Yin langweilte sich fürchterlich.
Ihr neustes Spielzeug war zusammen mit zwei seiner Nutztiere (hätte eines nicht gereicht? Ausgerechnet ihr kleines Juwel hatte er mitgenommen!) aufgebrochen, um ein weiteres zu finden.
Noch immer verstand die rot Haarige nicht ganz, wieso sie den Jungen nicht sofort dafür bestraft hatte, ihr gegenüber die Frechheit aufzubringen, eine Bitte zu äußern, war er nichts weiter als ihre persönliche Blutquelle.
Dennoch war ihren Lippen kein Wort entkommen, hatte seine Art wohl ihr Interesse geweckt. Selbst wenn der neue Vampir aus Versehen all sein Vieh leer trank, würde es nichts ändern.
(Nur um das kleine Juwel wäre es wohl schade...)
Die Sonne schien mit rötlichem Licht auf den funkelnden Palast, ließ ihn erstrahlen. In irgendeinem Raum beschwerte sich das Vieh ihres Viehs über irgendwas, verursachte viel zu viel Lärm. Zeit verging. Die Sonne hatte aufgehört zu strahlen, war verschwunden.
Noch immer war ihr Vieh nicht zurück. Ob er sich wohl entschieden hatte, seine "Familie" zurück zu lassen und selbst zu flüchten? Es wäre in Ordnung, sie würde ihn einfach wieder einfangen und jemanden der Menschen (nicht ihr kleines Juwel) vor seinen Augen umbringen lassen.
Gerade als sie den Entschluss gefasst hatte, von ihrem Bett aufgesprungen war, wurden die großen Türen im Saal geöffnet, jemand kam hereingeschossen. Sie konnte ihr Juwel weinen, Blut tropfen hören. Also hatte das Kind wohl die Kontrolle verloren, seine, ach so geliebte Familie als Futterquelle verwendet. Es klang nicht so, als ob das Weibchen es schaffen würde. Das wäre wohl strafe genug. Seufzend sank sie auf die weiche Fläche zurück, nahm einen Kristall in die Hand. Satt zu sein, fühlte sich so gut an, dass es alle anderen Gefühle verdrängte. Sie würde sich später Respekt verschaffen, noch mehr trinken. Auch wenn der Lärm, der von ihnen ausging, wirklich nervenraubend war. Sie ließ den funkelnden Stein fallen, schloss die Augen. Endlich satt.🔷
"Jiki? Was ist mit Mikus Sachen passiert?"
"Besorg was zu Essen, Karo, jetzt!"
Der schwarz Haarige legte das Mädchen (mittlerweile war sie wirklich leicht wie eine Feder. Zu einer anderen Zeit hätte er ihr das definitiv unter die Nase gerieben.) auf einem der Betten ab, überprüfte ihren Atem.
"Mimi, wie weit durftet ihr euch im Schloss frei bewegen? Schaffst du, neue Kleidung zu besorgen?"
Wie ihr Bruder zuvor, verschwand auch Sie, ohne eine Antwort zu geben. Er hoffte wirklich, die Beiden mit seinen Aufträgen nicht in Gefahr gebracht zu haben. Gab es an diesem gläsernen Ort überhaupt sowas wie Nahrung oder Kleidung? Aber sie würden es in Zukunft - wenn es eine gab - sowieso brauchen.
Der weiß Haarige neben ihm hatte mittlerweile aufgehört zu heulen, stand nutzlos in der Gegend herum. Die Blumen, die er für Kira gepflückt hatte, waren längst verloren gegangen, lagen nun trostlos, mitten in der Stadt herum. Er hatte sie fallen gelassen, als er den schwarz Haarigen gesehen hatte. Gesehen hatte, wie ein Monster mit glühenden Augen, seiner Familie Schaden zufügte. Er war auf ihn losgegangen, mutiger als er es je vom kleinen Jungen gedacht hätte. Nai hatte all seine Kraft benutzt, wollte sie voneinander trennen, (vergeblich, selbstverständlich) fühlte sich jetzt sicher furchtbar. Immerhin konnte er nicht wissen, dass er es getan hatte um ihr zu helfen. Es würde ihr aber nicht viel Zeit geben. Wahrscheinlich starb sie von innen heraus, langsam.
Dass sie seine Aktion überhaupt überlebt hatte, grenzte bereits an ein Wunder - ob Vampirspeichel wirklich heilende Wirkung auf Menschen hatte? Wenn ja, reichte das aus, um einen Virus solchen Ausmaßes zu bezwingen? Würde ihr sein Blut helfen?
Er war kurz davor sich ins Handgelenk zu beißen, den Versuch zu wagen, hielt bei Nais Anblick inne. Das Blut von Vampiren, verwandelte Menschen in Vampire. Die rot Haarige hatte geprahlt, dass sie das Recht hatte, ihn zu verwandeln. Könnte er den Rest in Gefahr bringen, wenn er das tat? Miku würde sicher nicht wollen, dass er ein solches Risiko einging. Wenn sie alle bloß wegen seiner Dummheit starben, gäbe es niemanden mehr, der Kira..."Jiki! Jiki, sie wacht auf!"
Tatsächlich, kurze Zeit später fing die schwarz Haarige an zu husten, schlug die Augen auf. Sie sah zu ihnen, sah zu ihm, wurde panisch. Er blieb sitzen, schloss die Augen. Ohne die, gab es keine Möglichkeit zu erkennen, was er nun war. Miku war schlau, sie würde sich beruhigen.
"M-miku, nicht-"
"Was zur Hölle ist los mit deinen Augen? Ist das so ein Trick von diesen Monstern?"
Diesen Monstern. Sie hatte ihn nicht verstoßen, er gehörte noch immer zur Familie. Und sie hatte ihn an den Schultern gepackt, sah ihn genau ihn die Augen. Von Panik keine Spur. Er lächelte, spürte wie Blut in seine Wangen schoss, versuchte gelassen zu wirken. "Gruselig, nicht? Aber es ist nunmal-"
"Sie sind wieder normal! Deine Augen sind wieder normal, du Idiot!"
~...~
"Nutzloser Idiot! So wirst du dir bloß was brechen! Hör auf damit!"
Der falsche Nai schien wirklich viel zu wissen. Er war wieder aufgetaucht, als sie gerade auf einen Baum klettern wollte, hielt sie davon ab. Er zeigte ihr, wie es richtig ging, wie man es machte, ohne wie ein Idiot wieder runter zu fallen. Er war wirklich klug! Und viel netter, als am Anfang! Auch wenn er sie die ganze Zeit über anschrie...
"Nai! Nai schau doch, ich hab ihn! Ich hab den Apfel! Ich hab's geschafft!"
Der Apfel war groß und ganz gelb. Genau wie die Augen des Jungen unterm Baum, der die Arme verschränkt hatte. "Schrei nicht, sonst hört dich noch jemand! Und komm endlich runter vom Baum!"
"Du schreist selber!"
Sie wollte nicht vom Baum runter kommen, alles sah so schön aus, von hier. Außerdem sah der falsche Nai sie so böse an, dass sie am liebsten noch weiter hochklettern, bloß weit weg wollte. Sie hörte die Glocken läuten, erinnerte sich plötzlich an was.
Sie rutschte ab, fiel. Ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Als sie wieder aufwachte, stand sie sicher am Boden, das hübsche Messer in der Hand. Der falsche Nai war weg.
Die rot Haarige steckte das Messer zurück, biss in ihren Apfel. Die Kirche! Jiki hatte mal erwähnt, dass selbst Vampire Respekt von ihr hätten. Sie würde heute in der Kirche übernachten!
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Owari No seraph
FanfictionEin Vampir leben zu führen, war seit dem 'ach so schrecklichen' Unglück der Menschheit, einfach nur toll. Yin liebte es, Monster bekämpfen zu dürfen, Vieh herum zu kommandieren. (Nur hatte sie keins) Als Adlige, hatte sie es sogar noch mal etwas bes...