Warum?

1K 35 4
                                    



„Wollen wir uns noch ein bisschen auf die Terrasse setzten?" Manuel kam in mein Zimmer und sah mich fragend an. Ich nickte und nahm mein Handy mit. „Willst du was trinken?" fragend sah ich ihn an. Er nickte. Ich ging rein holte 2 Gläser und eine Flasche Wasser. Als ich wieder raus kam hatte Manuel sich aus dem Rollstuhl raus in die Korbmuschel gelegt und sah mich nun an. Ich fing an zu lächeln und legte mich neben ihn. Die Gläser stellte ich auf den Tische daneben.

„Der Tag war heute anstrengend." sagte er in die Stille. Ich nickte. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und er nahm mich in den Arm. SO lagen wir dort eine Weile.

„Ich glaube ich gehe ins Bett." sagte er dann. „Ok, ich komme mit." zusammen gingen wir rein. Ich half MAnuel ins Bett und wollte dann gehen. „Paula? Kannst du die Tür auflassen? Manchmal habe ich nachts noch Alpträume...von dem Unfall", Manuel wirkte auf einmal so zerbrechlich, wie ein kleines Kind. Seine Stimme war brüchig und leise.

„Klar lasse ich sie auf. Gute Nacht Manu und freu dich auf morgen", ich lächelte und knipste daraufhin das Licht aus, tapste durch mein dunkles Zimmer in mein Bett und verschwand unter der Decke.

1000 Gedanken gingen mir durch den Kopf und ließen mich nicht schlafen. Während ich Manuels ruhigen Atem aus dem Nebenzimmer hörte, wälzte ich mich immer wieder hin und her. Alles lief in meinen Gedanken ab, die Fahrt hierher, unsere Küsse, das Kuscheln im Korb. Es war so unfassbar.

So unfassbar was sich aus unserem Hassverhältnis entwickelt hatte.

Ich würde nie mit Manuel zusammen kommen können, ich arbeite für ihn. Gleichzeitig hatte ich aber auch keine Ahnung wie ich ihm deutlich machen sollte, dass wir mit Freundschaft besser bedient waren. Ich selbst fühlte mich so angezogen von ihm, von seiner Wärme, seinen Berührungen...ich konnte ihm einfach nicht ausweichen, so sehr ich es auch wollte. Darüber, dass ich mir schwor nicht in ihn verliebt zu sein, schlief ich irgendwann ein.

Ich wurde wach, als mich etwas an der Nase kitzelte. Ohne die Augen zu öffnen scheuchte ich es mit der Hand weg. Wenige Minuten Ruhe, dann kehrte es zurück.

„Grmrmr", grummelte ich und öffnete langsam meine Augen. Manuel kitzelte mich mit den Spitzen meiner eigenen Haare und grinste mich an. Sein Blick sah noch etwas verschlafen aus.

„Guten Morgen", sagte er leise. Ich erwiderte nichts, außer ein Lächeln und fuhr langsam nach oben. Der Schlaf klebte an meinen Augenlidern und ich rieb ihn sanft heraus. „Gut geschlafen?" Hakte ich schlussendlich nach und stellte die Füße vors Bett.

„Ja, und du? Auch was Schönes geträumt?"

„Geschlafen hab ich gut", log ich. Ich wollte ihm nicht von meinen nächtlichen Gedanken erzählen. „Aber an meine Träume kann ich mich nicht mehr erinnern."

Manuel nickte lediglich.

„Erst du, oder erst ich?"

„Mach du dich ruhig erst fertig", ich nickte und ging in mein Badezimmer. Dort stellte ich das Wasser an, zog mich aus und genoss die Strahlen wie sie meine Haut massierten. Ich duschte mich ab und wusch meine Haare, bevor ich aus der Dusche stieg und mich abtrocknete. Das Handtuch drehte ich um meine Haare zu einem Turban zusammen, dann zog ich mich an und suchte Manuels Badezimmer auf. Nun war er an der Reihe.

Ich half ihm auf den Duschstuhl und begann ihm seine Haare zu waschen. In den ganzen Wochen hatte ich gehofft, dass sich für mich irgendwann eine Routine einstellen würde. Doch sie blieb aus. Jedes Mal aufs Neue fingen meine Hände an zu zittern, wenn ich Manuel so sah. Mein Herz schlug einen Takt schneller und ich konnte mich nur schwer auf meine „Arbeit" konzentrieren.

„Du machst das immer so schön mit Kopfmassage", lobte mich Manuel, während ich den Schaum aus seinen Haaren wusch.

„Lasse ich demnächst weg, wenn du weiter so frech bist", scherzte ich und streckte ihm die Zunge raus.

„Ich bin doch nie frech", betonte er und hob zur Unterstützung seinen Zeigefinger.

„Hier, den Rest kannst du alleine", ich hielt ihm die Duschbrause hin und verließ den Raum, um ihm seine Privatsphäre zu gönnen.

Nach dem Frühstück legte ich mich mit meinem Handtuch auf die Wiese. Manuel wollte ein bisschen alleine sein. Also zog ich mir meinen Bikini an und legte mich auf mein Handtuch. Da die Finca höher lag, wehte hier ein Wind.

Da ich leicht ein gedöst war, merkte ich nicht wie Manuel leise an den Poolrand fuhr und sich in den Pool stürzte. Ich hörte nur ein „Platsch." und schreckte hoch. „Manu!!:" schrie ich und sprang in den Pool.

Er ging unter, da er sich nicht mit den Beinen abstützte. Ich griff ihm am Oberkörper und versuchte ihn an den Poolrand zu ziehen. Der Poolrollstuhl fuhr runter und ich setzte ihn rein. „Manuel?" langsam kam er zu sich.

„Paula", leise, kaum hörbar nahm ich meinen Namen wahr. Manuel fasste schwach nach meiner Hand.

„Ich bin hier Manu, ich bin da", ich umfasste sein Gesicht fest und seine Augen öffneten sich leicht.

„Bitte geh nie wieder", brachte er gerade noch heraus, Tränen rannen mir über mein Gesicht, als mir bewusst wurde, dass das was für viele Andere nach einem Unfall ausgesehen hätte, keiner gewesen war.

Manuel hatte sich versucht umzubringen.

Plötzlich ist alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt