4. Kapitel

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„Jetzt reicht es, Liebes! Ich bringe dich nach unten. Du schläfst mit hier noch ein!"

Ava hob müde ihren Kopf. Sie saß mit Jason auf dem Kirchendach und beobachtete die Sterne. Der abnehmende Mond war nun voll im Gange und sie konnte sich mal wieder vor Müdigkeit kaum auf den Beinen halten.

„Noch ein bisschen. Es ist so schön hier und ich habe dich endlich mal für mich alleine! Kuscheln?"

Er grinste sie an und Ava konnte ihm ansehen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er sie in den letzten Tagen so oft alleine gelassen hatte.

„Komm schon! Du bist müde und kuscheln können wir auch unten in meinem Bett! Du brauchst jetzt deine Ruhe!"

Sie schnaubte unwillig.

„Sobald wir wieder in deiner Wohnung sind, werden sie wieder über dich herfallen und du wirst mich wieder alleine lassen!"

Die letzten Tage hatte sie wirklich kaum etwas von Jason gehabt, bis auf die erste Nacht, bei der sie Ghule gejagt hatten. Es war fast wieder wie früher gewesen, nur dass er sie ab und zu an sich gezogen hatte, um sie zu küssen! Mitten in den Leichenbergen. Ach ja, ihr Vampir war schon sehr romantisch!

Kaum waren sie aber wieder in den Katakomben angekommen, hatte man sie in ein Zimmer verfrachtet. Es war ausgestattet mit Fernseher, einem Billiardtisch und jeder Menge Spielekonsolen. Aber sie war eben alleine dort. Jason hatte man zu eine ach so wichtigen Besprechung geführt. Sie sah ihn erst wieder, als die Nacht schon längst angebrochen war. Und selbst dann hatte er den Nerv, sie alleine zur Jagd zu schicken. Vorher hatte er ihr noch das Versprechen abgenommen, sich nur um die Ghule zu kümmern. Manolo schickte er mit ihr mit, als ihre persönliche Leibwache. Als ob er mit ihr hätte mithalten können. Der junge Vampir hatte schnell gemerkt, dass er Ava überhaupt nichts sagen konnte. Sie machte aus Trotz immer das Gegenteil von dem, was er von ihr verlangte. Irgendwann hatte er aufgegeben und ihr nur noch von einem Baum aus zugeschaut.

Heute Nacht hatte Jason wieder so eine angeblich wichtige Besprechung gehabt, doch sie war in den Raum gestürmt, hatte ihm am Kragen gepackt und ihn hinaus gezerrt.

Natürlich hatte sie das böse Zischen und Fauchen der Vampire gehört, aber nachdem sie ihnen zugebrüllt hatte, wer den der hier Fürst sei, waren sie verstummt. Ava fluchte noch eine Weile auf diese Blutsauger, was ihr einen Klaps auf den Po von Jason einbrachte.

„Sie können nicht immer Rücksicht auf dich nehmen, Liebes! Manchmal muss ich eben auch meinen Geschäften nachgehen!"

Ava hatte geschnaubt.

„Aber heute Nacht gehörst du mir, mein Freund! Es reicht, dass ich so lange auf dich verzichten musste, weil ich in diesem verdammten England feststeckte. Ein paar Vampire halten mich jetzt bestimmt nicht von dir fern!"

So hatte sie wenigsten ein paar Stunden mit ihm alleine verbringen können. Doch nun machte ihr die Müdigkeit ein Strich durch die Rechnung. Wie immer, wenn sie mit Jason zusammen war, verstärkte sich ihr Bedürfnis nach Schlaf. Langsam kippte ihr Körper nach vorne.

Sie spürte, wie Jason sie in seine starken Arme nahm und so sanft wie möglich vom Dach sprang. Sie grub ihre Nase an seinen Hals.

„Du riechst so gut. Nach Marzipanschokolade!"

„Was?", fragte er lachend.

Sie zog seinen Duft noch einmal ein.

„Jeder Vampir hat einen bestimmten Duft. Ich denke mal, dass es eine Art Lockstoff ist. Je nachdem, was ich im Leben gemocht habe. Es steigert sich, je nachdem wie sympathisch man den Vampir findet. Stanislav riecht irgendwie nach grünen Äpfeln und Manolo nach Frühlimgsregen. Meistens riechst du nach Mann, Leder und...naja eben gut. Aber wenn ich dir besonders nahe bin oder wenn du mich anlockst, riechst du nach Marzipanschokolade! Wusstest du das mit dem Duft nicht?"

Tochter der MondgöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt