Shadowland

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║"Ich will nur, dass du weißt, wie oft ich Briefe an dich schreib' und sie wieder zerreiß', dass ich dich liebe und so'n Scheiß."


Weißt du, was ich mich manchmal frage?

Vermisst du mich?

Ich meine, so wirklich, mit einem Schmerz in der Tiefe deines Herzens, den du einfach nicht ignorieren kannst?

Weil ich genau weiß, wie es ist, jemanden so sehr zu vermissen. -So, wie ich dich vermisse.

Und ich bin sicher, dass du niemals aufhören wirst, mir zu fehlen.


***


Zuerst blieb ich überraschend ruhig, doch als mich die Erkenntnis, dass Louis wirklich weg war so richtig traf, wurde ich panisch. Wo konnte er nur sein?! Es war immerhin zwei Uhr morgens!

War er verreist- Womöglich wegen eines jungen Künstlers, der eine Entdeckung seines Plattenlabels sein könnte?

Würde er heute Nacht überhaupt noch Nachhause kommen?

Ich fühlte Mutlosigkeit in mir aufsteigen, als ich noch einmal an seine Tür hämmerte und mir die aberwitzige Hoffnung machte, er schliefe vielleicht bereits friedlich und habe mein Klingeln gar nicht gehört.

Aber hinter den Fenstern blieb es dunkel und das Haus still, als wolle es mich verhöhnen.

Mit einem leisen Stöhnen ließ ich den Kopf gegen den eiskalten Metallrahmen der Tür sinken und schloss für einen Moment die Augen. Was tat ich hier eigentlich?! Hätte ich nicht von Anfang an mit Problemen wie diesen rechnen müssen? Vermutlich hätte ich sogar erleichtert sein können, der Konfrontation mit meinem ehemaligen besten Freund zu entgehen, aber nun, da sie unmittelbar bevorgestanden hatte, fühlte ich einen schrecklichen Verlust.

Ich hatte plötzlich darauf gebrannt, ihn wiederzusehen. Denn obwohl ich Angst vor seiner Reaktion hatte, vermisste ich ihn.

Ich hätte ihn so gerne noch einmal gesehen. Auch, wenn er mir nur gesagt hätte, wie sehr er mich verabscheut.

Doch es blieb keine Zeit. Zum ersten Mal in dieser Nacht fiel mir die Unbarmherzigkeit der voranschreitenden Stunden auf. Die Uhr tickte und ihre Zeiger machten keine Pause für einen verzweifelten, halb erfrorenen Typen mit einer letzten Mission.

Ein wütendes Grollen rollte über meine Lippen. Ich wusste, dass ich mich selbst betrog, aber ich konnte nicht länger warten. Für einen Augenblick schien sich alles zu drehen, mit dem Verständnis, dass ich versagt hatte- aber ich konnte nicht mehr zurück.

Die Fäden waren bereits abgeschnitten und jetzt steckte ich fest. Mein Ziel war noch nicht erreicht und ich saß in einer Sackgasse. Ich war gefangen zwischen den Seiten.

Aber hatte ich nicht vorgesorgt? Ich dachte an die Briefe- sicher verstaut in meiner Jacke, die um Aimees Leib geschlungen war. Langsam trat ich einen Schritt zurück. Und noch einen. War das wirklich richtig?

Mich von Liam und Niall verabschieden und meinem besten Freund nichts weiter hinterlassen, als einen von hundert angefangenen Briefen? Wog das wirklich für all das auf, was ich ihm noch sagen wollte? Reichte das?

Ich fühlte mich schlecht, aber gleichzeitig war da dieser Sog, der mich fortzuziehen schien. Ich war ein geheztes Tier, das sich nach Ruhe sehnte. Und im Grunde meines Herzens wusste ich, dass Louis dieselbe Ruhe verlangte.

Wir mussten die Vergangenheit endlich begraben- das war doch der Plan, oder?

Du hast zu lange gewartet, Harry. Jahrelang. Und jetzt ist es zu spät.

CloverfieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt