Kapitel Fünf.

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Kira wurde von einem lauten poltern geweckt.

Doch der rot haarigen blieb keine Zeit, sich länger mit diesem Geräusch zu befassen. Denn, noch bevor sie sich aufsetzen und umsehen konnte, packten sie zwei Hände und zogen sie vom Bett.
Ihr wurde der Mund zugehalten. "Sei ruhig, Kairo. Alles wird gut, wir werden uns verstecken, dann finden sie uns nicht."
Mimi's Stimme war nicht mehr als ein flüstern, als sie Kira unter das Bett schob. "M-Mimi ich hab Angst. W-wir sind doch die letzten beiden, wenn wir zwei nicht mehr da sind, dann..."
Kira wurde los gelassen, die Decke versperrte den Ausgang, sperrte sie ein. Kairo und Mimi liefen an eine Wand. Es war stockdunkel, aber sie wusste in etwa, wo sie war. "Kairo?" "Ja?"
"Ich hab auch angst. Sogar große. Jetzt keinen Muks mehr, vielleicht sehen die Kreaturen ja nachts nicht so gut."
Lüge!
Mimi wusste doch genau, dass Vampire...
Ein lautes klappern, eine Schwade von Wörtern, welche stark nach Jiki's Geschmack zu seien schienen, und das landen von Leder, auf dem Stein Boden. Kira machte sich noch kleiner als sie ohnehin schon war, hatte plötzlich den starken Wunsch, wegzurennen.
"Wie sahen die Viecher nochmal aus? Sollen wir vorsichtshalber alle am leben lassen?"
Leise Schritte, begleitet vom fröhlichem Unterhalten, zweier Vampire. "Vorsichtshalber? Die Herrin würde uns sofort den Kopf abhacken, wenn wir jemals ein für sie wertvolles Vieh umbringen sollten. Also auf jeden Fall!"
Die Schritte wurden lauter, sie mussten nun in der Wohnstube angekommen sein. Kira konnte Kairo hören. Das war seltsam, normalerweise war Mimi die, die man bei genauerem lauschen hörte. "Sie sind hier, merkst du es?" Das war der Vampir, der als erste gesprochen hatte. Die Stimme des anderen, war tiefer, aggressiver. "Natürlich merk ich das, ich seh sie ja, du Trottel." Ein zischen ertönte, dann war es auf einmal hell. Einer der beiden musste eine Lampe angemacht haben.
"Tada! Zwei Menschen! Oh, schau mal Tenshi, die sehen ja fast gleich aus! Und die sehen uns an, als ob wir Verbrecher wären. Wie gemein!"
Mimi und Kairo sehen jetzt bestimmt aus wie zwei ausdruckslose Statuen. Ich sollte versuchen ihnen zu helfen.
"Ihr seid ja auch Verbrecher. Was fällt euch eigentlich ein, einfach in ein Versteck einzudringen, welches schon drei Jahre lang unser Zuhause ist?! Was fällt euch ein, mitten in der Nacht, so einen Lärm zu machen?!
Es gibt..." ein röcheln drang an ihre Ohren, Mimi war kurz still. Doch etwa eine Sekunde nach dem Schock meckerte sie weiter, als wär nichts gewesen. "...Auch Leute die hier in ruhe schlafen wollen! Außerdem ist es furchtbar unhöflich in ein fremdes Haus zu gehen, ohne anzuklopfen! Oder haben Vampire etwa nichts von
Manier...?!"
"Mimi, lass es, mach die beiden nicht wütend."
Kairo hatte sich von der Wand weg bewegt, war bestimmt auf seine Schwester zugegangen. Es war unfair, nichts sehen zu können.

"Hör lieber auf deinen Bruder, Mensch. Ich find es gar nicht lustig, wenn Vieh so unglaublich frech ist."

Kira bewegte sich unter dem Bett, krabbelte ganz langsam zum hinteren Spalt, direkt an einer Wand.

"Frech? Frech? Weißt du überhaupt was dieses Wort bedeutet, du blöder..."

"Mimi, bitte! Sei doch still."

Vorsichtig hockte sich die rot haarige hin, und spähte etwas über das Bett. Mimi wurde von einem der Vampire an die Wand gedrückt, wirkte aber nicht unbedingt eingeschüchtert. Kairo versuchte gerade, Mimi zum schweigen zu bringen, als der zweite Vampir (hieß er Tenshi oder war er der andere?) das Wort ergriff. Er klang einfach nur genervt und Müde. Als ob ihn das alles hier nicht interessierte, er schnell schlafen wollte.

"Es bringt euch nichts, irgendeinen Aufstand zu veranstalten, ihr kommt letzten Endes ja doch mit. Raidon, jetzt hör schon auf damit, du darfst eh nicht trinken! Lass uns sehen, ob sich hier noch andere herum treiben und dann so schnell wie möglich zurück zum Palast, bevor wir gleich noch mit irgendso einem Soldaten kämpfen müssen. Man war die Nacht anstrengend..."

Raidon. Der, der Mimi an die Wand drückte, hieß also Raidon.
"Ach manno... Aber bevor ich dich loslasse, entschuldigst du dich bei mir, klar?!"
Er erinnert mich sehr an Nai. Allerdings ist Nai nicht so gemein. "Auf eine Entschuldigung kannst du lange warten, Monster. Und was die Suche betrifft, es gibt hier noch sieben weitere Personen. Die haben sich alle unter den Betten versteckt und sehen dem Spektakel hier zu. Viel Spaß beim nachsehen!"
Kira, welche sich schon beim Wort 'Personen' wieder ganz klein gemacht hatte, kniff nun die Augen zusammen.
Gleich haben die mich. Aber warum sollten sie uns nicht umbringen?
"Und ich soll keine Manieren haben, was? Schön, ich seh unter den Betten nach."
Schritte. Bücken, Schritte. Bücken. Schritte. Bücken. Schritte. Bücken. Schritte. Bücken. Schritte...
Panische Schritte, jemand rannte. "Hey! Hey! Wetten ihr kriegt mich nicht? Yippi!"
Kairo schrie und rannte weiter. "Ich hasse Kinder. Die sind so laut. Lass uns danach Freizeit beantragen, Raidon. Ich holl ihn schon."
Tenchi verließ die Wohnstube, Raidon, welcher immer noch am Boden hockte, stand auf.

"Du kleine... weist du wie viel Glück du hast, dass es uns verboten wurde, normal mit euch umzugehen? Wir sollten euch nicht wehtun, hat sie gesagt. Nur befürchte ich, dem armen Tenshi platzt der Kragen. Jetzt komm mit, du darfst gleich ein verheultes, ängstliches Vieh trösten."

Mimi kicherte. Kira wusste wie sie dabei aussah. Gruselig. "Du hast ein Bett vergessen, vielleicht sind ja alle dort drunter."
Doch der Vampir machte keine Anstalten, nochmal nachzusehen. "Da ist doch eh keiner... komm jetzt!"
Man konnte noch ein, mehr oder weniger freundliches Gespräch der beiden hören, dann war es Still. Ganz Still. Kira war alleine.

"Du hast doch nicht wirklich geglaubt, du könntest weglaufen oder, Kairo?"

Hinten angeschnallt, die Vampire vorne am fahren, unterhielten sich die Zwillinge, als wäre nichts passiert.

"Natürlich nicht. Ich wollte nur wissen, wie weit ihre Geduld geht. Sie ist lächerlich klein."

"Super gemacht, du Trottel. Deinetwegen, haben wir nun die hier."

Anklagend deutete sie auf die Handschellen, welche sie mit einer Hand ans Auto fesselte. Kairo zuckte bloß mit den Schultern. "Die hätten wir doch irgendwann eh bekommen. Daher..."
Doch die Blicke, die sich die beiden gaben, erzählten eine ganz andere Geschichte.

'Gut gespielt, Kairo. Ich hätte viel zu viel Angst dazu.'

'Du auch. Und keine Sorge, Mimi. Ich hab mir vor Angst fast in die Hosen gemacht. Aber das wichtigste...'

'Ist das wir es geschafft haben. Kira ist in Sicherheit.
Vorerst.'




1063. 01.06.16

Owari No seraphWo Geschichten leben. Entdecke jetzt