Alles Gut?

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Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als Manuel grinsend über mir hing. Meine Wangen röteten sich und mir wurde heiß. Ich konnte nichts antworten, so überrascht war ich über seine Aussage.

„Wenn du jetzt nichts sagst, dann küss ich dich einfach", grinsend strich Manuel durch meine offenen, blonden Haare. Spätestens jetzt war ich nicht mehr fähig überhaupt etwas zu sagen, seine Nähe kostete mich meinen ganzen Verstand.

„Du wolltest es so", schelmisch streckte er mir dir Zunge heraus. Er neckte und provozierte es. Er nahm mein Gesicht in seine warmen Hände und kam mir noch näher. Unsere Blicke trafen sich so intensiv, ich drohte in seinen Augen zu versinken. Er stupste leicht mit seiner Nasenspitze gegen meine. Es entlockte mir ein Grinsen. Ich wollte ihn doch auch. Mit geschlossenen Augen erwartete ich seine Lippen auf meinen. Sie trafen sich. Zuerst so zögerlich, dass ich es kaum spürte, dann etwas bestimmender. Es war wunderschön Manuels Lippen auf meinen zu spüren, sie waren genauso weich und warm wie seine Hände. Dieser Kuss war ganz anders wie der zuvor gewesen. Während der erste noch unsere Sehnsucht zueinander widergespiegelt hatte, war dieser hier von etwas ganz anderem geprägt: Gefühlen.

„Manu", nuschelte ich zwischen unseren vereinten Lippen hindurch.

Er löste sich kurz von mir und sah mich an. Seine Augen strahlten, sie funkelten und ich hatte ihn so noch nie gesehen. „Halt doch einmal einfach deine Klappe", er streichelte meine Wange, ich vergaß was ich ihm sagen wollte und wir küssten uns immer und immer wieder. Doch wir hielten uns zurück, ließen es langsam angehen, keiner von uns beiden wollte etwas überstürzen, sondern einfach nur diesen Moment hier genießen. Die Nähe und Gefühle, die wir uns endlich zueinander eingestanden hatten. Auch wenn es niemand von uns beiden gesagt hatte, wir wussten es beide. Wir hatten uns in einander verliebt. Für diesen Moment vergaß ich alle meine Sorgen und genoss es einfach nur.

Irgendwann legte Manuel seinen Kopf auf meiner Brust ab, ich nahm ihn in den Arm und kraulte seinen Nacken, spielte immer wieder mit seinen kleinen Nackenhaaren oder fuhr ihm ganz durch die Haare.

Wir hatten jegliches Zeitgefühl verloren, doch ich hatte Hunger und befürchtete, dass es schon weit nach der Abendessenszeit war. Draußen wirkte es schon leicht dämmrig.

In einer stillen Sekunde knurrte mein Magen so laut, dass Manu erschrocken hochfuhr. Wir mussten beide laut lachen.

„Ich hab auch Hunger", Manuel sah mich mit wehleidigem Blick an. „Von Luft und Liebe kann man wohl doch nicht leben", verlegen blickte ich nach unten, während Manuel seinen Satz nickend bestärkte. Meiner Meinung nach sollten wir es erstmal belassen nicht darüber zu sprechen. Wir waren gerade mal zwei Stunden zusammen, wenn wir es überhaupt schon waren.

Ich blickte auf die Uhr. Schon kurz nach 21 Uhr. Manuel schien kurz zu überlegen.

„Grillen?" Seine Augen fingen erneut an zu leuchten.

„Meinetwegen", willigte ich ein und stieg aus Manuels Bett, holte seinen Rollstuhl und half ihm etwas beim Einsteigen. Anschließend machte ich mich noch kurz im Bad frisch und zog einen Kapuzenpullover über.

Ich holte das Fleisch und Gemüse aus dem Kühlschrank und stellte alles in die Küche. In der Zeit deckte Manu den Tisch. Als das Fleisch am Grill lag setzte ich mich auf die Terrasse und trank mein Wasserglas aus. Manu rollte neben mich und nahm meine Hand. Ich lächelte und drückte sie.

„Woran denkst du?" Riss Manuel mich aus den Gedanken.

„Ach, was das für ein Tag wohl war...", ich machte keine konkreten Andeutungen, er wusste vermutlich selbst worüber ich nachdachte.

„Ging es dir irgendwie zu schnell?" Fragte er zögerlich.

„Nein, ich glaube nicht. Heute der Tag, es war alles so viel für mich. Erst bin kurz davor dich zu verlieren, dann küssen wir uns auf einmal." Verzweifelt fuhr ich mir durch meine Haare.

„Wir lassen es langsam angehen, okay?" Manu griff nach meiner Hand, nestelte mit seinen Fingern an meinen und umschloss sie schließlich.

„Ja", ich rang mich zu einem Lachen durch. Manu erwiderte es und drückte mir einen Kuss auf meinen Handrücken.

Wenig später aßen wir.

Plötzlich überfiel mich die Müdigkeit. Die ganze Aufregung hatte mich einfach total mitgenommen und ich hatte ja, im Gegensatz zu Manu, nicht zwei Stunden geschlafen, sondern pausenlos an seinem Bett gewacht. Immer wieder gähnte ich.

„Am besten wir gehen direkt schlafen", verkündigte Manuel und ich konnte nur noch zustimmend nicken.

Während ich im Bad Zähne putze und schon meinen Schlafanzug angezogen hatte, machte ich mir Gedanken darüber in welchem Bett ich heute Nacht wohl schlafen würde. Alleine in meinem, oder vielleicht mit Manuel zusammen in seinem? Es gab so viele neue Situationen mit denen ich erst irgendwie klar kommen musste.

Nachdem ich mir nochmal kaltes Wasser, für klare Gedanken, ins Gesicht gespritzt hatte, verließ ich das Bad. Manuel stand schon am Bett bereit und wartete darauf, dass ich ihm Hilfestellungen gab. Schnell hatten wir ihn ins Bett verfrachtet, gerade wollte ich mich von ihm abwenden, als er mich am Arm zurückhielt.

„Du bleibst aber heute Nacht bei mir, oder?" Erwartungsvoll blickte er mich an. Mein Herz machte einen kleinen Freudensprung und ich spürte wieder dieses Kribbeln in meinem Bauch, was einfach nicht mehr aufhören wollte.

„Soll ich?"

„Ja!" Er strahlte und hielt zur Verdeutlichung die eine Ecke von der Bettdecke nach oben. Ich schlüpfte darunter und löschte das Licht.

Ich lag auf der Seite mit dem Rücken zu Manuel, als er von hinten näher an mich ran rutschte und einen Arm um mich legte.

Er richtete sich noch kurz auf, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. „Ich hab dich sehr lieb, Paula."

„Ich dich auch, Manu", ich zog seinen Arm fester um mich und kuschelte mich an ihn. Seine gleichmäßigen Atemzüge beruhigten mich und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.

Plötzlich ist alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt