Kapitel 13

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„Na los, wir müssen hier weg!" sagte Shaitan auf ein Mal. Ich sah ihn verdutzt an. Er kratzte sich nur am Kopf. „Ich habe eventuell die eine oder andere Adelsgesellschaft verärgert..." sagte er und grinste verschmitzt. Ich verdrehte die Augen – ich wollte lieber gar nicht wissen was er alles getan hatte, während ich weg war. Da hörte ich auch schon das Geräusch einer gewissen verzauberten Kutsche auf dem Gras und wie der Blitz kam die Kutsche des Ordens um die Ecke gerauscht. „Gepäck verladen und Kutsche wie gewünscht zu dir gebracht!" sagte Anya kichernd, die auf dem Kutschbock saß. Ihre Hände waren viel zu klein für die rauen Lederzügel, aber dennoch hatte sie es geschafft die Kutsche zu lenken. Schnell scheuchte Shaitan das Mädchen vom Kutschbock, warf ihr aber noch ein dankbares Lächeln zu, während er schnell auf den Kutschbock kletterte und wartete bis wir alle drin waren. Dann lies er die Peitsche knallen und das Pferd setzte sich in Bewegung. Mit so einer Geschwindigkeit zu fahren war berauschend, so schnell konnte ein Pferd alleine unmöglich laufen, aber die Kutsche war schließlich nicht ohne Grund verzaubert. Endlich konnte ich etwas durchatmen. Ich sah aus der Kutsche, es war nun schon dunkel geworden und langsam verschwand die Sonne hinter der Steppe. Ich legte mich auf eine der Sitzbänke, das Schwert immer noch an meinem Rücken, und fiel in einen tiefen Schlaf. Auch wenn das Schwert mir unangenehm in die Wirbelsäule drückte, gab es mir doch einen Funken Sicherheit. Und genau den brauchte ich im Moment.

Es war schon morgens als ich wieder aufwachte. Die Sonne schien durch das kleine Fenster der Kutsche, doch etwas war anders als an dem Moment als ich eingeschlafen war. Richtig, die Kutsche stand. Etwas verschlafen sah ich mich um, die Sitzbank mir gegenüber war leer. Ich stand auf und ging aus der Kutsche. Sie stand im Stall des Ordens der Diebe. „Guten Morgen!" hörte ich auch schon die viel zu gut gelaunte Stimme von Raven. Sie saß seitlich auf einer der Boxenwand und sprang gekonnt herunter. Auch wenn sie nicht mehr ganz die Jüngste war, und zwei Kinder in etwa meinem Alter hatte, war sie noch sportlich wie eh und je. „Wie ich sehe hast du es tatsächlich geschafft das Drachenschwert zu holen." sagte sie und lächelte. „Gönn' dir erst mal ein paar Tage Ruhe, ein bisschen Zeit haben wir ja noch. Heute Abend werden wir weiter besprechen, in Ordnung?" fragte sie und klopfte mir auf die Schulter. Ich lächelte nur, dann sah ich ihr hinterher wie sie mit einem geschickten Handgriff die Kutsche vom Pferd trennte und sie mit einer Hand neben den Stall schob. So eine Mutter hätte ich auch gerne gehabt, sie schien nahezu perfekt zu sein. Kein Wunder, dass sie vom Schicksal erwählt worden war. „Hey, Shaitan! Aufwachen!" rief sie noch, dann erst bemerkte ich, dass Shaitan auf dem Kutschbock geschlafen hatte und nun sehr hart geweckt worden war. Er fiel fast vom Kutschbock, sah seine Mutter dann nur genervt an und verkrümelte sich noch ziemlich verschlafen in die Zentrale des Ordens der Diebe. Ich kicherte etwas, dann ging ich hinterher.

Der Tag ging schnell vorbei, es war wunderschön warm und die Sonnenstrahlen fielen sanft und leicht durch das Fenster an dem ich saß. Ich saß im Schneidersitz davor, da ich etwas Angst hatte meine Beine aus diesem Steinfenster zu hängen. Nichts konnte mich retten, falls ich herunter fallen würde. Und ich wollte mir lieber nicht vorstellen, was mit einem Körper passieren würde, wenn er diese Klippe herunterfiel. Ich beobachtete den Sonnenuntergang, während ich langsam mehr Stimmen hörte. Im Lager des Ordens der Diebe war wenig los, die ganzen Diebe waren ausgeflogen um Aufträge zu bewältigen. Den Magier hatte ich auch noch nicht gesehen, Sheen hatte ebenfalls einen Tag lang frei. Doch sie schlief lieber den ganzen Tag. Offensichtlich musste sie als Magielehrling oft die Nacht durcharbeiten und Tränke beaufsichtigen, da tat ihr mal ein ausgiebiges Schläfchen schon ganz gut. Eine Hand tippte mich am Rücken an und ich drehte mich um. Es war Shaitan, der mich lächelnd an den großen Tisch bat. Kaum hatte ich mich gesetzt trat auch schon Raven in den Raum und setzte sich mir gegenüber. Nach und nach erschienen auch noch der Magier und Sheen kam ebenfalls verschlafen aus ihrem Zimmer. Nun saßen wir alle beisammen an einem Tisch und ich nahm das erste Mal seit ich es bekommen hatte das Schwert von meinem Rücken. Der Magier bekam große Augen als ich es auf den Tisch legte. „Es ist wirklich außergewöhnlich..." sagte er, auch wenn ich das nicht wirklich fand. Unter einem Drachenschwert hatte ich mir ein riesiges Schwert aus Drachenknochen vorgestellt, aber es war wahrscheinlich besser, wenn ich das Schwert auch tragen konnte. Drachenknochen sollen unglaublich schwer sein.

Dawn - Königin der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt