Abgrund

29. Juli 2.43Uhr

Die Fratze seines Vaters blickte Henry aus eiskalten Augen an. Doch plötzlich veränderte sich das Gesicht und Valentin schrie ihn hasserfüllt an. Aber auch dieses Gesicht veränderte sich, das einzige was blieb waren diese eiskalten Augen. Augen die eine Kälte ausstrahlten, die Henry erstarren lies. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Er konnte nur in diese Augen sehen. Panik kroch in ihm hoch. Er wollte schreien, sich wehren, aber egal was er versuchte, es ging nicht. Er hatte das Gefühl einzufrieren, genauso kalt wie diese Augen zu werden. Die Kälte erreichte seinen Kopf und er bekam keine Luft mehr. Er konnte nicht mehr atmen...

Henry schlug die Augen auf und sog hektisch die Luft ein. Ruhelos schaute er sich im Zimmer um. Doch da war nichts außer die stirilen weißen Wände und Möbel. Das einzige was er entdeckte war das offene Fenster, das er nun schloss und der Brief auf dem Nachttisch. Er nahm ihn in die Hand und begann von neuem zu lesen. Das Anschreiben des Gerichts bestätigte die Gültigkeit des Testaments und enthielt ansonsten keine wichtigen Informationen. Dann wandte sich Henry der eigentlichen Testamentskopie, das Original behielt das Gericht, zu.

Was sein Vater darin geschrieben hatte überraschte ihn, dann doch ziemlich. Henry hatte erwartet, das Valentin den größten Teil der Firma und auch die Chefposition erhalten würde, doch dem war nicht so. Richard Herzog verfügte in seinem Testament, dass das Erben vorerst gleichmäßig an die Brüder verteilt werden sollte. Die Chefposition sollte der bekommen, der es schaffte einen Gewinn von 50.000€ zu erwirtschaften ohne in rechtliche Schwierigkeiten zu kommen und/ oder negativ in der Presse aufzufallen. Na super, dachte Henry, also hatte sich sein Vater doch die Klippe runtergestürzt um ihn aus dem Rennen zu schiessen. Valentin kam aber wohl auch nicht mehr in Frage, nach den Angriffen auf ihn. Das hieß, die einzige Person die noch übrig blieb, war Matthias. Der würde ihm vermutlich noch eine akzeptable Stelle im Unternehmen geben, um davon zu profitieren. Aber vielleicht hatte er doch noch eine Chance, denn Henry hatte das Gefühl das auch sein Bruder bald Schwierigkeiten bekommen würde.