Len Lease

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Ich schaue ihn an. Len heißt er also. Er sieht aus wie ein trauriger normaler Junge. Seine Haare sagen einfach aus das er durchgehen Traurig ist. Ein Junge mit schwarzen glatten Haaren sollte nicht solch einen langen Pony haben. Dann noch blaue Spitzen. Das einzige was ihn nicht wie einen traurigen Menschen auszeichnet ist sein lächeln. Okay, er ist nicht hässlich aber auch nicht hübsch. Eben so ein Außenseiter wie in Amerikanischen Filmen. Ich sollte damit aufhören zu vergleichen. Mein Blick wandert auf den Boden. Er setzt sich auch aufs Sofa und beobachtet mich „Unglaublich. Du bist so kaputt und trotzdem zwingst du dich Leute anzulächeln. Sogar in diesem Moment lächelst du. Obwohl alles an deinen Körper aussagt das du weinen willst. Ich finde das echt nicht schlimm wenn du weinen willst. Ich tue das zwar nicht und würde dich in einer anderen Lage als Schlapschwanz bezeichnen aber da ich irgendwie das Gefühl habe das du einfach nicht mehr kannst. Lasse ich es durch gehen." Er setzt sich ein leichtes Lächeln aus Gesicht. Ich kann ihm nichts sagen sonst wird ihm was passieren. Dazu kenne ich ihn nicht mal. Und er kennt mich nicht „Ich will ja nicht unhöflich sein aber wann musst du eigentlich Zuhause sein?" Len guckt mich verständlich an „Ich kann dich schon verstehen das du nicht darüber reden willst. Geht mir manchmal auch so. Aber trotzdem habe ich es erzählt. Ich weiß auch echt nicht wie man solch eine Körperhaltung haben kann und trotzdem mit einen Lächeln ankommt. Das frage ich mich wirklich. Ich habe es mal versucht und meine Freunde haben es sofort bemerkt. Ich wollte auf Abstand gehen und dann kam Emina. Sie hat mich in den Arm genommen und ich konnte ihr alles erzählen. Wie wäre es wenn ich dir etwas von mir erzähle und du dann mir erzählst warum du aussiehst?"

Ich höre auf zu lachen. Kann ich ihm davon erzählen? Maik weiß nichts über ihn. Er ist mir wohl auch nicht gefolgt. Ich will eigentlich auch nicht drüber reden. Und dann soll ich es auch noch mit ihm machen. Ich kenne ihn nicht. Und das ist genau das was mir angst macht. Er könnte es erzählen. Aber wenn ich etwas über ihn weiß dann habe ich auf was gegen ihn in der Hand. Was ist aber wenn er sich das ausdenkt.

Len guckt mich eine Zeitlang an. Wir schweigen und plötzlich fängt er aus dem nichts an „Mein Vater ist Alkoholiker. Ich weiß das hört sich jetzt so Typisch an, aber einen Abend hat sich mit meiner Tante gestritten. Sie kam dann in mein Zimmer, fesselte mich und..." Er macht eine Pause. Es dauert etwas bis er weiter reden kann „...Sie gab mir Viagra. Du weißt bestimmt was das ist. Sie hatte sich dann... auf mich gesetzt und..." Ihm laufen Tränen übers Gesicht. Meine Hand macht sich selbstständig und fasst Len auf die Schulter. Er guckt auf und legt meine Hand auf mein Bein „Ich weiß du willst nur nett sein. Aber seit das -" Er zieht sein verdrecktes T-Shirt hoch und man sieht eine Verbrennung „- passiert ist, habe ich es nicht so mit anfassen. Ich musst mich gerade auch überwinden dich in den Arm zu nehmen. Da ich wusste dass du das gerade brauchst." „Was ist passiert? Warum hast du diese Verbrennung?" Er zieht sein T-Shirt wieder runter und antwortet „Das hat sie mir an diesen Abend auch gemacht. Als ich schlussendlich nicht kam...." Er schnieft die Nase hoch „...hat sie mich bestraft. Und jetzt zu dir. Ich habe es dir etwas von mir erzählt." Sein Gesicht ist verheult und er wischt sich die Tränen weg. „Ich kann es nicht erzählen. Len ich will nicht das dir was passiert." schluchze ich. Er verschränkt seine Arme und guckt mich böse an „Ich bin jetzt immer schön am trainieren und habe tausende Selbstverteidigung Kurse mitgemacht. Ich kann also gut auf mich aufpassen. Also sprich es schon aus. Dir wird es besser gehen wenn du es sagst. Ich weiß das es dir Peinlich ist. Mir ist das auch Peinlich. Ich schäme mich dafür und am liebsten hätte ich es mein Leben lang behalten und Niemanden erzählt, dennoch ist es besser mal darüber zu reden." Ich nicke. Ich kann gut schauspielern. Weshalb dann nicht versuchen bei Maik. Und er hat was ähnlich durchgemacht. Len sagt das es einen Besser geht wenn man darüber redet. Diesen Mut aus sich zu nehmen... das will ich auch. „Du kennst doch bestimmt diese Marke About You?" er nickt „Naja, der Sohn... also der Sohn von diesem Chef der Marke... Maik Adney.... der war erst mein Stalker..." Ich schluchze „Dann vor etwa eineinhalb Monaten....schickte er mir einen Brief...wo drin stand das ich mich von einen Mädchen fernhalten soll..."

Ich erzähle ihm alles.

Als ich fertig bin bekommt er kein einziges Wort heraus. Er guckt mich schweigend an. Toten Stille, nur unser Atmen ist zu hören. Nach langem nichts sagen kommt plötzlich ein „Und das hast du bist jetzt für dich behalten." Ich nicke. Er ist wieder wie erstarrt.

„Keine Sorge, wenn du dich irgendwann traust zu Polizei zu gehen. Meine Freunde werden für dich aussagen. Sie haben mitbekommen genauso wie ich, das er gesagt hatte das er dir die Verletzung an deinem Ohr und an deinem Mund angetan hat. Also keine Sorge. Wir sind für dich da. Oh man, Ich weiß das hört sich an wie eine leere Versprechung aber ich will dich auch nicht zwingen das du zu Polizei gehst. Du zwar jetzt schon alle gesagt, aber wenn du doch noch Jemanden brauchst der dir zuhört. Du kannst mich anrufen." Das höre ich nicht zum ersten Mal. Irgendwie glaube ich aber das Len für mich da ist. Ich denke zwar nicht das die anderen das nicht wären aber in Len habe ich einen Freund gefunden. Jemand der nachvollziehen kann, das etwas nicht gut ist.

Nach langem Still schweigen antworte ich mit einem wahren Lächeln „Danke. Das nehme ich gerne an. Aber ich will jetzt echt nicht das du denkst das du gehen sollst, aber es ist schon gleich Zehn Uhr. Wie lange darfst du weg bleiben?" Er springt sofort auf „Verdammt, ich darf bis neun woanders sein nur muss ich dann nach Hause fahren damit ich pünktlich um halb da bin. Sorry. Ich fahr dann mal. War schön mit dir zu reden." Er bleibt wie aus dem Nichts stehen. Genau vor der Tür sagt friedvoll „Deine Nummer muss du mir noch geben." Wir tauschen aus. Ich schreibe es auf einem Blatt Papier, da mein Handy noch bei Maik ist. Er öffnet die Tür und läuft weg. Ich sehe den Lamborghini. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Was mache ich den Jetzt? Ich schließe die Tür. Und renne in mein Zimmer. Es klingelt. Ich verstecke mich unter mein Bett. Er hat ja einen Schlüssel. Ich höre aber kein Schritte. Ist er weg. Von draußen höre ich einen Motor grollen.

Ich laufe zum Fenster. Beim Rausschauen entdecke ich kein gelben Lamborghini. Nichts sticht mir ins Auge was auffällig ist. Langsam schleiche ich zu Haustür und öffne sie. Mir springt sofort ein Briefumschlag entgegen. Er liegt vor der Haustür. Ich hebe ihn hoch und fühle etwas weiches und einen harten Gegenstand. Ich öffne den Brief und mir springen meine Klamotten und mein Handy ins Auge. Ich gehe rein und setzte mich an den Essenstisch. Eine Nachricht von Maik

Wer war das?

Hilfe! Er hat mich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt