Hedonism

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║ "I hope I don't run out of time, can someone call a referee? Cause I just need one more shot at forgiveness."


Vielleicht habe ich es schon immer gewusst. Von dem Augenblick an, in dem du in mein Leben tratest. Ich war kaputt. Vollkommen abgefuckt und niemand konnte mir helfen- am wenigsten ich selbst.

Aber es war auch nicht so, wie in all den Büchern und Filmen, denn du warst im Grunde nicht besser.

Wir waren nur zwei scharfe, kantige Scherben, die einander unbedingt ergänzen wollten. Dabei waren wir niemals gut für einander, wir verletzten einander nur noch mehr.

Was für ein verzweifelter, naiver Gedanke, dass wir einander retten könnten. Die Realität ist so viel schärfer, Baby. Schärfer, als die Schnitte in meiner Haut oder in deiner.

Die Wahrheit ist: Eine geklebte Vase kann nie wieder ganz heil werden. Sie wird niemals in demselben Licht erstrahlen, wie als Ganzes... Und so können auch wir einander nicht vormachen, ein passendes Teil für die kaputte Seele des jeweils anderen zu sein. Ich wünschte, ich hätte es damals kapiert. Das, was ich schon immer wusste.

Und ich wünschte, du könntest mir vergeben...

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Erneut klopfte- nein, hämmerte- ich an Liams Haustür. Mir ging ordentlich die Düse. Keine Ahnung, was die Worte dieser Aimee bewirkt hatten, aber es hatte geholfen. Irgendwie. Denn fuck, sie hatte recht gehabt. Ich konnte nicht einfach von hier verschwinden, nur weil sich Liam nicht von seiner kooperativen Seite gezeigt hatte.

Das war nicht der Plan von heute Nacht. Einfach zu verschwinden war keine Option. Ich wusste, dass ich mehr versuchen musste. Mehr, als das. Es war schwer, aber ich musste ihn davon überzeugen- und mich selbst überzeugen, dass ich nicht mehr dasselbe Arschloch war, wie noch vor drei Jahren. Gewiss, ich war immer noch ein ziemlicher Wichser, aber einer, der um Vergebung bat und das ging nun mal nicht mit nur einem Brief.

Diesmal ließ sich Liam deutlich mehr Zeit. Vermutlich ahnte er, wer vor seiner Tür stand und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Ich hatte sein Unbehagen und die Wut, die unter der Oberfläche brodelte sehr deutlich gespürt und Liam war nicht unbedingt Meister darin, dagegen anzukämpfen. Genauso wenig wie ich. Wir beide waren temperamentvoll und stur. Selten gaben wir uns damit zufrieden, wenn wir unsere Meinung nicht durchsetzen konnten und waren schon früher das ein oder andere Mal deswegen aneinander geraten. Nicht so, wie Zayn und ich, aber dennoch... Immerhin war Liam immer einsichtig gewesen, was ihn von Zayn unterschied. Trotz seiner Wut hatte er eine Seite an sich, die verständisvoll und vernünftig reagierte. Etwas, was ich wirklich an ihm geschätzt hatte, doch heute Abend würde es schwierig sein. Wie ich ihn kannte, würde er alles dafür tun, dagegen anzukämpfen. Er wollte mir kein Verständnis entgegenbringen und wenn ich ehrlich war verdiente ich es auch nicht viel besser.

Und doch- erklären wollte ich mich. Ich musste sogar.

Liam riss beinahe die Tür aus den Angeln und funkelte mich wütend an: „Was willst du, Styles?", seine Wut brachte mich irgendwie auf die Palme, aber ich redete mir ein, dass es besser war, als gar keine Worte, also schwieg ich und er lachte. Ein ziemlich unfreundliches, unterkühltes Lachen, das eher einem Schnauben glich. Ein Laut, den ich selten von Liam gehört hatte und der sein ganzes Misstrauen und seine Missgunst innehielt.

Eine Braue hob sich über den braunen Augen, die mich widerwillig von oben bis unten musterten. Emotionslos nahmen sie meine Erscheinung auf. Mein lang gewordenes Haar, das zu einem hastigen Knoten im Nacken zusammengefasst war, und meinen Mantel, der entschieden zu leicht für diese Jahreszeit war. Ob ihm bewusst war, dass er sich ebenfalls verändert hatte?

CloverfieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt