2. Kapitel

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Ava saß müde auf der Treppe vor der Kirche. Himmel, es wurde Zeit, dass sie ihren Urlaub antrat. Sie verfluchte sich gerade selbst. Warum hatte sie Jason nichts davon gesagt? Die Antwort wusste sie sofort, als sie sich die Frage stellte. Sie hatte ihn wieder sehen wollen. Ab morgen würde das nicht mehr möglich sein. Zumindest für ein paar Tage.

Einen kleinen Moment sackte sie regelrecht in sich zusammen und schlief fast ein. Sie schreckte auf, als ein Auto an der Kirche vorbei fuhr. Langsam strich sie sich über ihr Gesicht. So müde war sie bisher noch nie gewesen.

Nur noch heute Nacht! Lass es mich ihn bitte erklären!

Ava flehte den Mond regelrecht an, doch dieses Mal schien Luna sie nicht hören zu wollen, auch wenn Ava noch so bettelte. Zu allem Überfluss schoben sich noch Wolken vor den Mond, was ihre Müdigkeit noch verstärkte. Es schien fast so, als ob Luna ein Treffen unbedingt verhindern wollte, denn im Wetterbericht hatte Ava gesehen, dass der ganze Tag über die Sonne geschienen hatte. Nein, Ava war sich sicher, dass Luna hier ihre Finger im Spiel hatte. Verdammt, warum konnte die Göttin Ava nicht einmal die Möglichkeit geben, Jason alles zu erklären. Denn Ava war sich sicher, dass Jason nichts von der Regeneration wusste. Sonst hätte er sie gestern darauf hingewiesen.

Gut, Dämonen würden sie heute nicht jagen. Sie konnte einfach nicht kämpfen. Zumindest nicht gegen Dämonen. Die waren hinterlistig und würden ihre Schwäche sofort ausnutzen. Dämonen waren nicht so dumm wie Werwölfe. Nein, es gab sogar einige Exemplare, mit denen sich nicht einmal Ava anlegte. Diese waren meist noch älter als Jason. Allerdings wandelten sie meist auf ihrer Ebene in der Unterwelt und ließen die Menschen in Ruhe. Menschen waren es in deren Augen nicht wert, dass diese Dämonen sich mit ihnen beschäftigten. 

Sie würde Jason nur kurz über ihren Zustand informieren und dann nach Hause gehen, um sich aus zu schlafen. In diesem Zustand, in der sie jetzt war, konnte sie überhaupt nicht jagen. Das sah sie so langsam ein. Sie hoffte nur, dass er nicht sauer wurde. Aber das konnte sie sich bei Jason nicht vorstellen. Er würde Verständnis dafür haben und sie wahrscheinlich noch rund machen, weil sie trotzdem an der Kirche erschienen war. 

Ein Duft stieg ihr in die Nase. Sie lächelte leicht.

Marzipan!

Jason war endlich gekommen. Sie würde sich bald schlafen legen können.

Sie wollte schon aufstehen und Jason entgegen laufen, aber dann hielt sie noch einmal die Nase nach oben und zog die Nachtluft ein.

Nein! Das war nicht Jason. Ihre Müdigkeit war wohl doch stärker, als sie gedacht hatte. Noch einmal zog sie den Duft ein. Nein, das war nicht der Duft von Marzipan. Es war eine Mischung aus verschiedenen Düften. Es roch nach Gummibärchen und...frisch gemähtes Gras!

Bäh! Was ist denn das für eine Mischung? Und wie komme ich auf Marzipan? Habe ich schon Wahnvorstellungen, weil ich den Vampir unbedingt sehen will?

Neugierig geworden setzte sie sich in Bewegung und folgte dem Duft.

Tatsächlich! Da waren sie! Drei Vampire, die seelenruhig im Park umher spazierten. Ava war sich bewusst, dass sie nie Zeit des abnehmenden Mondes nutzen, um sich so frei zu bewegen. Sie wussten wahrscheinlich, dass die Mondjäger nicht unterwegs waren. Der Duft wurde nun intensiver und die Mischung noch mieser. Ava musste sich zusammenreißen, dass sie nicht würgte. Gummibärchen, frisch geschnittenes Gras und Pistazieneis.

Igitt! Alle für sich alleine waren wundervolle Gerüche, aber zusammen rochen sie einfach nur ekelhaft.

Leise holte sie ihr Schwert heraus.

Tochter der MondgöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt