Kapitel25

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Emmas Sicht

Aufstehen, Fertig machen, Frühstücken, zur Schule! Wow sehr spannend so ein Donnerstagmorgen. Ich bin echt verwundert, dass ich noch nicht vor Langeweile gestorben bin. Seit fast 12 Jahren geht das jetzt schon so, aber bald hab ich es geschafft. Noch in paar Monate und dann mache ich Abitur. Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht was ich davon halten soll. Seit der 5. Klasse haben wir darauf zugearbeitet und uns gesagt: ‚Irgendwann verbringen wir unsere Freistunden im 12er Raum, bald sind wir die Ältesten und die Jüngeren haben Respekt vor uns! Bald machen wir Abitur, dann werden unsere Klausuren als erstes korrigiert!' Jetzt wo wir nur noch wenige Monate, vier einhalb um genau zu sein, zur Schule gehen, weiß ich, dass es ganz anders ist. Ja gut wir haben uns den 12er Raum unter den Nagel gerissen und machen Abitur. Aber die jüngeren Schüler sind verdammt dreist und auch unsere Klausuren werden nicht als erstes korrigiert. Vivienne wurde mal von einem Siebtklässler beworfen, mit Gummibärchen, und sein Freund meinte nur trocken: „Man du hast die Alte getroffen" Die ganze Situation war Ansicht fast schon witzig, aber auch traurig, sowas hätten wir uns früher nicht getraut.

Wie ich da jetzt drauf komme? Zack und ich schreiben seit Dienstag fast ununterbrochen und gerade hat er mich gefragt, ob ich schon einen Plan hätte wie es nach dem Abi weiter gehen soll. Und wie es das Schicksal so will! Natürlich habe ich keinen Plan! Ehrlich gesagt ist mir noch nicht so ganz klar, das ich mir bald mal überlegen sollte, was ich machen will. Jedenfalls hat mich das irgendwie zum Nachdenken gebracht.

„Em! Bist du noch anwesend?", ruft Chris mir ins Ohr und wedelt vor meinem Gesicht herum. „Was ist los?", frage ich und schaue ihn genervt an. Ich habe gerade eine Freistunde zusammen mit Anna und Chris. „Chris! Lass sie doch in Ruhe", ruft Anna aufgebracht. „Was ihr Handy hat mich genervt. Es hat drei Mal vibriert", mault Chris und lässt sich zurück in die Kissen des Sofas sinken auf dem wir sitzen. „Sorry Chris", lache ich und nehme mein Handy. Nachdem ich es auf Stumm geschaltet habe lese ich mir die Nachrichten durch. Eine ist von Zack:

Passt schon! Irgendwann weißt du was du machen willst, ansonsten heiratest du reich

Ich muss ein bisschen grinsen. Reich heiraten wäre natürlich auch eine Methode. Genau das schreibe ich ihm dann auch zurück und lese mir die andern beiden Nachrichten durch. Die eine ist von Olli:

Hey, das Video ist Hammer geworden! Es ist gleich im Netzt!!

Sam hat fast dasselbe geschrieben:

Emma! Ich lade das Video gerade hoch! Gleich ist es online!!

Die zwei haben sich wohl nicht abgesprochen. Beiden schreibe ich zurück, dass ich gespannt bin und mich freue, das Video angucken zu können. „Wie lange haben wir noch Freistunde?", wende ich mich dann an Anna die schräg neben uns auf einem anderen Sofa sitzt. „Noch 40 Minuten! Ich hasse diese 60-Minuten-Stunden", jammert Chris und gähnt. „Du bist heute ziemlich am jammern findest du nicht auch?", lache ich und schaue ihn an. „Ich musste scheiße früh aufstehen, dann haben wir direkt einen Vokabeltest geschrieben! EINEN VOKABELTEST! Verdammt wir sind in der Q2 und schreiben einen Vokabeltest", fährt Chris mich angepisst an. „Kein Grund sie direkt anzuschreien", fährt Anna ihn dann ihrerseits an. Die zwei sind beste Freunde so ähnlich wie Ben und ich, nur weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass Anna auf ihn steht und er auch mehr für sie empfindet. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die zwei es auch merken. Bevor noch jemand was sagen kann, blinkt mein Handy auf und zeigt mir an, dass ich eine Benachrichtigung von YouTube habe. „Oh mein Gott, das Video ist online", grinse ich und klicke es an. „Zeig", ruft Anna und springt auf. Sie setzt sich aufgeregt neben mich, auch Chris rutscht näher sodass wir zu dritt auf mein Handy gucken können. Das Video ist etwa acht Minuten lang und wir lachen fast die ganze Zeit. Olli und Sam haben es echt geil zusammen geschnitten und verdammt... es ist so krass witzig. „Emma unser neuer YouTube Star", grinst Anna und reißt mir mein Handy aus der Hand, als das Video zu Ende ist. Sie klickt auf ‚Gefällt mir' und guckt es direkt nochmal an. „Zack hat geschrieben! Er schreibt das Video ist online, du könntest ja auch als YouTube Star reich werden", teilt mir Anna dann mit. Bevor ich antworten kann ruft Malte quer durch den Oberstufenraum: „Emma, seit wann kennst du Olli und Sam?" Da hat wohl noch jemand das Video gesehen. „Samstag", antworte ich ihm schnell. „Nicht schlecht. Cooles Video", lacht Malte. „Dann klick auf gefällt mir und kommentier!! Kommentier, kommentier, kommentier!", imitiere ich Sams Verabschiedung aus dem Video. „Nur für dich", grinst er und damit ist meine Unterhaltung mit Malte auch schon gelaufen.

Der restliche Schultag vergeht unglaublich schnell und ereignislos. Ich werde noch von zwei Menschen wegen des Videos angesprochen, von denen ich nicht mal wusste, dass sie meinen Namen kennen. Den restlichen Tag schreibe ich mit Zack, bis ich Abends zum Training muss. An sich ist das Training mega geil, aber auch sau anstrengend. Was mich aber ziemlich nervt anschließend ist, dass Anna nicht gekommen ist, weil es ihr nicht gut ging und ich jetzt mit Bus und Bahn nach Hause muss. Normalerweise nimmt Anna mich mit dem Auto mit, aber weil sie nicht da ist und ich noch keine 18 muss ich irgendwie anders nach Hause kommen. Aber verdammt! Die U-Bahn Station ist mega gruselig. Es ist dunkel draußen, die Gegend ist nicht gerade die Beste und außer mir stehen noch drei komische Typen an der Haltestelle. Ich will nicht lügen! Ich habe Angst und bin ein bisschen Paranoid. Ich zucke sogar zusammen, als ich eine Nachricht von Zack bekommen:

Z: Na, was machst du gerade?

E: Warte auf die U-Bahn! Aber es ist super gruselig hier! Hier sind mega seltsame Typen!!!

Z: Soll ich dich abholen? Nicht dass du nachher noch entführt wirst???

E: Ne, danke brauchst du nicht! Die Bahn kommt in 2 Minuten. Aber das ist voll süß von dir danke!

Z: Für dich doch immer!

Bei seiner Antwort könnte ich einen Freudentanz aufführen! Es ist so süß von ihm, mir anzubieten mich abzuholen.

Schlussendlich schaffe ich es heil nach Hause ohne entführt zu werden und nach einer ausgiebigen Dusche falle ich mehr oder weniger Tod ins Bett.

Not all good girls are good girlsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt