Ich bin... ein Idiot

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Sie schaut mich böse an. Verständlich. Laura weiß, das etwas nicht stimmt. Mit traurigem Gesicht gehe ich weiter zum Klassenraum. Ich lächle sofort wieder als Nanami mir einen Blick zuwirft. Angekommen am Klassenzimmer, warten wir bis der Lehrer kommt.

Richtig konzentrieren kann ich mich auch nicht. Meine Blicke wandern zum Fenster. Was habe ich nur angerichtet? Len muss so tun als ob er mein Freund wäre. Dabei hat Pille jetzt keinen Freund mehr. Sie ist Ben los. Diesen Arsch. Sie hasst ihn. Er hasst sie. Das wäre meine Chance. Aber was passiert. Ich muss ja, diesen Bekloppten an meiner Seite haben. Maik... was habe ich getan das ich für dich so interessant wirke. Wie bist du auf mich gekommen?

Aus meinen Gedanken holt mich unser Lehrer „Jeremy? Du bist so Abwesend heute. Geht es dir noch nicht so gut?" Seine Hand packt meine Schulter. Mit viel Kraft versuche ich zu lächeln. Mir kommt einfach gerade alles hoch. Diese ganzen Berührungen. Lens Hand hat mich vorhin schon ganz verrückt gemacht. Mir wird schlecht. Meine Pupillen schauen nach oben zu den Augen von Herrn Kuhn. Seine viel zu langen braunen Haare fallen ihm ins Gesicht. Ich flüstere „Len." Meine Klassenkameraden fangen an zu lachen. Herr Kuhn verzieht das Gesicht „Bitte? Du weißt sicherlich das mein Name nicht Len ist." Er verschränkt seine Arme und in diesem Moment schreit Ben in die Klasse „Len ist sein fester Freund! Er ist eine Schwuchtel!" Die Klasse ist sofort still. Warum gerade heute Ben? Kannst du nicht in den nächsten Tagen mich runter machen. Ich hasse dich. Hinzu kommt, ich bin nicht mal Schwul. Verdammt. Ich tue doch bloß so. Warum tue ich nur so? Ich hätte doch gleich sagen können, das ich mit Maik gehe. Macht doch sowieso keinen Unterschied. Ich bin so ein Dummkopf. Wie soll mir Len eigentlich helfen aus Maiks Zwängen zu entkommen?Es ist Pause und ich werde von Laura mitgeschleift. Als wir beim Akazien Baum angekommen sind nimmt sie mich in den Arm. Ich will sie sofort wegdrücken, doch ihre verständnisvolle Wärme lässt meinen Körper versinken. Erst jetzt bemerke ich richtig, was ich ihr damit antue. Ich will schreien, doch meine Tränen brennen und laufen über meine Wangen. Dieses Gefühl von richtiger Trauer überkommt mich. Meine Arme erdrücken sie. Nanami und Alex kommen angerannt. Sie umarmen mich auch. Ich bekomme das würgen. Aus den Umarmungen reiße ich mich raus und laufe zum Klo. Ich wische mir dabei die Tränen weg.

Beim Waschbecken angekommen, versuche ich mir Hartnäckig dieses Gefühl vom Leib zu waschen. Es fühlt sich schrecklich an. Mein Körper brennt. Ich mag es nicht angefasst zu werden. Die Arme ganz rot kommt Alex in die Toilette. Er schaut mich verwirrt an. Mein Gesicht brennt. Meine Augen brennen. Ich nuschle „Ich will nicht das ihr meinen dreckigen Körper anfasst." Ist das gelogen? Ich weiß es nicht. Ich habe schon so viel gesagt und getan was ich nicht bin. Wer bin ich eigentlich? Eine ganze Lüge. Mein Bewusstsein ist zerstört. Ich falle Alex um die Arme. „Mein Körper ist zwar schmutzig, sei mir aber nicht böse. Der Vorfall mit der Prügelei hat mich verändert. In Wirklichkeit -" in diesem Moment klingelt es. Ich wache auf. Was habe ich gerade vor gehabt? Alex nimmt mich fester in die Arme „Ben ist ein Arsch. Du solltest nicht darauf achten was er macht. Ein Freund ist er schon lange nicht mehr. Du hast was verpasst." Er lässt los von mir. Ich will an ihm vorbei zum Klassenzimmer. Doch von durchlassen ist hier nicht die Rede. Alex steckt seine Hände in die Hosentaschen „Wir schwänzen. Mit solchen Idioten müssen wir uns nicht abgeben." Ich schüttle den Kopf „Sie werden Falsch von dir denken. Wir gehen zum Klassenraum." Ich packe ihm unfreiwillig am Handgelenk und ziehe ihn aus der Toilette.

Unsere Klassenkameraden nuscheln als wir zusammen alleine in den Klassenraum reinkommen. „Sollen sie doch." flüstert mir Alex. Das Leben ist wirklich nicht wie in Filmen. Ich bin zu vertieft in so was.

Mein Augen sind geschlossen. Aus meiner Nase fließt das Blut. In meinem Bauch spüre ich Tritte. Den Schmerz verstecke ich. Ben und einige andere verprügeln mich. Plötzlich spüre ich etwas hartes in meinem Rücken. Einen Eishockeyschläger. Über meinen Rücken verläuft eine starker Schmerz. Ich bemerke wie sich dort ein blauer Fleck bildet. Meine Augen öffne ich vorsichtig. Auf mir sitzt ein normal aussehender Junge. Braune Haare, Zahnspange und einige Pickel prägen sein Gesicht von Pubertät. Er schlägt auf mich ein. Spüre leicht den Zorn der in mir lauert. Dieser Zorn verändert sich zum Hass. Aus dem Nichts schubse ich den Typen von mir. Die Position ändert sich. Ich schlage auf ihn ein und schreie „Du bescheuert zurückgebliebener Hirn amputierter scheiß Freak! Gehe da zurück wo du weiter ein nicht denkender verblödeter Scheißhaufen sein kannst!" Immer weiter schlage ich auf ihn ein. „Ich hasse dich! Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Du bist so ein Arsch! Wieso ich? Warum nicht Jemand anderes? Mein Leben ist zerstört!" Meine Schläge werden schwächer. Ich lasse mich auf diesen Typen nach unten sinken und nuschle „Warum tust du mir das an?" In diesem Moment kommt Len um die Ecke. Er schaut sich um. Dann realisiert er, was hier los ist.

Len erhebt seine Faust und es fängt von vorne an mit der Prügelei.


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