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Mein Krampf wollte sich einfach nicht lösen und ich hatte beinahe meinen kompletten Körper nicht mehr unter Kontrolle. Meine Lungen waren verstopft und ich konnte nur Stückchen weise atmen. Als die Person neben mir angekommen war, konnte ich mit Sicherheit sagen, dass es Mert war, obwohl meine Sicht noch immer mit Tränen überschwemmt und somit ziemlich verschwommen war.
"Hey, Baby. Was ist los?" Ich wollte ihm antworten. Ich erkannte die Besorgnis in seiner Stimme. Diese Besorgnis die ich früher immer von Lynn bekommen hatte, bevor sie und Fanfan so exclusive waren. Es gab nur noch eine einzige Person, die mich wirklich mochte und sich um mich gesorgt hat. Und diese Person ist jetzt weg. Will mich nicht mehr im leben haben und ich verstehe es. Es war schon ein wunder dass er sich überhaupt auf mich eingelassen hat. Ich weinte nun noch stärker und konnte nicht mehr. Wenn das so weiter geht sterbe ich weil ich keine Luft bekomme.
"Schatz sieht mich an und sag mir was los ist. Was muss ich tun?"
Ich antwortete nicht, denn ich konnte nicht. Was er daraufhin tat, schockte mich. Er drückte seine Lippen fest auf meine und alles in mir stand still. Nach 2 Sekunden schlug mein Herz wie verrückt und ich konnte wieder normal Luft holen. Ich löste mich von ihm und warf mich ihm weinend an den Hals. Ich konnte wieder Atmen!
"Was war das? Ich hatte das Gefühl, dass du erstickst."
"D-das bin ich auch fast. Wenn du nicht dagewesen wärst!" Sagte ich und versuchte mich langsam zu beruhigen. Ich war sehr müde und ausgelaugt, fühle mich als wenn ich Hochleistungssport betrieben hätte.
"Leg dich erstmal wieder hin. Du scheinst völlig fertig zu sein. Wir reden später darüber. Soll ich zuhause Bescheid sagen, dass wir die Nacht dableiben? Oder willst du später nach hause? Es ist erst 17.58."
"Ich will hier bei dir bleiben aber meine Mutter killt mich."
"Wird sie nicht. Leg du dich hin, komm ein wenig zur ruhe und ich kläre alles. Gib mir nur dein Handy. "
"Du willst gehen? Aber du kommst doch wieder oder?"
"Natürlich komme ich wieder. Ich brauche nur 3 minuten. Warte hier auf mich ja? Dann schlafen wir zusammen." Meinte er und verschwand vor die Tür. Ich vertraue ihm und weiß das er wieder kommt aber mein Kopf ist manchmal so behindert. Ich stand auf und zog mich aus bzw. Zog lediglich die Unterwäsche aus die ich trug, weil ich nichts anderes an hatte und ging zu seinem kleiderschrank. Es hing nicht mehr viel drin, wenige Shorts oder Hose und ein paar shirts Hemden und Hoodies. Ich nahm mir eine Boxershort und ein kariertes Hemd, welches schön weich war. Als ich angezogen war kam er gerade in den Raum.
"War das eine Panikattacke?"
Ich nickte nur.
"Und gibt es einen Grund welcher dies bei dir auslöst?"
"Ich hatte schon seit Jahren keine mehr. Ich habe Autophobie und schlimme Verlassensangst. Es ist eigentlich alles ok, nur als ich gestern diese Nachricht bekommen habe, was eigentlich voll dumm war, da ich ja eh schon abgeschlossen hatte und ich dann auch noch dachte, dass du weg warst bin ich irgendwie Panisch geworden." Das sprechen fiel mir immer schwerer und ich musste mich echt bemühen nicht auf dem Boden einzuschlafen.
"Fuck, sowas würde ich nie tun! Ich hoffe du kennst mich schon so gut denn ich bin kein Arschloch dass dich nach Strich und faden verarscht. Und jetzt komm. Du scheinst echt fertig." Meinte er und legte sich zurück ins Bett.

Ich wurde gezwungen meine Augen zu öffnen, weil ich ein klick geräusch vernahm. Als ich sie öffnete sah ich wie bereits erwartet in Merts schlafenden Gesicht. Da ich mich fragte woher das mysteriöse geräusch woher kam, drehte ich mich um den raum abzuschrecken und sah wie jemand gerade die Tür schloss. Ich dachte mir nichts dabei. Als ich auf die Uhr sah musste ich feststellen, dass es bereits 6 Uhr morgens ist. In 1 einhalb Stunden musste ich in der schule sein und ich hatte keine frischen Klamotten.

"Pssst, psst Mert. Hey wach auf."
"Was ist passiert? Ist alles ok bei dir?" Fragte er mich besorgt und aufgeregt.
"Es ist alles ok mit mir. Es ist nur, dass wir heute schule haben und ich Klamotten von Zuhause brauche."
"Nimm meine und lass uns etwas weiter schlafen."
"Sicher? Du hast nicht gerade viel."
"Kein Problem. Der Rest ist Ja bei dir. Und jetzt lass uns etwas schlafen. Nur noch 10 Minuten."
"Ach ja, ich glaube deine Gasometer war eben da aber hat nichts gesagt."
"Das bedeutet dass das essen fertig ist. Jetzt müssen wir aufstehen. Komm lass uns duschen gehen." Meinte er und erhob sich aus dem Bett.
Ich ließ mich mitziehen und in der dusche von ihm ausziehen.
...
"Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Es tut mir leid Ihnen solche Umstände zu machen." Ich fühlte mich so schuldig. Nur weil Mert seiner Pflege Mom von mir und gestern erzählt hat und sie gebeten hat was zu kochen, stand sie 3 Stunden in der Küche nur um etwas für mich zu Kochen. Sie hatte Fischstäbchen, Kartoffelbrei, gekochtes Gemüse und Gemüse Suppe gemacht. Ausserdem gab es noch etwas Reis dazu.
"Das ist doch kein Problem kleines. Wir essen selten zusammen und es war mir eine Freude das alles vorzubereiten. Sonst ernähren sich die 3 hier nicht allzu gesund. Was isst du denn zuhause immer wenn es dir nicht gut geht?"
"Also morgens esse ich eher selten was und wenn es mir mal schlecht geht esse ich eine Banane oder so."
"Aber das geht doch nicht! Wenn man krank ist muss man viel essen und darf keine Mahlzeit verpassen. Was sagt denn deine Mutter dazu?"
"Mrs.Dieckmann!" Gab Mert geschockt und ein wenig verzweifelt von sich.
"Schon ok Mert. Meine Mutter ist eigentlich nie zuhause, beinahe das ganze Jahr über verreist. Deswegen weiß ich es sehr zu schätzen, dass sie sich so viel Mühe für mich gemacht haben Miss. Vielen dank."
"Das ist ja schrecklich kleines. Kein Wunder dass du so abgemagert bist. Du kannst wirklich jeden tag gerne zu uns kommen und mit uns essen. Und wenn du mal jemanden zum reden brauchst sind wir auch gerne für dich da. Sieh uns einfach als deine zweite bzw. Erste Familie an. Wenn du willst kannst du sogar bei uns wohnen wenn deine Mutter verreist ist."
"Das ist sehr lieb von Ihnen aber ich glaube das wird nicht nötig sein. Ich bin ja beinahe volljährig und sollte lernen auf mich selbst aufpassen können. Trotzdem vielen Dank."
"Ok, dann lasst uns anfangen zu essen, bevor alles kalt wird. Guten Appetit." Meinte Mert gut gelaunt und hielt meine Hand fest.

The exchange studentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt