlosses. Zurück in mein Zimmer. Holte meinen Helm und beeilte mich ungesehen zu den Drachenställen zu kommen. Die Kaputze meines Mantels tief ins Gesicht gezogen, huschte ich durch die Nacht. In den Ställen angekommen, machte ich Midnight für den nächtlichen Ritt fertig.
"Darf ich erfahren, wie ich zu dem Vergnügen komme, wieder einmal mit dir zusammen die Regeln zu brechen? Welche meiner Meinung nach sowieso sinnlos sind." wollte Midnight wissen, als ich den Gurt des Sattels festzog.
"Nun ja, also erstens macht es mir Spaß mit dir durch die Nacht zu fliegen und zweitens macht es auch mir Spaß, die Regeln zu brechen." erwiederte ich mit einem Grinsen. Und so schossen wir kurz darauf durch die Nacht und machten den Himmel unsicher. Frische Nachtluft schlug mir entgegen und ich sog sie tief in meine Lungen ein.
"Lass uns zurück zum Schloss!" rief ich nach einer Zeit und lenkte sie zurück. Denn ich hatte das Gefühl, dass wir sonst noch ärger bekämen, nicht dass mich das weiter gestört hätte, aber so kurz vor der Prüfung konnte ich auf derartige Zwischenfälle verzichten.
Leise landeten wir vor den Stallungen und schlichen uns hinein.
"Ich bin total erschöpft Midnight...." gähnte ich, als wir wieder zurück waren.
"Sieh es positiv, es war ein hervorragendes Training, oder nicht?" witzelte sie und entlockte mir ein Grinsen.
"Ja, das war es wohl. Schlaf gut Midnight..." damit drehte ich mich um und verließ leise den Stall. Als ich durch die Stalltüre trat, sprang ich gerade noch rechtzeitig in den Schatten des Gebäudes und drückte meinen Rücken gegen die kalten, harten Mauern. Es waren zwei Generäle, doch ich kannte nicht ihre Namen. Allerdings war ich mir sicher, dass sie meinen dafür umso besser kannten und so entschied ich mich ihnen aus dem Weg zu gehen. Denn selbst wenn sie ihn nicht kennen würden, würde ich mächtigen Ärger bekommen, wenn sie mich erkennen sollten. Als sie vorbei gegangen waren, setzte ich meinen Weg fort und horchte auf jedes noch so kleine Geräusch, welches auf die Anwesenheit eines anderen Kriegers hinweisen könnte. Ungesehen gelang ich ins Schloss und ließ mich in meinem Raum in mein Bett fallen.
DU LIEST GERADE
Drachenkrieger
FantasyAls ehemalige Prinzessin von Fantasia, hat es die 17 jährige Claire nicht ganz einfach. Auch ihre Cousine macht ihr das Leben zur Hölle, als sie im Schloss zur Kriegerin ausgebildet wird, lernt sie wie wichtig Freunde sind. Sie lernt die Freundscha...