Kapitel 9

270 21 0
                                    

„Weshalb?" fragte ich geschockt. Die Seherin rutschte in ihrem Sessel hin und her. „Du hast ein hohes Potential an Magie in dir, Kindchen..." sagte sie zu erst. „Ich habe nur durch deine Hilfe ein klares Bild erlangen können – ich bin sicher du weißt, was aus dir werden soll, Dawn." sagte sie. Ich nickte nur, ich brauchte die Information wirklich dringend, um welchen Sohn es nun ginge. „Ich habe nicht viel gesehen, mich hat deine Kraft ziemlich eingenommen. Aber ich habe eine kleine Abfolge einiger Bilder gesehen. Ein Mann mit goldenem Haar steht mit ausgestreckten Händen zwischen allen Vertretern der Orden. Er hatte die Augen geschlossen, so weit ich mich erinnere, aber auf seinem Mantel prangte ein Wappen. Ein rubinroter Drache auf schwarzem Grund, der eine silberne Flamme speit. Das Wappen eines rubinroten Drachen gehört zum Hause Pycah, allerdings sind die Flammen in unterschiedlichen Farben gehalten. So weit ich weiß trägt Corenzia die goldene Flamme und ihre Söhne die silberne, bronzefarbene, weiße und blaue. Ich weiß allerdings nicht welche Flamme zu welchem Sohn gehört, die Familie wagt sich nicht gerne an die Öffentlichkeit und auch hier in der Stadt wird sie oft nicht erkannt." sagte die Frau. „Nun habe ich die Wichtigkeit deines Auftrages begriffen. Dawn, du wirst Mut und Geschick brauchen. Der König ist stark. Und er will sich wiederholen was einst Sein war." sagte die Seherin und wurde immer leiser. „Nun los, ich will dich nicht aufhalten..." sagte sie und stand eilig aus. Mit einem Blick in Richtung Feuerstelle erlosch diese sofort und nicht mal ein Funken wagte sich noch zu glühen. Es war nun so dunkel, das ich fast über meine eigenen Füße gestolpert wäre, doch die Frau tippelte mit kleinen Schritten vor mir her und öffnete mir die Tür, in dem sie sie einfach umstieß. Sie keuchte immer noch etwas und nun im Licht der Abendsonne, konnte ich die roten Stellen an ihren Händen entdecken. Sie waren eindeutig in der Form des riesigen Blitzes und wirkten wie Stellen verbrannter Haut. Ich konnte solche Stellen an meinen Händen nicht finden und ich hoffte, dass ich auch nicht so fertig aussah, wie die Seherin. „Danke sehr, Ihr habt mir wirklich sehr geholfen. Welchen Gefallen schulde ich Euch noch?" fragte ich, als ich über die heruntergefallene Tür trat und meine Schuhe im leichten Staub der Straße einen winzig kleinen Sturm verursachten, der sich wie eine Welle bis zur wirklichen Straße hin ausbreitete. „Fürs erste: Erschlag den Drachen und bleib am Leben. Es tut mir leid, ich habe viele Bilder im Kopf die ich noch nicht deuten kann – es ging alles viel zu schnell." sagte sie und schüttelte den Kopf. „Auch du hast eine Zeitlinie und die darf ich nicht beeinflussen, in dem ich dich über kommende Ereignisse aufkläre." sagte sie und strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Ich werde mich bei dir melden!" sagte sie noch, dann stellte sie die Tür wieder auf und der Raum wurde ebenfalls wie sie von den dicken Eichenbrettern versperrt. Es war still geworden. Die Kutschen, die vor meinem Besuch bei der Seherin noch über den Asphalt gedonnert waren, waren nur noch vereinzelt zu hören. Da kam mir in den Sinn, wie die Seherin mich denn kontaktieren wollte, wenn sie gar nicht wusste wie lange ich noch in der Stadt bleiben wollte oder wann ich wieder beim Magier sein würde. Ich spähte durch den Spalt in der Tür, an dem die Tür aus ihrer Halterung gefallen war. Doch ich erkannte nichts im dunkeln, auch als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah der Raum aus als war er leer. Ich schob die Tür schnell beiseite und hoffte keine Aufmerksamkeit zu erregen, doch als das fahle Sonnenlicht in den Raum fiel, wirkte er wie seit Jahren nicht mehr benutzt. Die Spinnweben in den Ecken machten das Bild eines verlassenen Gebäudes perfekt und wo ich eben noch in dem Sessel saß, war nur noch Staub zu sehen. Ich wunderte mich stark, doch stellte die Tür wieder dort hin, wo sie einmal gewesen war. „Vandalismus ist auch eine Straftat!" hörte ich da hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich in das bärtige Gesicht einer großen Wache. „Ich..." begann ich, doch die Wache sah gelangweilt von mir ab. „Heute ist echt die Hölle los, einen nach dem anderen schnappen wir..." murmelte die Wache weiter, dann sah sie mich wieder direkt an. „Ich hab dich im Auge!" kam über seine zusammen gepressten Lippen, dann ging er auf seiner Patroullie weiter die Straße entlang. Ich atmete auf und schluckte meine ganzen Fragen herunter.

Dawn - Königin der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt