Kapitel 3

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Freundschaft
Freundschaft ist eine auf gegenseitiger vertrauensvoller Zuneigung beruhten Beziehung, zwischen Menschen.

"Kekse, Kekse wo seid ihr?" singe ich während ich verzweifelt nach Keksen suche. Im Schrank sind keine. Unter meinem Bett, wo normaler Weise immer welche versteckt sind, sind auch keine. Schmollend schmeiße ich mich auf mein Bett.

Immer noch genervt mache ich mich auf den Weg in das Wohnzimmer. Jul sitzt dort im Schneidersitzt und telefoniert mit ihrem Loverboy Tyler. "Du legst zuerst auf" sagt sie kichernd. Augen rollend imitiere ich sie nach. "Nein du legst zuerst auf" fordert sie ihn erneut kichert auf. Igitt. Ich hasse Pärchen. Immer kichern sie und küssen sich und am Ende wird einer verletzt. Und wer muss sich dann um Jul kümmern und sie trösten? Genau! Ich. Jungs sind doch eh alle gleich. Aber zurück zum Thema. Mit einer schnellen Bewegung habe ich ihr das Handy aus der Hand gerissen "Nein ich lege jetzt auf" in den Hörer gesagt und aufgelegt. "Sag mal gehst noch?" fragt sie empört und bewirft mich mit einem Kissen. Gekonnt fange ich dieses auf und schmeiße es zurück. Genau in ihr Gesicht. "Du hättest dein Gesicht sehen müssen! " bringe ich lachend hervor. Langsam färbt sich ihr Gesicht dunkel rot und mein Lachen verstummt. "Lauf" formt sie mit ihren Lippen, bevor sie aufspringt. Schnell fasse ich mich, um dann wirklich weg zu laufen.

"Du kriegst mich nicht! " rufe ich lachend nach hinten. Doch hinter mir war keiner. Verwundert bleibe ich stehen und schaue mich nach Jul um. Leise tapse zurück ins Wohnzimmer.
Es ist ruhig. Zu ruhig.
"Buh" erschrocken schreie ich auf und lege meine Hand auf meine Brust, da wo normaler Weise das Herz ist. "Diesmal hättest du dein Gesicht sehen müssen" lacht Jul. Sauer stöhne ich auf, stampfe mit einem Fuß auf den Boden auf und drehe mich energisch um, sodass ich meine Haare in Juls Gesicht schlage.

"Ich mach auf" schreit Jul durch die Wohnung, worauf man ihr gestampfe hören kann. "Ich wär auch nicht aufgestanden! " brumme ich, bevor ich mich wieder in meine Kissen fallen lasse. Nach der "Kissenschlacht" bin ich auf mein Zimmer gegangen. Ich hasse es erschrocken zu werden und das weiss sie auch. Trozdem will sie das aber einfach nicht verstehen und erschreckt mich immer wieder. "Willst du deinen besten Freund nach all der Zeit, nicht richtig begrüßen?" fragt eine belustige Stimme. " Wir haben uns gestern gesehen und geh weg!" brumme ich in mein Kissen. Aufeinmal raschelt etwas und ich spitze meine Ohren. "Ich hab aber Kekse" singt er. Zu schnell drehe ich meinem Kopf in Richtung Kekse, sodass ich schmerzen im Nacken bekomme. "Aua" stöhne ich und reibe über die Stelle.

"Was verschafft mir die Ehre" frage ich mit vollem Mund, wobei einzelne Krümel den Weg aus meinem Mund finden. "Ich wollte dich einfach Besuchen. Natürlich hätte ein Anruf auch ausgereicht, aber ich wollte dir Kekse vorbei bringen" erklärt mir Neels. "Ach. Jemanden wie dich habe ich nicht Verdient. Wieso hast du mich nach all diesen Jahren noch nicht verlassen?" frage ich theatralisch und lasse mich rückwärts in mein Bett fallen. "Soph. Von wem bekomme ich dann immer Kekse? " lacht er und ich gucke ihn verdutzt an. Eigentlich habe ich jetzt eine süße Rede erwartet. "Nah rate mal, wer jetzt keine Kekse mehr bekommt? " mit einem unechten Grinsen stütze ich mich auf meine Ellbogen. Beleidigt zieht er eine Schnutte.

Wir reden jetzt schon einige Zeit und sind irgendwie am Thema angelangt, wie wir uns kennengelernt haben. "Ich habe alles genau in mein Notizheft geschrieben. Beziehungsweise das an was ich mich erinnern konnte. Ich lese mal vor!" gesagt, getan.

Damals schon war ich anders. Nicht gerne habe ich mit Mädchen gespielt und erst recht nicht mit Barbies. Lieber war ich draussen, habe im Dreck gespielt und auch Fussball. Eines Tages bin ich mit Mama zum Arzt gefahren, da sie mit Jul schwanger war. Im Wartezimmer saß eine Frau mit einem Jungen auf dem Schoß. Er war ungefähr ein Jahr älter als ich. "Willst du was spielen?" habe ich ihn damals gefragt. Lächelnd drehte er sich zu mir und seine Augen wurden größer. "Du bist ein Mädchen" stellte er fest. Stirnrunzelnd nickte ich und fragte ihn was daran so komisch sei. "Ich habe noch nie mit einem Mädchen gespielt, ausser mit meiner Mama" erzählte er mir und deutete auf die Frau. Freundlich lächelte sie mir zu. Und ab dem Tag haben wir uns mindestens drei mal die Woche getroffen. Unsere Eltern verstanden sich auch gut, was somit dann kein Problem war. Umso älter wir worden, umso mehr haben wir zusammen gemacht. Mit fünf haben wir uns gegenseitig das Fahrrad fahren beigebracht. Mit sechs waren wir das erste mal im Kino und haben "Findet Nemo" geschaut. Mit dreizehn waren wir das erste mal, alleine auf dem Rummelplatz und mit sechzehn haben wir alles zusammen gemacht. Angefangen von Angeln bis Zelten. Mein Vertrauen musste Neels nicht gewinnen. Von Anfang an hat er mich nie belogen und immer beschützt. Natürlich gab er schwere Zeiten. Zum Beispiel als er mein Roller kaputt gemacht hat oder unsere Eltern sich gestritten hatten und uns verboten haben sich gegenseitig zutreffen. Doch immer gab es ein Licht in dieser dunkelen Zeit. Und immer wieder danke ich meiner Mutter, dass sie mich an diesen Tag mit zum Arzt genommen hat. An diesem Tag traf ich meinen besten Freund.

"Das hast du aber schön geschrieben" gesteht er mir grinsend, während er sich einmal durch die Haare fährt. "Und ohne mich hättest zu Emma nicht getroffen" fügt er auch noch dazu.

Das stimmt. Emma und Neels sind Stiefgeschwiester und daher habe ich sie kennengelernt. Am Anfang war sie sehr schüchtern und ist auch immer aus dem Raum gegangen als ich kam, aber als wir dann zehn waren haben wir mehr mit einander geredet und gespielt. So wurde sie zu meiner besten Freundin.

Das war die Geschichte vom goldenen Trio.

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