Zacks Sicht
Das ganze Wochenende habe ich Emma nicht erreicht. Sie hat auf keinen Anruf, keine SMS und auch auf keine WhatsApp Nachricht geantwortet. Aber ich kann sie auch verstehen, das muss wirklich eine Schock gewesen sein. Für mich war es ja auch ein Schock, ich hätte nicht gedacht, dass ich mit Vivienne schlafe. Egal wie besoffen ich bin. Ich habe Vivienne von Anfang an nicht wirklich gemocht.
Das ungewisse Gefühl ob Emma mir verzeiht und wir noch zusammen sind, bringt mich fast um. Ich habe das ganze Wochenende kaum geschlafen. Fachhochschule hab ich mir heute gekniffen. Dafür stehe ich jetzt vor Emmas Schule. Ich muss einfach mit ihr reden. Und wenn sie keine Beziehung mehr will, dann muss ich damit leben.
Gerade zünde ich mir die dritte Kippe an und mit meinem Bein wackele ich die ganze Zeit. Ich bin echt am Ende! Ich hätte nicht gedacht, dass Emma mir schon so viel bedeutet. Mir geht es fast noch dreckiger als nach der Trennung von Kati. Ich will gar nicht wissen wie es Emma geht. Vor allem bin ich an dem Allen schuld.
Die Schulglocke reißt mich aus meinen Gedanken, jetzt müsste sie eigentlich kommen. Ich hoffe sie ist heute überhaupt zur Schule gekommen. Eigentlich müsste sie in den letzten Stunden Sport gehabt haben, weshalb ich vor der Turnhalle an einem Baum gelehnt stehe. Zunächst kommen ein paar Typen und zwei Mädchen aus der Halle.
Und dann Emma! Als sie mich sieht, kommt sie sofort auf mich zu. Schnell trete ich meine Kippe auf dem Boden aus und komme ihr entgegen. „Du siehst scheiße aus, du solltest besser kein Auto fahren", teilt sie mir mit. Am liebsten würde ich über den Kommentar lachen, aber ich kann nicht und leider stimmt es auch. „Ich würde dich fahren lassen, aber du darfst noch nicht alleine fahren", antworte ich. „Meinet wegen", murmelt sie und geht mir voran zu meinem Auto. Schweigend folge ich ihr. Ich würde Emma am liebsten in meine Arme nehmen und nie wieder los lassen, aber ich glaube dagegen hätte sie momentan was.
„Soll ich dich zu dir fahren oder kommst du mit in die WG?", frage ich bevor ich den Motor starte. „Fahr einfach zu dir", antwortet sie. Ich nicke und starte den Motor. Sofort dröhnt uns >Suicide Silence< entgegen. Auf der Hinfahrt habe ich ziemlich laut gehört und vergessen es leider zu machen. Emma neben mir erschreckt sich ziemlich und zuckt zusammen. Sofort drehe ich die Musik leiser. „Deathcore hat eine seltsam beruhigende Wirkung", überlegt Emma leise. Ich kann ihr nur zustimmen, ich habe das ganze Wochenende nur solche Musik gehört und es hat mir ein bisschen geholfen, das war schon immer so. „Ich habe das ganze Wochenende Amnesia gehört", flüstert Emma dann, ich bin mir nicht ganz sicher ob ich das hören sollte. „Wünscht du dir denn auch eine Amnesie um mich zu vergessen?", frage ich traurig. „Nein, ich würde nur gerade dieses Bild von Vivienne und dir vergessen", sagt sie leise. Wieder schweigen wir, bis ich vor zu Hause parke und wir gemeinsam in mein Zimmer gehen.
„Eine Frage beschäftigt mich schon seit Freitag. Du sagtest, es sei ein Fehler, dass wir zusammen sind. Das und als du mich weggeschickt hast, das fühlte sich so an, als wolltest du mit mir Schluss machen, oder hättest es sogar schon gemacht?", beginne Ich als wir uns mit etwas Abstand auf mein Bett gesetzt haben. „Nein, wir sind eigentlich noch zusammen. Ich brauchte nur Zeit. Ich weiß, wir waren noch nicht zusammen, als du mit Vivienne geschlafen hast, aber ich meine wir hatten schon zwei Dates, bei denen du mich sogar geküsst hast. So wie du am Freitag geguckt hast, wirkte es auf mich, als wolltest du nicht, dass ich es erfahre. Zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht mal daran gedacht, dass du es selber nicht mal mehr wüsstest. Ich war verletzt und sauer", antworte sie. „Verdammt, ich schwöre ich wusste nichts davon, ich war am Freitag so geschockt als sie es gesagt hat und wollte es erst nicht glauben. Ich fand Vivienne vom ersten Abend, an dem ich sie kennen gelernt habe nervig, nichts für ungut", sage ich schnell. Sie muss mir einfach glauben. „Es ist nur so, du musst das mal so sehen. Du hattest schon so viele Mädchen und dann auch noch meine beste Freundin. Du bist einfach nicht der Beziehungstyp. Und dann bin ich da, ich hatte zwei Freunde und mit keinem der beiden habe ich geschlafen. Du musst wissen wie ich mich dabei fühle, in mir drin ist tief vergraben die Angst, dass du sobald ich mit dir geschlafen habe das Interesse an mir verlierst", gestehe sie. Und innerlich zerreißt es mir das Herz, dass sie solche zweifle hat. Ich will nicht mit ihr zusammen sein, damit ich sie ins Bett bekomme. Und das muss ich ihr begreiflich machen. „Das würde ich nicht. Mit dir fühle ich mich so viel besser. So etwas habe ich noch nie mit irgendjemanden gefühlt", flehe ich schon fast. „Das glaub ich dir. Und ich vertrau dir und wie gesagt, diese Angst ist ganz tief unten vergraben. Am Freitag ist sie halt nur hoch gekommen", antwortet Emma.
„Emma ich liebe dich! Ich könnte dir niemals sowas antun und du braucht keine Angst haben", die Wörter sind aus meinem Mund raus, bevor ich wirklich realisiert habe was ich da gesagt haben.
Aber es stimmt!
Ich liebe Emma.
Und dann küsst sie mich! Emma küsst mich. Mein Mädchen küsst mich. Ich bin in dem Moment wahrscheinlich der glücklichste Mann auf der Welt. Eine Weile küssen wir uns, bis wir uns auf mein Bett legen. Ich ziehe sie nah zu mir und schlinge meine Arme um ihren Bauch. Sie legt ihren Kopf auf meine Brust und mit einem Finger fährt sie über meinen Arm, meine Schulter und meine Brust. Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur so da liegen, doch irgendwann schläft Emma ein.
Plötzlich wird meine Zimmertür aufgemacht und Nathanael steckt seinen Kopf herein. Ich hoffe für ihn, dass er Emma nicht geweckt hat. Als er mich und Emma auf dem Bett entdeckt meint er: „Gott sei dank! Versau es nicht". Genauso schnell wie er gekommen ist verschwindet er auch wieder und schließt leise die Tür. Emma ist zum Glück nicht wach geworden. Vorsichtig breite ich meine Decke über uns beide und schlafe auch fast direkt ein.
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Not all good girls are good girls
Teen Fiction„Was machst du denn hier draußen? Die Party steigt doch drinnen!", fragt er mich schließlich. „Warten", antworte ich mehr aus Höflichkeit als aus Interesse ein Gespräch mit ihm zu führen. „So ganz alleine hier draußen?", fragt er weiter. „Du stehst...