Henry hatte mal wieder das Gefühl ausgeschlossen worden zu sein. Er durfte noch nicht einmal in der Familienvilla bleiben und Valentin bekam schon wieder alles was er wollte. Das war so unfair. Nur weil Valentin älter war hatte er die Aufmerksamkeit von Vater bekommen, die teureren Spielsachen, das neue Fahrrad, und später den besseren Job in der Firma und natürlich mehr Geld, einfach alles. Immer.Und jetzt schon wieder. Den Psychologen hatte er garantiert bestochen. Der konnte sich einfach alles leisten und hatte dafür nichts getan. Rein gar nichts! Man hatte ihm alles einfach durchgehen lassen. Erst weil er der Älteste war, dann einfach weil er Valentin Richard (den Namen hatte er vom Vater geerbt) Herzog war. Henry tigerte aufgebracht im Zimmer der Hotelsuit auf und ab. Der Jüngere hatte immer nur bekommen was übrig war und was seine beiden Brüder nicht mehr wollten. Er versuchte sich zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bekommen. Doch das war gar nicht so einfach, weil er nicht nur wütend war sondern im gerade auch klar wurde, das sein Bruder ihn los werden wollte. Eine unterschwellige Angst machte sich in ihm breit. Er musste etwas tun, sonst würde er noch ausrasten. Da fiel ihm seine Entdeckung vom frühen morgen wieder ein. Die Buchstaben CLL. Er klappte seinen Laptop auf und startete die Suchmaschine. Schon die ersten Ergebnisse ließen ihn stocken. Wie hatte sein Vater das verbergen können? Hatten sie ihn alle so schlecht gekannt? Henry konnte es nicht fassen. CLL stand für Chronisch-Lymphatische Leukämie. Blutkrebs.
Ob seine Brüder das schon wussten? Hatte sich sein Vater deshalb umgebracht? Aber er hatte doch gesund gewirkt. Henry war sich nicht sicher. Hoffentlich konnte der Arzt Licht ins Dunkle bringen.
Um 15Uhr hatten er und sein Bruder abgemacht, das er mit diesem in das Hotel kommen würde. Jetzt war es 13.30Uhr. Er musste also noch eineinhalb Stunden warten. Henry begann deshalb einige Artikel zu der Krankheit zu lesen, ohne sie zu verstehen. Die Gedanken in seinem Kopf wirbelten mehr und mehr durcheinander. Er versuchte sich das Verhalten seines Vaters und seiner Brüder zu erklären, doch je mehr er das versuchte, desto unsicherer wurde er und das eiskalt blickende Gesicht seines Vaters aus dem Traum schien ihn zu verhöhnen. Egal was er machte. Er wurde es einfach nicht los.Kurz vor drei klingelte dann das Telefon des Hotels und die Rezeption teilte ihm mit das sein Bruder da sei. Endlich, dachte er erleichtert, kommt Matthias mit Dr. Wechsler. Der kann bestimmt alles erklären. Dabei bemerkte er nicht, dass nur von einer Person die Rede war. Er lies ihn hoch schicken und wenige Momente später klopfte es an der Tür. Einen Augenblick später erblickte er ein wohlbekanntes Gesicht. Bevor er reagieren konnte, spürte er einen Schlag und wurde bewusstlos.
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Abgrund
Misteri / ThrillerEin Kliff, eine Leiche, ein Erbe, Mord? Vorwahrnung: Die Kapitel sind leider sehr kurz. Ich versuche mich zu verbessern. #84 Mystery/Thriller 16.4.16