Die nächsten Tage vergingen wie im Flug: Der Wissenschaftler war bereitwillig auf das Angebot eingegangen und modifizierte mit einigen Dieben sein Luftschiff nach den Vorstellungen des Magiers. Dieser wiederum hatte den Zirkel zusammen getrommelt und in seinem Labor ging es bereits heiß her. Ich war nur ein mal daran vorbei gekommen, doch hatte sofort grünlichen Dampf entgegen bekommen, weshalb ich mich lieber auf Abstand zu diesem Raum der Ordensunterkunft hielt. Aber ich hatte generell kaum Freizeit, mein Training mit dem Mann verlief zwar schmerzhaft und ehrlich gesagt ging er mir ziemlich mit seinem 'Lady' auf die Nerven, aber er war auch gerecht und fair. Bald schon trainierte ich gegen andere Ordensmitglieder und konnte sie nach einiger Zeit auch entwaffnen. Auch wenn es eine andere Liga war, als ein Kampf gegen einen Drachen, musste ich zugeben, dass ich stolz auf mich war. Vor einiger Zeit war ich nichts, ein einfaches Mädchen das Baumstämme schleppen konnte und hin und wieder mal Beeren gesammelt hatte. Langsam wurde ich zur Kriegerin. Das Leben beim Orden der Diebe gefiel mir ganz gut, wenn ich auch bemerken musste, dass mir das Dieb-sein ganz und gar nicht lag. Das merkte ich alleine daran, dass mich Shaitan immer bemerkte, wenn ich mich versuchte an zu schleichen oder einen der traumhaften Kekse stehlen wollte, die Sheen dem Luftschiff-Team gebacken hatte. Letztendlich hatte ich dann doch noch einen bekommen, aber eher weil Sheen so gütig war mir einen anzureichen, während sie lautlos in sich hineinkicherte. Dann war es soweit, es war ein stürmischer Abend und die Wellen schlugen höher als sonst gegen die Klippen. Das Wasser spritze hoch, nur um dann sofort wieder zurück in die See zu fallen. Der Himmel hatte sich schon bereits am Morgen verdunkelt und es war, als wäre die Sonne nie aufgegangen. Dicke, schwarze Wolken bedeckten den sonst so strahlend blauen Himmel und als ich mir verschlafen etwas Wein einschenkte, begann es bereits zu regnen. In den Eislanden war Regen immer etwas besonderes gewesen, da wir sonst viel zu häufig Schnee und Hagel hatten. Aber hier war es anders, jetzt vermisste ich schon beim ersten Regentropfen die Sonne und das warme Gefühl auf der Haut.
„Schlecht geschlafen, Lady?" fragte der Mann lachend und trank einen großen Schluck direkt aus der Flasche, die ich mir geholt hatte. Ich verdrehte nur die Augen und grummelte etwas. „Mach dir nichts draus!" hörte ich eine Stimme hinter mir. „Er hat angefangen mich Sir zu nennen, das finde ich weitaus schlimmer!" Shaitan grinste frech und nahm dem Mann die Flasche aus der Hand, nur um selbst den kleinen Rest der noch darin war auszutrinken. Ich war immer noch zu verschlafen um etwas zu entgegnen, daher trank ich selbst schnell mein Glas aus und ging dann in den Versammlungsraum. Wir hatten uns alle gegen Vormittag hier verabredet um den Plan zu besprechen, denn es waren nur noch wenige Tage Zeit. Genau wusste es nicht mal Raven, aber sie hatte die Anweisung bekommen, heute noch los zu fliegen. Zur Sicherheit.
Als ich in den Raum kam, saßen am Tisch schon einige Leute. Um den Tisch verteilten sich Raven, Sheen, der Magier, der Wissenschaftler und sogar der Rest des Zirkels der Magier. Die Seherin war erst vor einigen Tagen angekommen und hatte schon fleißig mitgeholfen, bei was auch immer der Magier da zusammenbraute. Aber sie war überrascht und freudig gewesen mich wohlbehalten wieder zu sehen. Ich ebenso, es war schon wenn man in einer so gefährlichen Welt in der nichts sicher scheint bekannte Gesichter zu sehen.
„Na dann sind ja alle da!" sagte Raven, als auch Shaitan in den Raum gekommen war. „Wir haben schon eine Art Plan erstellt..." begann sie, doch wurde vom Magier unterbrochen der ein großes Pergament auf den Tisch legte. Darauf war das Luftschiff abgezeichnet und jeder einzelne Raum skizziert. „Wir haben etwas entwickelt, dass ich in einem der alten Bücher gefunden habe. Wir können nicht sicher gehen, dass es funktioniert, aber es ist besser als nichts." sagte er. „Um es einfach zu erklären: Es sind Bälle aus gebündelter Magie, die sich wie Kanonen abschießen lassen. Die Magie dürfte so groß sein, dass es sogar dem Drachen schadet." sagte die Seherin und zeigte auf einige eingekreiste Stellen am Schiff. „Von dort aus wird gefeuert – wir müssen den Drachen auf den Boden bringen, ansonsten kommst du ja nie an ihn ran." sie lächelte mich warm an. „Auf dem Boden kannst du ihn sicher besiegen, wenn du dem Feuer ausweichst..." sagte Shaitan nun. Raven nickte. „Wir werden uns in Position begeben, damit wir schon in der Luft sind, wenn der Drache erwacht. Aber wir können ihn erst besiegen, wenn der Fesselzauber komplett aufgehoben ist. Daher müssen wir warten bis er sich aus dem Drachengebirge erhoben hat..." sagte Raven. „Was passiert mit der Rubinstadt?" fragte ich. Die Rubinstadt hatte ich komplett vergessen, sie war schließlich in den Berg gebaut worden und ziemlich fest mit ihm verankert. „Ich habe den Orden der Krieger um Hilfe gebeten, sie sind die einzigen die an den Drachen noch glauben. Sie evakuieren die Stadt schon seit ein paar Tagen, aber viele wollen einfach nicht gehen. Wir werden sehen müssen." Raven strich sich eine schwarze Strähne hinters Ohr und rollte das Pergament zusammen. „Shaitan, Dawn und der Wissenschaftler – ihr kommt mit auf das Luftschiff. Für alle anderen wäre es zu gefährlich, ich werde weitere Mitglieder mitnehmen..." sagte sie und rief noch ein: „Packt schon mal zusammen!" durch den Raum, bevor sie verschwand. Ich schüttelte den Kopf, langsam wurde es wirklich ernst mit der Sache.
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Dawn - Königin der Schatten
FantasíaSylvain ist ein Ort mit vielen Facetten: die immergrünen Wälder des Hains, tiefblauen Flüsse die das Land durchziehen und Schneeflocken die Tag ein Tag aus auf die höchsten Spitzen der Gebirge fallen sind nur wenige Beispiele. Und seit das Schicksal...