Die Reise beginnt

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Drei Wochen später, Mitte August sollte es also soweit sein. Ich saß in meinem Schreibtischstuhl und starrte auf meine gepackte Reisetasche. Sie war kaum zugegangen, dabei hatte ich meine Klamottenauswahl für vier Wochen schon sehr beschränkt. Hauptsächlich hatte ich kurze Sachen für den Sommer eingepackt. Schwimmsachen, meine Musik, ein paar Bücher und ein paar wärmere Sachen. An der Meer wehte ja immer ein frischer Wind.

Es war Sonntagabend und morgen würde es losgehen. Manuel und ich würden morgen früh um 8 Uhr von Manuels Eltern an den Münchener Flughafen gebracht. ICH hatte alles mit meiner Tante geklärt. Um kurz nach 11 geht unser Flieger. Aber wir sollen etwas früher da sein, da Manuel noch einen anderen Rollstuhl bekommt.

Marita hatte mir angeboten von Sonntag auf Montag bei ihnen zu übernachten, da man Sonntags in den leeren Bussen entspannter mit Gepäck fahren konnte, als Montagmorgens. Ich kam dankend auf das Angebot zurück und deshalb war es nun Zeit mich von meiner Familie zu verabschieden. Für einen Monat.

Ich schulterte meinen Rucksack und dankte dafür, dass meine Reisetasche fahrbare Untersätze hatte. Ich zog das Gepäckstück durch den Flur in die Küche. Dort stand bereits meine ganze Familie aufgereiht.

Tom und Lukas drückte ich zuerst.

,,Passt auf euch auf und ärgert Mama und Papa nicht zu sehr", ich wuschelte durch ihre Haare und sie grinsten mich frech an.

,,Hier, damit du uns nicht vergisst", sie drückten mir einen Stofffußball von sich in die Hand und ein Foto wo die beiden, Mama, Papa und ich zu sehen waren. Ich nahm es dankend an und musste eine kleine Träne verdrücken.

,,Machs gut meine Große. Pass auf dich auf und melde dich mal", Papa drückte mich fest. ,,Ich bin mir sicher, dass es eine ganz tolle Erfahrung für dich ist."

,,Danke Papa", ich löste mich von ihm. Es war das erste Mal, dass ich so lange alleine von zu Hause wegging. Ich merkte deutlich, dass es ihm schwerfiel loszulassen.

,,Ich hab dich lieb Paula", Mama drückte mich fest und auch sie bestärkte mich darin, dass es die richtige Entscheidung gewesen war Manuel zuzusagen. Rein beruflich betrachtet, ohne Gefühlsduseleien, war es vermutlich die Chance meines Lebens.

Ich winkte zum Abschied, dann fiel die Tür ins Schloss und ich machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Der Abschiedsschmerz war nicht zu groß. Was waren schon vier Wochen? Außerdem würde ich Postkarten verschicken und mich auch telefonisch melden.

Ich stieg in den nächsten Bus und fuhr in die Stadt. Es war warm und das Ziehen meines Koffers wurde zur schweißtreibenden Arbeit. Vor Manuels Elternhaus parkte ich den Koffer unten vor den Treppen und ging erst zum Klingeln nach oben.

,,Hallo Paula, warte ich helfe dir", Manuels Papa, Peter , öffnete die Tür und trug meinen Koffer schließlich ins Haus und stellte ihn im Flur ab.

,,Ich hätte dich doch auch abgeholt", sagte er schließlich und drückte mich zur Begrüßung.

,,Ach, kein Problem. Es ist schon lieb von euch, dass ich hier heute übernachten darf", ich hatte zwar einen Führerschein, aber kein eigenes Auto und meine Eltern mussten beide jeden Morgen selbst mit dem Auto zur Arbeit fahren.

,,Hallo Paula", Marita begrüßte mich und bot mir etwas zu trinken an. Ich nahm es dankend an und stürzte das Glas Wasser herunter.

,,Ist Manuel oben?"

,,Ja, er packt seine Tasche. Vielleicht kannst du ihm noch etwas helfen", bat Marita mich. Das würde ich natürlich gerne machen und ging die Treppen nach oben. Manchmal fühlte ich mich hier so willkommen, dass ich mich wie eine adoptierte Tochter fühlte. Marita und Peter waren immer so herzlich, beschwerten sich nie und beteuerten immer wie froh sie waren mich zu haben.

Plötzlich ist alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt