Kapitel35

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Emmas Sicht

„Du hast mich letzte Woche gefragt, ob ich in Zack verliebt sei! Die Antwort ist ja", flüsterte ich schon fast und starre raus in den Garten. Ben und ich stehen gemeinsam draußen auf der Terrasse und blicken in den dunkeln Garten. „Ich weiß, Süße! Ich habe euch vorhin im Flur gesehen! Bitte tu nichts was du nicht wirklich willst. Nur weil es sich jetzt gut anfühlt, muss das Gefühl nicht auch morgen noch da sein", antwortet Ben leise. „Du solltest mich eigentlich kennen und wissen, dass ich nichts tue, was ich nicht auch will. Aber dieses Gefühl, wenn er mich küsst oder auch einfach nur meine Hand hält. Es ist...unbeschreiblich. Und er ist so verdammt süß", schwärme ich ein bisschen. „Ich hoffe euch aus beiden wird was. Du hast jemanden tollen verdient", grinst Ben. „Ich hab dich lieb", murmele ich und schlinge meine Arme um Ben. Er ist einfach der beste Freunde den man haben kann. „Ich dich auch", flüstert er nah an meinem Ohr, während er die Umarmung erwidert. „Oh wen haben wir da! Die kleine Schlampe und ihren Bimbo. Na hast du dir den nächsten Typen geangelt den du heiß machst und dann nicht ran lässt? Wie lange wird er das spiel wohl mitmachen? Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass da nichts laufen wird, dass du eine kleine Schlampe bist die ihm Versprechungen macht und sie nicht hält", ertönt eine hämische Stimme hinter uns, die ich nur allzu gut kenne.

Marius! Was will der Arsch schon wieder? Der Abend war so gut.

„Zieh Leine, Marius!", sagt Ben bestimmt und dreht sich zu Marius um. Ich kann Bens Gesicht nicht sehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er echt wütend aussieht. „Kann sie nicht mal für sich selbst sprechen? Aber sie ist doch selbst Schuld an dem was passiert ist. Wäre sie nicht so super gläubig und hätte ihre Beine breit gemacht, wäre bestimmt einiges anderes gelaufen!", fährt Marius fort. „Halt einfach deine Fresse du und verpiss dich!", knurrt Ben und macht ein paar Schritte auf Marius zu. Ben ist ein ganzes Stück größer als Marius und auch um einiges trainierter. „Wow, entspann dich", ruft Marius genervt und hebt abwehrend seine Hände. Bevor Ben noch etwas sagen kann, verschwindet Marius wieder nach drinnen. „Hey, warum weinst du?", fragt Ben plötzlich, als er sich zu mir umdreht. Ich habe gar nicht gemerkt, dass mir Tränen über die Wangen laufen. „Können wir gehen?", frage ich einfach.

„Emma!", die mehr als wütende Stimme meiner Mutter reißt mich jäh aus meinen Gedanken. Anstatt ihr zu antworten, warte ich darauf, dass sie meine Tür aufreißt. Und wirklich lange muss ich nicht darauf warten, denn scheinbar hat sie schon vor meiner Tür gestanden. „Wo warst du? Du weißt ganz genau, was für ein Tag heute ist. Wir haben kein Problem damit, wenn du Samstags was mit deinen Freunden machst, solange du pünktlich Sonntags da bist und mit in die Kirche gehst. Aber das scheint dir ja egal zu sein. Alkohol, Party und Männer sind dir scheinbar viel wichtiger. Wie kannst du nur? Wir haben dich anders erzogen! Wie kannst du dich nur von Gott abwenden", schreit sie. „Nur weil ich einmal nicht zur Kirche gehe, heißt das nicht, dass ich mich von Gott abwende. Außerdem ging es mir nicht so gut und ich war bei Ben", antworte ich. „Dir ging es also nicht gut? Wie wäre es dann mit weniger Alkohol, Fräulein. Ein solches Verhalten dulde ich nicht und glaub mir, das wird Konsequenzen haben. Du hast gefälligst unsere Regeln zu beachten und wenn du dein Verhalten nicht änderst, dann gibt es wirklich Ärger", schreit meine Mutter weiter. Was ist ihr verdammtest Problem? Was habe ich bitte gemacht? Ich war einen Sonntag nicht mit in der Kirche. EINEN! Und woher weiß sie überhaupt, dass ich am Wochenende oft feiern bin. „Wie verhalte ich mich denn? Ich war einmal nicht mit. EIN MAL! Und woher glaubst du das zu wissen?", gebe ich zurück, schreien tu ich noch nicht, aber ich bin kurz davor. „Nicht in diesem Ton! Du fragst welches verhalten? Genau dieses welches du an den Tag legst. Am Wochenende lange weg bleiben, Alkohol, wahrscheinlich auch Drogen und Sex. Glaub mir ich weiß alles. Ich habe meine Quellen, glaub mir das. Wir haben unsere Tochter nicht so erzogen, nicht zu so einem Mädchen. Nächste Woche kommst du dann wahrscheinlich schwanger nach Hause", schreit sie weiter. Was ist ihr verdammtes Problem? Wie kommt sie auf diesen Schwachsinn? Ich kann meine Mutter nur entsetzt ansehen. Als sie einfach weiter schreit, stehe ich auf und renne an ihr vorbei. Im Flur ziehe ich schnell meine Schuhe an und renne aus dem Haus. „Wohin willst du?", schreit meine Mutter noch hinter mir her, doch ich ignoriere sie. Ey, die Frau kann mich mal. Mit schnellen Schritten laufe ich rüber zu Vivienne und klingele.
„Hey, Emma. Viv ist oben in ihrem Zimmer", begrüßt Nico mich. „Hi, Nico. Danke", antworte ich und laufe hoch zu Viviennes Zimmer.
„Was ist denn mit dir los?", begrüßt sie mich breit grinsend. „Meine Mutter", stöhne ich und lasse mich auf ihr Bett fallen. Schnell erzähle ich, was meine Mutter gerade abgezogen hat. „Ist nicht dein Ernst", ruft Viv entsetzt, als ich mit meiner Erzählung geendet habe. „Doch. Aber ist jetzt auch egal. Lass uns das Thema wechseln", bitte ich sie.

„Ich brauche unbedingt mal wieder einen neuen Typen", erfüllt Viv dann meinen Wunsch und wechselt das Thema. „Was ist mit Nathanael? Schlaf ihr nicht momentan miteinander?", frage ich irritiert. „Hm...schon...aber LANGWEILIG! Zack ist heiß findest du nicht auch? Und er hat bestimmt unglaublich viele Erfahrungen. Ich wette er hat mega Ansprüche!", beginnt Vivienne. Was hat sie denn auf einmal? Sie weiß ganz genau, dass ich die ganze Zeit mit Zack schreibe und schon auf ein paar Dates mit ihm war! „Okay", gebe ich nur zurück. „Von ihm heute flachgelegt werden, das wäre der Himmel auf Erden. Sein Körper ist einfach genial, findest du nicht auch. Vielleicht schläft er ja auch mit dir! Kann ja sein, dass er auch auf unerfahren steht. Oder einfach nur aus Mitleid", redet sie weiter drauf los. „Bekommst du noch mit was du da sagst?", fahre ich sie an. Das was sie gerade gesagt hat, war mehr als beleidigend. Normal könnte ich ja eventuell noch darüber hinweg sehen, aber nicht heute. Heute ist einfach der beschissenste Tag des Jahres. „Ja, ist doch so. Du bist fast 18, frag ihn am besten Mal! Ansonsten würde ich ihn gerne nehmen", antwortet Vivienne. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Du weißt ganz genau wie ich zu dem Thema stehe", schreie ich sie an und spring auf. „Entspann dich mal. Du musst auch mal dringend flachgelegt werden, dann bist du vielleicht lockerer", antwortete Vivienne. „Du kannst mich mal", schreie ich und laufe aus ihrem Zimmer. Auf der Treppe begegne ich Nico, der mich seltsam anguckt. Ich ignoriere ihn und renne aus dem Haus.

Tränen laufen mir übers Gesicht, doch das ist mir egal. Mir ist alles egal. Soll meine Mutter doch denken was sie will. Vivienne kann meinet wegen dahin wo der Pfeffer wächst. Und Marius kann sich gerne nach Timbuktu absetzen.

Ist doch alles Scheiße!

Planlos laufe ich durch die Gegend. Ohne irgendein Ziel vor Augen oder überhaupt eine Idee wohin ich könnte.

Not all good girls are good girlsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt