║"Words can be likes knives, they can cut you open."
Manchmal wünsche ich mir das Gefühl der Wut zurück. Das Gefühl des alles vernichtenden, alles einnehmenden Zorns, der kurz nach deinem Weggehen über mich herfiel. Doch er hatte mich schnell aufgefressen. Das Feuer, das in meinen Adern tobte war viel zu schnell ausgebrannt. Und was zurückblieb, war weitaus schlimmer.
Die Reste meines erbärmlichen Selbst, bestehend aus Schuld, Unverständnis und Vorwürfen. Ein Trümmerhaufen, der einmal ein Mensch gewesen war.
Manchmal ist es besser, jemanden einfach hassen zu können, als zu versuchen, ihn zu verstehen. Ich wünschte, ich hätte dich hassen können.
Dabei wollte ich dich nur verstehen. Ich wollte hassen, was du an mir gehasst hast.
Vielleicht kann ich dir vergeben, aber mir selbst werde ich niemals den Gefallen tun.
***
Ich beobachtete Aimee heimlich, während wir durch den mittlerweile liegengebliebenen Schnee zurück zur U-Bahn Station stapften. Unsere Schritte knirschten auf dem Asphalt und vermischten sich mit ihrem aufgeweckten Geplapper.
Beflügelt durch meine Entscheidung, sie weiterhin mit mir zu nehmen, schien sie die Kälte ganz vergessen zu haben, obwohl ihre Lippen immer noch bläulich schimmerten. Sie gestikulierte wild und mir fiel auf, dass ihre Schilderungen von einem starken Mienenspiel getragen wurden, das mich ihre Emotionen lesen ließen, als wäre sie ein offenes Buch.
Ich hörte bald nicht mehr zu, was sie mir erzählte- nein, ich forschte einfach in ihrem Gesicht und fand eine seltsame Befriedigung darin. Ich fand Gefallen daran, weil das etwas war, was ich bei Dir niemals gekonnt hatte. Du warst verschlossen und konntest dein Gegenüber wunderbar manipulieren. Ich hätte Dir jede Lüge glauben können. Ich habe Dir jede Lüge geglaubt.
Aimee sah aus, wie vom Wind geküsst. Als hätte der Winter ihr seinen eiskalten Atem eingehaucht. Als hätte der Wind Gefallen an ihrem schmalen Körper gefunden und sich gierig seinen Weg unter ihre Kleider gesucht. Als wäre er lustvoll über ihre blasse Haut gestrichen, wie der Atem eines Liebhabers.
Ja, sie schien ihm entsprungen zu sein. Der Luft und der Kälte und dem Schnee. Immer noch verhedderten sich kleine Eiskristalle in ihrem haselnussbraunen Haar, das ihr in leichten Locken auf die Schultern fiel. Ihre Wangen waren gerötet, ich wusste nicht, ob von der Kälte oder der Eindringlichkeit ihrer Worte. Den vollen Lippen entwich die Luft in einem sichtbaren Hauch, der sich elegant in die Nacht erhob, für einige Sekunden vom Wind getragen wurde und dann für immer verschwand. In diesen Sekunden war sie vollkommen Eins mit ihrer Umgebung. Sie war ein Geschöpf des Winters. Das Einzige, was mich an den Sommer erinnerte, waren ihre Augen.
Es schlummerte eine Lebendigkeit in ihnen, die das Leben selbst verkörperte. Beinahe flüssig waren sie, wie kleine Bäche. Ich sah Bewegung in ihnen. Licht.
Und da wurde mir bewusst, dass sie keine Eisheilige war, sondern ein Mädchen, das bitterlich fror. Der Verlust der Wärme und die Farbe des Schnees machten ihre Haut noch blasser. Elegant, wie aus Glas, aber sie war sterblich. Ihr Körper kühlte gerade gefährlich ab und ich stand nur da und bewunderte stumm den Prozess.
„Du frierst.", unterbrach ich ihren unermüdlichen Redefluss also rasch. Sie schien meine Anwesenheit beinahe vergessen zu haben, denn sie wirkte verwirrt, als ich sie so barsch ansprach.
„Was?", ihre Lippe zitterte, als sie mich schüchtern unter dem dichten Kranz ihrer Wimpern anblinzelte.
„Du frierst.", stellte ich das Offensichtliche noch einmal fest und zwang mich dazu, diesmal freundlicher zu klingen. Aber ich kam nicht umhin mich über meine eigene Unaufmerksamkeit aufzuregen.
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Cloverfield
Fanfiction„New York ist einer der schlimmsten Orte auf der Welt, um einen schlechten Tag zu haben. Und einer der besten, für einen guten." Aimee Boyle hat einen guten Tag. So lange jedenfalls, bis sie auf dem Heimweg in der U-Bahn auf den zynischen Harry trif...