Kapitel Zwölf

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"Meine Augen sind...was?"

Miku schüttelte ihn ein paar Mal durch, wurde dann, von einem Hustenanfall, zurück ins Bett gezwungen.
Er sah zu Nai. Der weiß Haarige nickte, sah absolut fassungslos aus.
Mimi und Karo kamen in den Raum zurück, (er hatte die Tür aufgelassen) einer mit Brötchen, eine mit einem neuen Hemd. Sie verschwendeten keinen Blick an ihn, kümmerten sich gleich um die schwarz Haarige. Erst jetzt bemerkte er, dass man bei ihr oben herum, bis gerade noch alles sehen konnte. Er wurde nochmal rot, sah weg. Älter zu werden, war wirklich eine Qual. Der Rest würde nicht mal verstehen, warum er sich schämte. Und in diesem Alter sollte er nun für immer ausharren?
Ein Brötchen wurde ihm ins Gesicht gehalten. Er wollte ablehnen, (Nahrung war kostbar, Mikus Blut hatte ihn schon mehr als Satt gemacht.) aber Nai sah ihn noch immer so verletzt an, (als könnte er sich nicht entscheiden) dass er doch annahm, es sich direkt in den Mund stopfte. Es schmeckte nach nichts besonderem. Aber er konnte es essen, fühlte sich dabei nicht unwohl.
Konnten Vampire normales Essen zu sich nehmen? Warum brauchten sie dann Blut?
Die schwarz Haarige zog sich um, beschwerte sich über die feine Qualität des Stoffes. Er hörte ihr nicht wirklich zu, (es gab ihm das Gefühl von Sicherheit, sie ignorieren zu können) suchte nach einer Erklärung. Vielleicht war das normal? Er hatte keine Erfahrung, konnte es nicht mit anderen Vampiren vergleichen. Die rot Haarige schien ein Sonderfall zu sein, konnte ihm bestimmt nicht weiterhelfen. Er holte Luft, spürte sein pochendes Herz. Er hatte Kira nicht finden können. Miku wäre beinahe gestorben, würde wohl bald sterben. Er hatte wichtigere Probleme, als sich selbst.

"Wo habt ihr zwei eigentlich die Sachen auftreiben können?"

Miku war fertig mit umziehen, sah in dem rosa Hemd fast aus wie eine Prinzessin. Eine verdreckte Prinzessin mit schmutzigen Haaren. Karo drehte sich leicht weg, schien der Frage ausweichen zu wollen. Gegen den Blick der schwarz Haarigen, hatte er eh keine Chance.

"Mimi hat die Vampire gefragt."

Mimi sah nicht schuldbewusst aus, höchstens bereit dafür, Prügel einzustecken. (Dabei hatte er es nur einmal gemacht!) Er hatte es damals wohl etwas übertrieben.

"Und sie haben euch wirklich geholfen?"

"Nein, einer hat uns ignoriert und der andere har gesagt, wir sollen die Klappe halten und auf die Knie gehen, wenn wir was haben wollten. Kairo ist dabei dann aber gestolpert, hat in einem der Steine was zu Essen gesehen. So haben wir die Küche gefunden."

Also gab es eine Küche. Dass, war gut zu wissen. Miku lachte, tätschelte den beiden Kindern den Kopf. Komischerweise war es anders, als wenn er das tat. Bei ihr wirkte es nicht so, als würden die Zwillinge Angst haben, sich fühlen wie Hunde. Sie genossen die Berührung, lehnten sich gegen die Hand, endeten damit, die schwarz Haarige komplett zu überwältigen, ins Bett zurück zu zwängen. Jiki seufzte, zog sie wieder runter.

"Geht schlafen, es ist spät. Morgen erkunden wir den Rest des Ortes."

Die Armbänder an ihren Handgelenken blitzten auf, als das Licht ausging. Es war das letzte, woran sich der schwarz Haarige noch erinnern konnte.

~...~

Die Kirche war ein unheimlicher Ort, ganz dunkel und kalt. Bänke standen in Reihen vor einem Altar. (Jiki hatte ihr das Wort beigebracht. Sie war stolz drauf, es noch zu wissen) Einige lagen auch auf dem Boden, wurden von irgendwem umgeschmissen. Das große Fenster über ihr, zeigte die Sterne. Sie hatte lange gebraucht, hier anzukommen. Besser, sie legte sich für heute schlafen. Morgen würde sie weiter suchen. Kira ging die Treppen zum Altar hoch, suchte nach einem windgeschützten Platz. (Das war wichtig! Sonst würde sie krank werden und sterben!) Sie fand ihn zwischen einem komischen Regal und der Wand, legte sich auf den Boden und schloss die Augen. Es hatte angefangen zu regnen, tausende von Tropfen fielen auf das Fenster über ihr. ;Sie konnte schon bis Tausend zählen. Nai konnte das nicht, hörte ihr immer ganz genau zu.) Die Kälte wollte einfach nicht verschwinden, egal wie oft sie sich hin und her rollte. Manchmal hörte sie Stiefel durch die Wand hindurch, laut und gefährlich. Schritte, die genau an einem Punkt stehenblieben, dann weiter gingen. Es half nicht beim einschlafen, ließ sie nochmal an Lee und die Anderen denken. Die Vampire hatten sie aufgefressen. Aber sie konnten Jiki nicht aufgefressen haben! Jiki hatte ihr versprochen, dass sie alle wieder zurück kommen würden, also durfte sie nicht zweifeln. Nai zweifelte auch nie an Jiki! Sie wurde müde, konnte irgendwann dann doch einschlafen.
Aber ihre Träume waren nicht schön.
Riesige Monster verfolgten sie, sie konnte nicht rennen. Es ging nicht. Dann waren die Monster plötzlich weg, ihr wurde wärmer. Als hätte jemand sich neben sie hingelegt, würde sie umarmen.

~...~

Der Vampir stand im Saal, Blut von Monstern verdreckte seine Uniform. War er jagen gewesen? Hatte Menschen beschützt und zu Vieh gemacht?
Sein Aufzug hielt ihn nicht vom Lächeln ab, als er langsam vorwärts trat. Yin machte sich nicht die Mühe von ihrem "Thron" aufzustehen, war gerade einfach zu entspannt, um Angst zu haben. Er würde sie eh nicht umbringen, nicht heute. (Sie bezweifelte, dass ihm je langweilig genug dafür werden konnte.) Würde er ihr wieder lächelnd erzählen, wie öde das Leben war, wie satt er es hatte?
Er blieb neben ihr stehen, streifte seinen Handschuh ab, riss sich mit einem Nagel den Finger auf. Süßes, mächtiges Blut tropfte vor ihren Augen zu Boden. Ob es daran lag, dass sie wirklich satt war, oder ihr Körper sich noch an die Wunden vom letzten Mal erinnerte, aber sie spürte das Verlangen, zu trinken, nicht.
Er reichte ihr seine Hand.

"Ein Friedensangebot."

Der braun Haarige wirkte freundlich, nicht wie Jemand, der aus purer Langeweile andere terrorisieren und abschlachten würde. Aber auch Ferid sah aus, wie eine feine Persönlichke- nein, Ferid sah auch so aus, wie Jemand, der aus purer Langeweile andere terrorisieren und abschlachten würde. Sie traute dem Ganzen nicht. Es war nicht seine Art. Vielleicht hatte er den silber Haarigen unterwegs getroffen? Einen Befehl bekommen?

"Das letzte Mal hast du mich beinahe umgebracht."

"Das letzte Mal hast du mich angefallen, wie ein wildes Tier."

Sie nahm die Hand vorsichtig an, führte sie zu ihrem Mund.
Es war schon eine Weile her, seit man ihr freiwillig Blut gegeben hatte. Das Gefühl war anders. Eine Mahlzeit angeboten zu bekommen, oder eine Mahlzeit zu stehlen, machte damals wie heute noch einen erbärmlich großen Unterschied für sie. Sie hatte getrunken, die Hand losgelassen. Zugebissen, hatte sie nicht. Er nahm es mit einem Lächeln war, hielt sich davon zurück, ihr den Kopf zu tätscheln. Sie seufzte, stand auf. Was war los heute? Ihr neugewonnenes Vieh nahm sich zu viel Freiheit, die jämmerliche Kopie ihres Bruders (wie war sie je darauf gekommen? Sie sahen sich kein Stück ähnlich, jetzt nicht, damals nicht) fand es lustig, Frieden zu schließen und sie selbst war viel zu gelassen mit allem.

"Wirst du bleiben? Warten, bis dein Harem dich abholt?"

Lachen, erneut. Also kamen heute nicht mal ihre Kommentare wirklich durch. Vielleicht sollte sie tatsächlich wieder mal schlafen gehen?
Der braun Haarige fing an seine, was auch immer sie waren, zu verteidigen, thronte über ihr auf wie ein riesiger Felsen. Nach einiger Zeit wurde seine Mine ernster, hätte sie eigentlich in Kampfbereitschaft bringen sollen. Aber sie war wirklich einfach zu voll für Machtbeweise, reagierte nicht.

"Was hat es mit den Menschen hier auf sich? Bist du geheilt?"

"Bin ich nicht. Ich hab einfach nur... Langeweile gehabt, schätze ich."

Er würde ihr keinen Vortrag darüber halten, dass es verboten war, direkt zu trinken. Er gehörte schließlich zu Ferid. Außerdem war dieser Ort hier eh isoliert von anderen Vampiren, sie konnte machen, was sie wollte.

"Hm... verstehe. Dann viel Spaß dir hier noch, leider muss ich tatsächlich weiter. Es war schön, dich mal wieder bei klarem Verstand zu treffen."

"Du lügst."

Aber darauf antwortete der Vampir nicht mehr, verschwand lächelnd aus ihrem funkelnden Palast. Das Blut an seiner Uniform, kam von einem der Reiter hier, fiel ihr auf, als die Türen zu fielen. Yin sank in den Thron zurück, gähnte. Warum auch immer er hier gewesen war, Crowley hatte sie erfolgreich müde gemacht, sie wollte schlafen, mehr als seit Jahren.
Vielleicht sollte sie davor noch kurz zu ihrem Vieh, sich der Völlerei hingeben und noch mehr trinken - es ging nicht. Sie war schon weg.

Owari No seraphWo Geschichten leben. Entdecke jetzt