Eine lange Geschichte

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"Als ich noch kleiner war, so ungefähr 5,da habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt. Wir waren eine glückliche Familie und alles war gut. Mein Vater hat sich in dieser Zeit noch viel stärker politisch engagiert als jetzt. Er war wenig zu Hause und ständig in irgendwelchen Sitzungen. Irgendwann aber war ihm das nicht genug und er wollte noch höher kommen." Bei dem Gedanken daran musste ich schwer schlucken, denn der schwierige Teil würde erst noch folgen.

"Er startete in einen Wahlkampf und seine Chancen standen echt gut. Mein Vater war beliebt und nur einer seiner Gegner bereitete ihm Kopfschmerzen. Er war in den Umfragen dich hinter meinem Vater und würde alles dafür tun um zu gewinnen. Schließlich bedeutete dieses neue Amt nicht nur Ansehen sondern auch Macht und Geld."

Jace nahm meine Hand. Ich hatte gar nicht gemerkt das sie schwach angefangen hatte zu zittern. Dankbar blickte zu ihm rüber und er schaute mich mit aufmunterndem Blick an und bedeutete mir so weiter zu erzählen.

"Meine Mutter unterstützte meinen Vater wo sie nur konnte und ich hatte nie das Gefühl nicht geliebt zu werden, jedoch hatten sie wenig Zeit für mich. Irgendwann dann, nach dem Kindergarten, lief ich alleine nach Hause. Schließlich fühlte ich mich mit meinen fünf Jahren alt genug um den Weg nach Hause zu finden. Als ich dann so durch das Dorf ging und endlich am Rande unseres Grundstückes ankam war es schon spät geworden. Ich dachte mir nichts dabei als ein Kleinwagen neben mir anhielt. Ich war ein kleines navies Mädchen und wusste nicht das es auch böse Menschen auf der Welt gibt. Doch auch wenn ich versucht hätte etwas zu unternehmen, ich hätte keine Chance gehabt. Innerhalb von wenigen Sekunden war ich ins Wageninnere gezogen und das Auto schoss davon. Ich wusste überhaupt nicht wie mir geschah. Ich wollte einfach nur nach Hause zurück zu Mama und Papa."

Ich musste schwer schlucken bevor ich es schaffte weiter zu reden ohne Angst zu haben das meine Stimme zu arg zitterte.

"Ich wurde entführt. Ein kleines unschuldiges Mädchen, das von nicht eine Ahnung hatte. Nur um meine Eltern zu erpressen und um an Macht zu gelangen. Ich war zwar nur 24h verschwunden aber ich denke es waren die schlimmsten in meinem Leben. Ich wusste nicht wie mir geschah und auch nicht was die Männer von mir wollten, die mich in den kleinen muffeligen Keller einsperrten. Es war dunkel und ich fror die ganze Nacht. Immerwieder fragte ich mich was ich falsch gemacht hatte und wo meine Eltern waren.
Aber nicht nur ich litt, natürlich auch meine Eltern sie machten sie unendliche Vorwürfe das sie mich vernachlässigt hatten und nicht richtig aufgepasst haben.

Als ich dann am nächsten Tag von der Polizei gefunden wurde. Verbrachten wir mehrere Tage zu Hause und meine Mutter weinte ständig und drückte mich immer wieder. Ich verstand damals die Sorge meiner Eltern nicht wirklich. Ich war einfach nur froh das ich wieder zu Hause war und sie um mich herum waren und sich um mich kümmerten."

Mit einem schüchternen Blick schaute ich zu Jace. Ich wollte nicht das er sich ein Urteil über mich bildete und schon gar nicht über meine Eltern. Doch seine Augen waren einfach nur wachsam auf mich gerichtet und verfolgten gespannt das was ich sagte. Ich war noch nicht ganz fertig.

"Nach einer Woche beschlossen meine Eltern, dass es für mich besser wäre wenn ich aus der Schussbahn genommen werde und so kam es das ich zu meiner Oma kam. Sie hat mir eine wunderschöne Kindheit bereitet und auch wenn es nie das gleiche war wie bei seinen Eltern zu leben hätte es nicht schöner sein können."

Mit erwartungsvollem Seitenblick endete ich. Jace aber lächelte mich einfach an. Und auch wenn es in meiner Geschichte nichts zu lachen gab war es das scheinbar passendste was er hätte tun können. Mitleid hatte ich über die Jahre genug bekommen. Sowohl von einem Psychologen, der ständig versucht hatte herauszufinden was in diesen 24h passiert war, als auch von allen anderen die meine Geschichte hörten. Am schlimmsten jedoch waren diejenigen die meine Eltern verurteilten, als nicht Verantwortungsbewusst oder einfach als Rabeneltern. Aber das waren sie nicht schließlich haben nicht sie mich entführt sondern dieser kranke Mensch.

"Vor ein paar Monaten nun, ging es meiner Oma nicht mehr ganz so gut. Sie hatte einen kurzen Aufenthalt im Krankenhaus. Nach nur zwei Wochen konnte sie dieses zwar wieder verlassen. Aber ich wusste das sie noch längst nicht bereit war ihr Leben in einem Heim zu verbringen oder gar von uns zu gehen. So komponierte sich mein schon lange ersehnter Wunsch wieder zu meinen Eltern zu kommen und die Tatsache das meine Oma schon immer mal eine Weltreise machen wollte."

"Na komm lass dich mal drücken" sagte Jace jetzt und das tat er dann auch. Erleichtert über seine Reaktion drückte ich ihn auch fest an mich. Genau in diesem Moment kamen Linn und Nick.

"So sieht also euer schwimmen aus" stellte Nick mit frechen Unterton fest. Wofür er sich von mir und Linn mit einen bösen Blick einhandelte und Jace verlegen gluckste.

"Auf jetzt alle ins Wasser" versuchte es Nick nocheinmal und sofort standen wir auf und rannten Richtung kühles Nass.

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Bild: Susan als kleines Mädchen

So nächstes Kapitel ich hoff es gefällt euch und klärt endlich Die Frage nach Susans verbleib die letzten Jahre

Zu Viele Jungs ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt