Kapitel Acht

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Zur ultimativen Lösung...
Jiki unterdrückte den Drang, sich an den Hals zu fassen, ein - nicht allzu schönes - Bild im Kopf.
Sein ungutes Gefühl verschlimmerte sich noch etwas, als der silber Haarige noch etwas breiter grinste.

"Verstehe...
Viel Vergnügen mit deiner Mahlzeit, geliebte Yin. Mögest du dich so lang amüsieren, bis wir endlich heiraten!"

Dann legte er seine Hände auf die Hüften und stolzierte davon.
Mit klopfendem Herzen sah Jiki dem Vampir hinterher, rüttelte sich dann abrupt von der rot Haarigen los und drehte sich dann zu dieser um.
Doch diese, hatte es sich in dieser kurzen Zeit schon längst auf ihrem Sessel bequem gemacht, starrte ihn abschätzend an.
Wie war es nur möglich, dass Nai, obwohl auch seine Augen dieses rot besaßen, so anders waren?
Und, viel wichtiger...

"Wo sind die Zwei mit denen ich hergekommen bin?"

Fast schon erwartete der schwarz Haarige von der Wache geschlagen zu werden, die soeben durch die Tür zurück gestürmt kam, doch nichts dergleichen geschah.
Stattdessen winkte das Mädchen ihn zu sich hin, kein Wort verlierend.
Die ultimative Lösung...
Er wurde an der Kehle gepackt und runter gezogen, als er vor dem Thron ähnlichem Möbelstück stand. Besser als an der Kehle hochgezogen zu werden, dachte er sich, bis ihn auf einmal ein höllischer Schmerz erfasste.
Sie hatte also tatsächlich zugebissen.
Er konnte sie schlucken hören, gierig trinkend. Doch dann stieß sie ihn plötzlich weg von sich, fing an zu husten und zu würgen.
Es schien auch nicht besser zu werden, schließlich lag die Vampirin Blut (von welchem er sich fast sicher war, dass es nicht nur ihm gehörte) spuckend und keuchend neben ihm am Boden.
"Lady Hakai!..."
Die Hand der rot Haarigen hob sich zitterig in die Luft, brachte die Wache zum verstummen.
"Es ist Perfekt. Dein Blut, kleines Vieh, passt perfekt, um meinen Durst zu stillen."
So tranken Vampire also?
Jiki hatte es anders... in Erinnerung.
Aber er hatte ja bereits mehr oder weniger mitbekommen, dass dieser Vampir hier, wohl krank oder sowas in der Art war. Dennoch, selbst ein Blinder hätte gesehen, dass sein Blut ihr nicht bekommen hatte, wieso grinste sie dann schon wieder so?

"...Die... anderen zwei, die bei mir waren. Wo sind sie?"

Aus der frischen Wunde tropfte noch Blut. Er konnte den Geruch überhaupt nicht leiden.
Die rot Haarige machte eine verwerfliche Handbewegung, während sie sich in ihren Sessel zurück sinken ließ, als wäre nichts gewesen.

"Dazu später. Sprechen wir jetzt erstmal von deinem Namen und zukünftigen Nutzen, hier in meinem Schloss."

🔹

Kira blieb bis zum nächsten Morgen drinnen sitzen, ehe sie nach oben kletterte.
Keine Spur von den anderen, oder von überhaupt irgendeinem anderen Lebewesen. Die rot Haarige stand alleine in der aufgehenden Sonne.
Wann war es das letzte mal so still in ihrem Leben gewesen?
Obgleich die Ruhe nichts bedrohliches an sich hatte, fühlte Kira sich unwohl, wollte wieder nach unten.
Doch das ging nicht, denn um diese Zeit, musste die Höhle gelüftet werden. Sonst würden sie darin ersticken, hatte Jiki gesagt.
Sie könnte für die Kartoffeln, die die anderen mitbringen würden, schon mal ein Beet bauen, sicher waren sie bis dahin schon zurück.
Die rot Haarige fing an zu graben, hob Hand um Hand aus der Erde aus.
Hier würden Nai's Blumen blühen. Die Blumen die Nai extra für sie gepflückt hatte, der Grund warum sie noch immer satt war - eine hatte sie noch.
Später würde sie sie hier einpflanzen, jetzt musste sie ihr Beet noch verzieren.
Im Garten lagen einige lose Steine von der Mauer herum, Kira fing an, diese zu ihrem Beet zu tragen, musste aber schon beim Ersten feststellen wie unglaublich schwer er doch war. Sie konnte den unmöglich tragen, also legte sie ihre ganze Kraft darein, ihn zu schieben.
Tatsächlich, er bewegte sich!
Und unter dem Stein befand sich... ein Messer!
Die Sonne schien nun direkt auf das Haus hinab, das Messer funkelte schimmernd.
Ohne Nachzudenken, bückte sie sich, zog es heraus, schnitt sich jedoch dabei und zischte auf. Das hatte weh getan...
Kira konnte ihr Spiegelbild in der Klinge sehen, versuchte zu lächeln.
"Ich bin stark. Er hat es versprochen. Ich bin stark. Ich bin-"
Jemand berührte von hinten ihre Schulter und sie zuckte zusammen.
"Stark genug um alles und jeden umzuwerfen. Das bist du Kira, das bist du auf jeden Fall!"
"Jiki!"
Sofort drehte sie sich um und umarmte den schwarz haarigen Jungen.
"Du bist zurück gekommen! Ich bin so froh!"
"Ich habe es doch versprochen? Komm mit Kira, wir müssen schnell weg hier. Der Ort ist nicht sicher. Lass uns zu Nai gehen."
Er ließ sie los und wollte ihre Hand greifen. Doch die rot haarige war viel zu durcheinander um diese Geste zu bemerken.
"Jiki, es ist furchtbar! Mimi und Kairo wurden abgeholt! Da waren zwei Vampire, die haben sie einfach mitgenommen!"

"Ich weiß, ich weiß. Du wirst alles verstehen wenn wir da sind. Komm schon Kira, nimm meine Hand."
Aber Kira schüttelte den Kopf.

"Nein ich will nicht."
Jiki sah sie verwirrt an. "Aber warum nicht? Willst du dich denn tatsächlich einem Familienmitglied widersetzen das dich in Sicherheit bringen will? Vertraust du mir nicht mehr, Kira?"
In den Augen des Jungen sammelten sich Tränen, auch wenn er lächelte.

"Ich meine, nicht das ich es nicht verdient hätte das du mir misstraust. Nach was weiß ich wie lange tauche ich hier endlich auf, ohne Erklärung und will dich von deinem Zuhause fort reißen. Aber sag, was ist dir wichtiger? Dein Zuhause? Oder deine Familie, Kira?"

"Geh weg von mir! Geh weg von mir, du bist nicht Jiki! Geh weg!"

Zitternd hielt sie ihm das Messer entgegen, nicht wirklich bereit es zu benutzen.
Einen Moment lang sah der schwarz haarige sie noch verheult an. Dann verschwanden die Tränen und machten einem Grinsen Platz.

"Also wirklich... komm schon, du hättest nur meine Hand ergreifen müssen, kleines Gör. Was ist daran so schwer?!"

"Jiki hätte niemals geweint, solange seine Familie dabei ist. Jiki ist stark! Du bist nicht Jiki. Geh weg! Geh weg!"

Im nu war sie entwaffnet. Der schwarz Haarige hielt das Messer in seinen Händen fest, lachend.
"Du hältst das Messer falsch, kleines Balg. So kannst du nicht einmal ein Kaninchen erstechen, ganz zu schweigen von einem Vampir."
"Geh endlich weg! Außer der Familie darf hier niemand-"
"Und trotzdem bin ich hier! Was willst du dagegen machen? Und auch die Vampire waren hier, haben die Zwillinge verschleppt, was konntest du ausrichten? Richtig, nichts! Du warst nichts als ein nutzloses Stück dreck, am Boden, unfähig sich zu bewegen.
Also warum sollte ich-"

"Geh! Geh weg! Geh weg aus meinem Kopf!"

Aufgeschreckt von einem Geräusch sah Kira sich um. Das Messer lag am Boden, gerade erst aus ihren Händen gefallen.
Vom falschem Jiki keine Spur.
Sie hatte wohl wirklich eine sehr lebhafte Fantasie.
Die rot Haarige hob das Messer auf, band sich die Haare hoch und steckte es in den Knoten hinein.
Die Lust, das Beet zu verzieren, war ihr vergangen. Die Lust zu warten war ihr vergangen. Jiki würde wiederkommen, bestimmt. Bis dahin würde sie - ihm entgegen kommen! Dann würde sie Nai umarmen.
Ein letztes Mal, sah Kira noch zurück zu ihrem Haus.
Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und verließ das erste mal seit langem, ihr Zuhause.
Sie würde ihre Familie finden.
Das würde sie schon schaffen!

Owari No seraphWo Geschichten leben. Entdecke jetzt