E L E V E N und #Wattys2016

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Ich wünschte, es gäbe eine Realität, die ohne dich existieren kann. Eine Realität, in der ich allein der Herr über mein Ich bin. Wo deine glühenden Blicke nicht länger meine Haut versengen. Wo der Gedanke an deine Berührung mein Herz nicht ins Stocken geraten lässt.

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Ich habe inständig gehofft, erst morgen seinen Namen auf dem Display meines Smartphones aufblinken zu sehen, und das am liebsten später als früher. In meiner Magengrube breitet sich ein flaues Gefühl aus, lässt meinen Puls hochschnellen.

Ich würde seinen Anruf am liebsten nicht entgegennehmen. Würde ihn am liebsten einfach wegdrücken. Aber mir bleibt doch keine andere Wahl, als abzuheben.

Der Name des Anrufers brennt sich in mich. Es ist, als will er mir einschärfen, dass sein Träger mich niemals wirklich aus den Augen lassen wird. Dass ich niemals wirklich frei sein werde, auch wenn ich mich hin und wieder dabei erwische, mir einzubilden, fernab von ihm, seiner Kontrollsucht entzogen zu sein.

Doch immer wieder muss ich erkennen, ihm machtlos ausgeliefert zu sein. Und genauso werde ich wohl immer und immer wieder dem Glauben erliegen, frei zu sein. Und dann werde ich immer und immer wieder auf den Boden der hässlichen Wahrheit zurückgestoßen werden.

Richard Adkins zeigt mir das blinkende Display an. Ich darf vorstellen, mein Vater.

Und dieser würde mich irgendwann sowieso an der Strippe haben. Und wenn er zu diesem Zweck wieder einmal seine Kontakte im Fakultätsrat spielen lassen müsste, er würde mich schon in seine Fänge bekommen. Ich bin es nicht anders gewohnt. Was mein Vater will, bekommt er. Immer.

„Hallo", spreche ich ohne Emotionen in der Stimme in den Hörer, ich gebe mir keine Mühe ihm Freude über seinen Anruf vorzuspielen. Das wäre ein zweckloses Unterfangen.

Denn es ist scheißegal, was ich tue. Ich könnte meinen Vater niemals enttäuschen, denn hat er noch nie große Erwartungen an mich gehabt. Ich bin in seinen Augen immer schon eine reine Enttäuschung gewesen.

Woher ich das wissen will?

Na, das ist ganz leicht zu beantworten. Ich war acht und habe ein Gespräch zwischen meiner Mutter und meinem Vater belauscht. Oben auf dem Treppenabsatz hockend, verborgen hinter dem Geländer, wo sie mich nicht sehen konnten, habe ich hingegen sehr deutlich verstehen können, was mein Vater damals schon von mir hielt.

„Gedenkst du deine Tochter mit diesen Zigeunerkleidern nun auch noch zum Gespött der Leute zu machen?" herrschte Richard Adkins seine Frau an. Sein Finger zeigte drohend auf sie, während er aussah, als würde es ihm größte Mühe kosten, sie nicht am Kragen zu packen und kräftig durchzuschütteln.

„Das Mädchen schlägt doch schon nach dir. Sie besitzt deinen minderbemittelt ausgeprägten geistigen Verstand. Ich weiß wirklich nicht, wieso ich mich damals dazu herabgelassen habe, dich in mein Haus zu holen", wütete er und schritt gereizt in der Lobby auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkend.

Die Autorität, die er ausstrahlte, konnte einem schon das Fürchten lehren. Aber Stellas Mutter erweckte nicht den äußerlichen Eindruck, sich von ihrem Mann einschüchtern zu lassen. Um ihre Lippen spielte ein selbstgefälliges Lächeln und ihr Kinn war trotzig vor gereckt.

„Selbstredend hegte ich noch die Hoffnung, aus diesem Kind könne etwas Anständiges werden. Doch habe ich mich getäuscht. Eine missratene Hündin zeugt missratene Welpen. Das Mädchen wird nie Anerkennung in der Gesellschaft finden. Sie wird stets schicke Kleider tragen dürfen und doch nur den faden Geruch der Gosse verströmen. All dies nur dank ihrer nichtsnutzigen Mutter."

Blackshattered ▪ H.S. #everlight2k20Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt