Ich ließ das Bild auf mein Bett fallen, und stand leise auf. Ich öffnete die Tür, und späte hinaus. Kein Marco und auch kein Zain, das schien schon fast zu einfach. Ich huschte so leise wie nur irgendwie möglich durch die Gänge. Immer mit einem Ohr am lauschen ob jemand kam. Ich schaffte es umgesehen aus dem Schloss. Doch jetzt musste ich noch zu den Ställen kommen. Misstrauisch sah ich mich nach allen Seiten um, und setzte meinen Weg nach den Stallungen fort. Dort angekommen öffnete ich leise die Tür und schlüpfte durch den Spalt. Im Stall selber war es warm, und man hörte das ruhige Atmen der Drachen. Immer noch darauf bedacht, nicht zu viel Lärm zu verursachen, schlich ich weiter. Nightmare, schien mich schon zu erwarten.
"Alle Achtung, selbst in dieser schweren Uniform bist du leise, wie eine Katze auf der Jagd." wurde ich von ihm begrüßt und ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
"Danke." sagte ich verlegen.
"Komm besser rein." gab er zu bedenken, und ich trat in seine Box. Nightmare legte sich hin und bot mir den Platz auf seinen kräftigen Hinterpranken an, welche leicht abgewinkelt auf dem Boden lagen. Dankend setzte ich mich, und er begann zu erzählen. Von Anfang an. Von dem Tag als er meinem Vater das erste Mal begegnet war.
"Dein Vater war, genau wie du noch ein Kind gewesen als er das erste Mal von seinem Vater hierher gebracht wurde. Zu der Zeit, war auch ich noch ein Jungdrache in der Ausbildung. Immer sah er mich an und versuchte sich in Gedanken mit mir zu unterhalten. Bis er es schließlich konnte verging nicht einmal ein Jahr. Auch er wurde ausgebildet. Zwar in zwei Bereichen, aber er war gut im Kämpfen. Wie er sich beim königlichen Training schlug wusste ich nur von seinen Erzählungen. Als er mit dem Drachenreitertraining begann, wurde ich sein Drache, zusammen bildeten wir eine Einheit.
Er müsste ungefähr in deinem Alter gewesen sein, vielleicht auch ein oder zwei Jahre jünger, da fing er im Training an in den Augen der Anderen, leichtsinnig zu werden. Er machte Alleingänge beim Training, um Andere oder mich nicht in Gefahr zu bringen. Ich realisierte, dass er es tat um andere zu schützen. Auch in seinen Augen, loderte damals die Flamme des Kampfes. In seiner ersten Schlacht, kämpften wir Seite an Seite. Drachen kamen, und anders als sein Bruder, welcher der Meinung war, dass alle Drachen gut waren, erkannte er, dass diese neuen Drachen nicht mit friedlichen Absichten gekommen waren. Auf einmal, begann er Befehle zu erteilen. Der ehemalige Kriegsführer, war in eben dieser Schlacht gefallen. Also übernahm er seine Aufgabe und zusammen mit den Anderen flogen wir auf die fremden Drachen zu. Jeder nahm sich einen vor. Auch wir, doch dieser hatte mich am Flügel verwundet. Ich musste notlanden. Doch dein Vater war abgesprungen und wollte diesen Drachen auf eigene Faust besiegen. Er wusste, dass es gefährlich war, doch er wollte nicht das weitere Drachen oder Menschen von diesem Drachen verletzt wurden. Damals war es die junge Moonlight gewesen, die deinem Vater zu Hilfe gekommen war. Zusammen töteten sie ihn. Dein Vater hatte sich danach jedoch nicht, wie vermutet, von mir abgewandt und mit Moonlight eine Einheit gebildet, sondern kam zu mir und blieb auch die nächsten Nächte bei mir, bis mein Flügel wieder vollständig geheilt war. Kurz danach, wurde er zum König gekrönt. Denn sein Vater war alt, und übergab daher ihm das Amt. Eigentlich wollte dein Vater gar nicht. Doch er tat seinem Vater den Gefallen. Natürlich musste er auch heiraten und den ganzen Kram, aber er tat es mit Würde. Alles was das Schicksal für ihn bereit hielt, trug er mit Würde. Die nächsten Schlachten führte er an, obwohl er der König war. Er konnte nicht anders. Er konnte das Feuer in seinem Inneren nicht für immer unter Verschluss halten. Doch eben dadurch, dass er selber im Kampf war, und nicht nur andere für sich kämpfen ließ, machte er sich einen Namen, und auch sein Ansehen bei der Bevölkerung und den Soldaten wuchs.
Ich weiß noch, wie er eines Tages auf einmal freudestrahlend hier in den Stall gerannt kam. Er war so überglücklich, dass ich mir bereits denken konnte, dass irgendetwas passiert sein musste. Und dann bekam ich die Nachricht, dass er eine Tochter geschenkt bekommen hatte. Ich freute mich mit ihm, und bat ihn sie mir so schnell es ging vorzustellen. Mit einem halben Jahr, als deine Mutter beschäftigt war, nahm er dich das erste Mal mit. Du kannst dich daran wahrscheinlich, gar nicht mehr erinnern. Aber dein Vater war so stolz. Als ich dich sah, wurde mein Herz ganz schwer. Ich hätte dich ihm am liebsten weggenommen und als meine eigene Tochter großgezogen. Doch das ging natürlich nicht. Danach sah ich dich erst mit sechs Jahren wieder. Du warst so klein und deine Augen strahlten so, als du mich sahst. Du hast mich direkt an deinen Vater erinnert. Alle hier im Stall, mochten dich vom ersten Moment an. Doch richtig glücklich war ich, als du mit deinem Vater zusammen auf mir geritten bist. Silberstern war so eifersüchtig, weil du mit mir und nicht mit ihm geflogen bist. Als wir am selben Abend dann..." er legte eine Pause ein und sah mich vorsichtig an. Denn er wusste wie verletzlich ich bei diesem Thema war.
"Sprich doch bitte weiter, der Teil der jetzt kommt ist zwar traurig und ich würde ihn am liebsten ungeschehen machen, aber das kann ich leider nicht und so ist es nun einmal." baht ich und versuchte dabei das Zittern in meiner Stimme zu verbergen.
"Du bist stark, doch trotzdem zitterst du. Du kommst eindeutig mehr nach deinem Vater als nach deiner Mutter." sagt er einfühlsam. Ich sah ihn eindringlich an. Denn er sollte weiter erzählen.
"Also gut wo waren wir.... ach ja! Als wir an diesem Abend dann die Flammen sahen, die das Schloss verschlangen, galten meine Gedanken deinem Vater und dir. Als ich sah, dass Zain dich raus schleifte, aber dein Vater fehlte war ich total verzweifelt. Ich schoss in die Flammen, aber als ich gerade die ersten Flammen an meinen Brustschuppen fühlte, brach alles zusammen. Ich flog zurück, in den Stall. Ich war am Boden zerstört. Ich wusste nicht, ob du wirklich überlebt hattest. Du und dein Vater ihr fehltet mir. Alle Drachen waren todunglücklich, als wir erfuhren, dass ihr alle tot sein solltet. Doch ich hatte gesehen, dass du nicht mehr im Schloss gewesen bist. Aber keiner der Anderen wollte es mir glauben. Ich hoffte, dass ich recht behalten würde, und du noch lebst. Doch du kamst nicht und auch die Stallburschen, Zain und sogar Marco sagten uns nichts anderes, als dass du tot seist. Wir verloren den Glauben, daran das du noch lebst. Bis zu jenem Tag, als ihr in Fantasia auftauchtet. Es war Feuerstern, der die Nachricht verbreitete. Am Ende des Tages, war der ganze Stall mit Hoffnung erfüllt und keiner sagte es den Menschen. Als Dragni auf einmal landete und uns erzählte was los war, waren wir alle draußen um ein wenig zu fliegen. Natürlich konnte ich selber nicht mit. Aber Midnight, welche eigentlich hier bleiben sollte, Feuerstern und ein paar andere, kamen euch ja zu Hilfe. Nachdem Midnight wieder zurück war, und einen riesen Ärger von Zain bekommen hatte, fragte ich sie was passiert sei. Sie berichtete mir, dass sie ihre Reiterin gefunden hätte. Natürlich war ich neugierig, wer es war, und wie sie es erkannt hatte. So berichtete sie mir, dass du es wärst. Irgendwie freute ich mich für sie, doch ich war auch traurig. Denn auch ich wäre gern dein Kampfdrachen geworden. Als ich sie fragte ob sie sich ganz sicher sei, dass du ihre Drachenreiterin wärst, erzählte sie mir von dem schwarzen Mal an deiner Schulter. Mir war klar, dass du wirklich ihre Reiterin wärst, und gratulierte ihr. Danach warst du ja ständig hier. Und kennst daher den Rest der Geschichte." beendete er seine Erzählung.
"Weißt du, wessen Zahn, das an deinem Armband ist?" fragte er plötzlich, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten, und stieß ganz leicht mit seinem Nasenhöcker, gegen den Anhänger.
"Nein, leider nicht." gab ich zu und er sah mich mit einem Glänzen in den Augen an.
"Wie du bestimmt weißt, bewahren wir Drachen unsere ersten Zähne immer auf. Diesen Zahn dort, schenkte ich deinem Vater, welcher ihn an dieses Armband anbrachte. Wann immer wir Kämpften trug er es. Ob nun zum Training oder im richtigen Kampf. Er trug es immer als Glücksbringer. Als du geboren wurdest, ließ er in die Klinge des kleinen Schwertes, und auch in den Griff seines großen Schwertes, deinen Namen eingravieren. Auf diesem Weg wollte er es vermeiden, dass beides, nach seinem Ableben, in die falschen Hände geraten würde." erklärte mir Nightmare.
"Das ist ihm wohl auch gelungen." erwiderte ich und schluckte schwer.
"Aber wie ist die Regierung an die Macht gekommen?" wechselte ich das Thema um nicht schon wieder zu weinen.
"Na ja, deine Eltern waren tot. Du warst verschwunden, also in ihren Augen auch tot, genau wie dein Onkel. Somit wäre es dein Cousin gewesen, der der Nachfolger geworden wäre. Er wollte aber nicht und lehnte es ab. Deine Cousine wollte auch nicht. Somit waren alle Anwärter auf den Thron aus dem Weg geräumt. Und sie selber konnten die Macht ergreifen." sagte er und Hass klang in seiner Stimme mit.
"Verstehe." antwortete ich ihm nur. Ich wusste nicht mehr was ich noch sagen sollte.
"Es ist spät, wir sollten beide so langsam schlafen. Meinst du nicht?" brach er sanft das Schweigen und ich streckte mich.
"Ist gut." sagte ich müde und stand auf. Auch Nightmare erhob sich. Er drückte seinen Kopf gegen mich und atmete warme Luft aus seinen Nüstern.
"Gute Nacht, Nightmare." sagte ich liebevoll und drückte ihn noch einmal.
"Gute Nacht Prinzessin Claire." erwiderte er mit einem frechen Grinsen auf den Lefzen. Damit ging ich zurück ins Schloss. Auf halbem Weg zurück legte sich plötzlich eine große, starke Hand auf meine Schulter. Ich griff instinktiv nach meinem Schwert und drehte mich um. Die Hand war unterdessen von meiner Schulter verschwunden, und hielt nun ebenfalls ein Schwert in der Hand. Mit einem metallischen klirren, schlug mein Schwert gegen das, des vermeintlichen Angreifers.
"Alle Achtung! Du hast Reflexe. Du hättest mich fast umgebracht." sagte Marco, sichtlich amüsiert.
"Hättest mich ja nicht so erschrecken müssen." gab ich monoton zurück, während ich mein Schwert wieder in die Scheide zurücksteckte.
"Was machst du überhaupt noch hier? Wenn ich mich recht entsinne, ist es euch ab zehn Uhr untersagt die Zimmer zu verlassen. Wir haben jetzt kurz vor zwölf, also schon seit fast zwei Stunden Ausgangsverbot." erwiderte er misstrauisch.
"Ich konnte nicht schlafen, und bin daher an die frische Luft gegangen." log ich.
"Und dafür konntest du nicht auf den Balkon deines Zimmers gehen? Wir wussten schon warum wir dir das Zimmer geben. Damit du mit einer solchen Ausrede nicht durchkommst." grinst er mich an.
"Man kann sich auf einem Balkon auch so wunderbar die Beine vertreten. Ich muss schon sagen, eine vortreffliche Idee." feuerte ich zurück.
"Warum bist du wirklich hier draußen?" fragte er.
"Ich konnte nicht schlafen." widerholte ich mich. Er murmelt irgendetwas von Vater und Tochter. Den Rest verstand ich nicht.
"Was?" fragte ich.
"Ach nichts, geh jetzt ins Bett." bekam ich nur zur Antwort.
"Nein, was hast du über meinen Vater gesagt?" fragte ich noch einmal.
"Du hast es ja doch verstanden." sagte er und zog eine Augenbraue hoch.
"Nur Vater und Tochter, mehr nicht." gab ich zurück.
"Es reicht, geh rein!" sagte er schroff und drehte sich um. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Aber fürs Erste ging ich wieder rauf in mein Zimmer. Kaum hatte ich die Tür geschlossen, brach ich auf dem kalten Boden zusammen. Ich fühlte mich so verloren. Meine Freundinnen gingen mir aus dem Weg, oder vielmehr ging ich ihnen aus dem Weg. Aus Angst sie könnten es herausfinden. Marco war distanziert, und Zain, ließ sich erst gar nicht mehr blicken. Allerdings musste ich dazu sagen, dass ich mir auch keine wirklich große Mühe gab, mit meinen Freundinnen wieder mehr Kontakt zu haben. Aber dachten denn alle, dass wenn sie mich alleine lassen, würde ich aufgeben? Das konnten sie vergessen. Niemals gäbe ich wegen so etwas auf! Ich war eine Kämpferin. Und allein der Gedanke an meinen Vater, der sowohl Kämpfer als auch König war, machte mich stark.
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Drachenkrieger
FantasyAls ehemalige Prinzessin von Fantasia, hat es die 17 jährige Claire nicht ganz einfach. Auch ihre Cousine macht ihr das Leben zur Hölle, als sie im Schloss zur Kriegerin ausgebildet wird, lernt sie wie wichtig Freunde sind. Sie lernt die Freundscha...