Probier es, Tu es für mich!

1.1K 29 0
                                    


Das Klingeln meines Handys riss mich am Abend aus meinen Gedanken.

,,Ja?"

,,Paula, hier ist Marita", mein Puls beschleunigte sich schlagartig und in meinem Bauch breitete sich ein mulmiges Gefühl aus.

,,Ich habe mit Manuel gesprochen."

,,Und?" Fragte ich zögerlich. Ich hatte Angst vor der Antwort.

,,Er macht es, aber nur wenn du ihn begleitest. Er geht nur mit dir Paula."

Starr und mit offenem Mund voller Ungläubigkeit legte ich auf mein Handy zur Seite.

Manuel wollte das ich mit ihm ging.

Erst langsam kamen diese Wörter in meinem Kopf an. Nicht nur das, er würde nur gehen wenn ich mitkam.

In dieser Nacht schlief in unruhig. Immer wieder kreisten meine Gedanken um das Thema Manuel. Ich fand einfach keinen ruhigen Moment um einzuschlafen. Dementsprechend fühlte ich mich, als ich am nächsten Morgen in den Bus stieg. Ich musste sogar eine halbe Stunde früher fahren, da Samstagmorgens die Busse unregelmäßiger fuhren.

Als ich schließlich einen Sitzplatz gefunden hatte, wurde ich durch das Ruckeln des Busses müde und mir fielen ein paar Mal die Augen zu. Ich musste wirklich krampfhaft aufpassen, dass ich nicht einschlief.

Doch als ich die Bushaltestelle in der Nähe von Manuels Elternhaus erreichte, war ich mit einem Mal hellwach. Mein Puls beschleunigte sich und meine Hände wurden schwitzig. Ich hatte vor dem Gespräch, welches mir Marita gestern Abend noch angekündigt hatte, Angst.

Manuel, sie und ich wollten uns heute an einen Tisch setzen und darüber sprechen. Es blieb mir nicht mehr viel Zeit darüber nachzudenken was ich konnte und wollte, ich musste mich gleich entscheiden und ich würde es spontan tun. Ich würde in Manuels Augen blicken und wissen, ob ich es können würde oder nicht.

Ich würde es in seinen Augen sehen, ob wir uns gemeinsam auf das Abenteuer einlassen sollten oder nicht und ich wusste, wenn ich so entscheiden würde, wie ich es in seinen Augen sehen würde, dann würde ich alles richtig machen.

Noch einmal sog ich die frische Sommerluft ein, dann klingelte ich. Wie immer öffnete mir Marita die Haustür.

,,Guten Morgen", sie schloss mich in ihre Arme. Wir waren schon so vertraut nach einer Woche. Ich konnte kaum glauben, dass ein Mensch so starke Beziehungen schließen konnte. Doch Manuel konnte es. Er verband Marita und mich auf innigste Weise.

,,Morgen", gab ich etwas zerknirscht zurück. Sie sah mir an, dass ich wenig geschlafen hatte und bot mir sofort einen Kaffee an.

,,Danke, ich nehme lieber etwas Kaltes. Einen Saft oder so", ich ließ meine Tasche in den Flur fallen und zog meine Schuhe aus, bevor ich das Wohnzimmer betrat.

Manuel saß bereits am großen Esstisch und als er mich sah, strahlte er. Nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit seinen Augen. Den großen, blaunen Augen, die vor ein paar Tagen noch so starr und gefühllos gewesen waren.

,,Hi", sagte ich leise, lächelte ihn an und strich über seine Schulter. Einen kurzen Moment blieb meine Hand dort liegen, er fasste nach ihr, streichelte sie und ließ sie dann ziehen.

,,Paula", er lachte und wie er meinen Namen sagte, faszinierte mich. Er nannte ihn nicht nur einfach, er packte eine Menge Gefühle rein.

Ich setzte mich vor Kopf, sodass ich zwischen Manuel und Marita saß. Die Runde vervollständigte sich, als Marita mein Saftglas hinstellte und sich ebenfalls setzte.

,,Ich habe Paula gestern Abend schon am Telefon in deinen Wunsch eingeweiht. Ich dachte, es wäre vielleicht fair, wenn sie etwas Zeit zum Nachdenken hätte", begann Marita und wandte sich an Manuel. Er nickte nur und sah mich erwartungsvoll an.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte, hatte keine Ahnung was ich jetzt tun sollte. Schweiß stieg mir auf die Stirn.

,,Wie stehst du denn dazu Paula?" Fragte mich Marita und ich nahm ein Schluck Saft. Er brannte in meinem Mund.

,,Also, ich kann es nicht sagen. Manuel, es ehrt mich wirklich sehr, dass du das willst...aber ich weiß nicht...Ich weiß nicht, ob ich es schaffe", gab ich ehrlich zu. Ich biss mir auf die Lippe, als Manuel vor Enttäuschung den Kopf sank.

,,Geht es um das Geld? Paula, wir werden da sicher eine Lösung finden und mein Mann und ich wollen dich auch für alles bezahlen was du arbeitest."

,,Nein, nein. Mir geht es nicht um das Geld. Ich bin gerade erst 21. Ich weiß nicht, ob ich dieser Anforderung gewachsen bin. Von meinem fachlichen und körperlichen Können", gab ich ehrlich zu.

,,Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen", warf Manuel ein und sah zu mir hoch. Wut, Angst, Enttäuschung. All das konnte ich in seinen Augen lesen.

,,Mama, lässt du uns kurz alleine", eindringlich sah Manuel seine Mutter an und mein ungutes Gefühl im Bauch stieg und stieg.

Marita stand ohne Wiederworte auf und verließ das Wohnzimmer Richtung Küche.

,,Soll das dein Ernst sein? Du weißt nicht ob du es kannst? Paula, du bist wunderbar, ich habe mich noch nie von Jemanden so geborgen und lieb gehabt gefühlt. Du gibst mir so viel und machst mich alleine mit deiner Anwesenheit so glücklich wie es niemand in dem letzten Jahr auch nur ansatzweise geschafft hat. Du hast gestern Abend angeboten zusammen mit mir zu fahren und jetzt machst du einen Rückzieher?" Er stieß sich von der Tischkante ab und fuhr zu mir. Ich drehte mich zu ihm und er nahm meine Hände.

Seine Worte hatten mich so berührt, dass mir ein bisschen Tränenflüssigkeit in die Augen gestiegen war.

,,Weißt du noch was du gestern zu mir gesagt hast?"

Ich konnte nur den Kopf schütteln, denn ich bekam kein Wort raus.

,,Du hast zu mir gesagt ich soll es probieren und ich soll es für dich tun. Also: Paula, bitte probiere es. Tu es für mich, Paula."

Ich blickte hoch und sah in seine Augen, sein Kopf lag leicht schief. Er ließ meine Hände los und strich über meine Wangen.

,,Tu es für mich." Eine Träne rollte über meine Wange und er strich sie liebevoll mit dem Daumen weg.

,,Ich hab Angst davor, dass ich deinen Bedürfnissen über einen so langen Zeitraum nicht gerecht werde. Es ist anders wie nur einen Tag hier zu arbeiten."

,,Sag so was nicht", seine Stimme war nicht mehr laut, klar und eindringlich. Sie war nur noch ein Flüstern und sie berührte mich so tief, dass ich eine Gänsehaut bekam.

,,Ich habe Angst einer so tollen Frau wie dir nicht gerecht zu werden."

Er lächelte mich an und ich konnte nicht widerstehen. Ein Lächeln breitete sich auch auf meinen Lippen aus. Nun saßen wir hier, lachten und weinten gemeinsam. Hielten uns an den Händen.

,,Du willst mich also wirklich mitnehmen, ja?" Hakte ich nach und blickte in seine Augen.

,,Nichts lieber als das", er fuhr mit einer Fingerspitze sanft meinen Unterarm entlang.

,,Okay. Ich komme mit", die Entscheidung war gefallen und mit einem Mal fühlte ich mich so erleichtert. So frei, es war ein Stein von meinem Herzen gefallen.

,,Danke Paula. Es ist nicht nur für dich ein Abenteuer, sondern auch für mich", er beugte sich so gut es ging vor, ich kam ihm entgegen und wir umarmten uns. Es war eine innige Umarmung, in der wir auch uns auch streichelten. Mein Kopf lag eine ganze Zeit lang auf seiner Schulter.

Als Marita räuspernd im Türrahmen stand, lösten wir uns wieder voneinander. Lachend wischte ich mir mit dem Handrücken die restlichen Tränen aus dem Gesicht.

„Also?" sie sah uns fragend an. ICH blickte zu Manuel und wir nickten. „Ja, wir werden das zusammen machen." sagte er und lachte.

Plötzlich ist alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt