Natürlich wollte ich mit ihm über einige Ereignisse reden, doch dass er sofort mit der Tür ins Haus fallen würde, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Trotz dessen beschloss ich ihm das wichtigste zu erzählen und versuchte irgendetwas Logisches für den Zeitraum meiner Gefangenschaft zu finden. Zunächst wollte ich das erste Missverständnis aus dem Weg räumen. "Also...im Zug sagtest du, dass ich einfach so abgehauen bin und um ehrlich zu sein, hab ich das von dir auch erst gedacht" Verwirrung spiegelte sich auf seinem Gesicht. "Was? Wie meinst du das? Du warst doch diejenige, die eines Tages nicht mehr da war. Du-" "Natsu! Bitte!", unterbrach ich ihn, da er laut wurde. Lauter als es mir passte. Wut kochte in mir auf. Ich versuchte hier einige Dinge zu klären und das Einzige, was er parat hatte, waren weitere Anschuldigungen. Er schien dies bemerkt zu haben und betrachtete verlegen den Boden.
"Der einzige Grund dafür, dass wir getrennt worden sind, war deine Sturköpfigkeit!", platzte es schließlich aus mir heraus. Er blieb stehen. "Was soll das denn jetzt heißen?", fragte er wütend. Ich seufzte und fuhr mir durchs Gesicht. "Bei der Suche nach unseren Eltern wolltest du immer dein eigenes Ding durchziehen. Nie hast du darauf gehört, was ich vorgeschlagen habe, hast mich immer ignoriert", sprudelte es aus mir heraus. Ich spürte Happy regelmäßiges Atmen, was mir sagte, dass er wohl auf meinen Schultern eingeschlafen war. Merkwürdig, dass er das bei unserer Lautstärke konnte...
"Als ich dann eines Morgens aufwachte warst du einfach weg! Du hattest mir nicht bescheid gesagt, gar nichts. Natürlich habe ich dann gedacht, dass dein Dickschädel wieder Überhand gewonnen hat und du deshalb einfach abgehauen bist...diesmal endgültig". Zum Ende hin wurde ich immer leiser. Natsus zorniger Ausdruck wich und machte einem verletzten Platz. "Das hast du ernsthaft gedacht? Dass ich dich einfach so im Stich lasse und alleine los ziehe?"
Irgendetwas sträubte sich in mir bei dieser Frage. Ich glaubte mir selbst nicht, dass ich früher einfach davon ausgegangen war, doch ich hatte keine andere Erklärung dafür. Ich antwortete nicht, doch das war Natsu Antwort genug. "Tch, dann kennst du mich nicht so gut, wie ich es eigentlich gedacht hätte", zischte er und stapfte davon. "Happy, komm wir gehen!" Der Angesprochene regte sich auf meinen Schultern und flog seinem Freund hinterher. "Habt ihr euch schon ausgesprochen?"
"Ich glaube viel zu reden gibt es da nicht", antwortete der Dragonslayer.Schon wieder mehrere Stiche. Das lief alles andere als gut! Ohne länger darüber nachzudenken, schnappte ich seinen Arm und hinderte ihn somit am weitergehen. "Natsu, du darfst jetzt nicht gehen!" Er drehte sich mit hochgezogener Braue zu mir um. "Ich glaube ich darf tun und lassen, was ich will!", antwortete er wieder scharf, was mich und auch Happy erschreckte. Idiot!
Ohne zu zögern zog er seinen Arm wieder weg, doch ich packte ihn direkt wieder. Er wollte gerade seinen Mund aufmachen, doch ich kam ihm zuvor. "Was ist mit dir?", schrie ich ihn jetzt an, was ihn stutzig machte. "Andauernd bist du mich am beschuldigen, dabei hast du selbst zugegeben, dass du dachtest ich sei einfach verschwunden! Anscheinend kennst du mich genauso wenig, wie ich dich kennen sollte!" Mit offenem Mund starrte er mich an. Ich war total aufgeregt und nervös. Meine Finger krallten sich tiefer in seinen Arm. Seine Aufmerksamkeit war mir sicher, weshalb ich mich einigermaßen wieder beruhigte. "Hör mir einfach zu. Ich habe echt keine Lust darauf, dass wir uns ständig wegen unserer Vergangenheit streiten. Es tut mir Leid, okay? Für alles, was ich falsch gemacht habe, aber bitte sehe mich nicht als kompletten Versager. Ich hatte einfach nicht die Möglichkeit zu trainieren...okay?"
Meine Augen wichen seinem Blick aus und richteten sich auf die dunklen Mauern der Stadt.
"Ich finde auch, dass du überreagierst, Natsu", bemerkte Happy und bedachte ihn mit einem strengen Blick.
"Ach...ja..ich geb's zu, du hast Recht". Ich sah wie Happy ihn einen Stoß versetzte. " 'tschuldigung", fügte Natsu dann noch hinzu. Meine Augen schnellten wieder zu ihm. Nervös biss er sich auf die Lippe, was bedeutete, dass er nicht sonderlich gut war im 'sich entschuldigen'.
Ich seufzte. "Mir geht's nicht ums entschuldigen. Ich möchte einfach, dass wir bei Null anfangen können", erklärte ich.
"Nunja..es muss ja nicht ganz von null sein", murmelte er, was mich schmunzeln ließ. "Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, was auf deiner Reise geschehen ist und wieso du keine Gelegenheit zum trainieren hattest? Eine Reise bietet doch tonnenweise davon. Das sieht dir gar nicht ähnlich!", platzte es aus ihm heraus. Ich wurde wieder nervös und spielte ernsthaft mit dem Gedanken ihm davon zu erzählen, begriff dann aber recht schnell, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war.
"Sagen wir es mal so. Ich habe Erfahrungen gemacht, die mich geprägt haben und von denen ich mich noch nicht wirklich erholt habe. Irgendwann wirst du es verstehen, aber mehr brauchst du erst einmal nicht zu wissen", sagte ich. Er wollte etwas erwidern, seufzte aber schließlich. "In Ordnung" Er lächelte mich leicht an, was mich beruhigte. "Danke"In meinem Bett versuchte ich mich krampfhaft an den Tag zu erinnern, an dem ich mich dazu entschlossen habe, alleine weiterzuziehen. Es kam mir zu absurd vor. War ich wirklich ohne zu zögern der Überzeugung gewesen, dass Natsu mich im Stich gelassen hat?
Eine Eule heulte draußen und die sanfte Brise reichte durch die halb geöffneten Glastüren des Balkons bis zu mir. Das Mondlicht ließ mein Zimmer in schimmerndem Licht erleuchten.
Da ich es nicht schaffte meinen Kopf auszuschalten, um zu schlafen, schlug ich meine Bettdecke zurück, schnappte mir mein Buch und tippelte auf den kleinen Balkon. Die Nachtluft war frisch und ließ mich sofort entspannen. Im falen Mondlicht erstreckte sich vor mir Fairy Hills Garten, der viele verschiedene Obstbäume beinhaltete.
Da ich wusste, dass ich meine Zeit oft hier draußen verbringen würde, habe ich mir von meinem ersten Geld direkt eine Art Liegestuhl gekauft. Nun machte ich es mir, eingewickelt in eine Decke, gemütlich, und begann zwischen meinen Zeichnungen hin und her zu blättern. Verschiedene Erinnerungen kamen hoch, als ich die größtenteils düsteren Bilder sah.
Irgendwann sorgte das regelmäßige Zirpen der Tierchen dafür, dass ich in die Traumwelt abdriftete.Die nächsten Tage verliefen ziemlich friedlich. Natsu, Lucy, Gray, Erza, Wendy, die Exceeds und ich haben unds sogar wieder auf einen Auftrag begeben, der diesmal sehr gut verlief...naja...diesmal wurden wir auch nicht dazu gezwungen zu kämpfen. So konnte es ruhig öfter zugehen!
Wir saßen am Nachmittag in der Gilde und unterhielten uns über verschiedene Themen. Ich erfuhr etwas über andere Gilden, wie zum Beispiel 'Sabertooth' oder 'Lamia Scale'. Zudem erzählten sie mir auch von den sogenannten 'Magischen Spielen', ein großes magisches Turnier, bei dem die verschiedenen Gilden aus Fiore gegeneinander antraten, um die stärkste unter ihnen zu ermitteln. Fairy Tail hatte die letzten Spiele gewonnen, überlegte aber bald wieder teilzunehmen und sofort fiel mir wieder ein, dass ich meinem Ziel kein Stück näher gekommen war! Man könnte meinen, dass bis jetzt alles reine Zeitverschwendung gewesen ist. Dass ich mich vor dem Training gedrückt habe...
Viele Menschen mussten weiterhin unter Jasper und der Sekte leiden und ich saß hier faul rum, ohne etwas zu tun!
Um auf andere Gedanken zu kommen beobachtete ich die Menschen um mich herum. Mein Blick blieb bei Natsu und Wendy hängen. Er knauffte sie gerade in die Wange- wie ein Bruder bei seiner kleinen Schwester.
Dann ertönte Gajeels laute Stimme durch die gesamte Gilde. In meinem Kopf reihte ich unsere vier Elemente nebeneinader auf, doch plötzlich schlich sich etwas Schreckliches in meinen Kopf!
Meine Augen sprangen zwischen den Dreien hin und her. Drei Dragonslayer...gehören der ersten Generation an...wie ich.
In diesem Moment hätte ich mich eigenhändig erschießen können! Wieso hatte ich das nicht früher bemerkt?
Ich spürte wie ich bleich wurde. Mein Atem beschleunigte sich und meine Fingernägel gruben sich in den Holztisch.
"Skylar? Geht's dir nicht gut?", sagte Lucy leise zu mir, sodass es niemand anderes hörte, doch ich war in Gedanken ganz woanders.
Ich befand mich wieder auf dem Labortisch und konnte die Fesseln praktisch spüren, die sich in meine Haut schnürten.
"Es gibt noch drei weitere deiner Sorte, die wir auch bald finden werden". Das hatte er gesagt. Diese Worte hatte Ano in seinen abscheulichen Mund genommen und-
Meine Gedanken stoppten. Als wäre die Information aus den Tiefen eines versteckten Raumes gekommen, tauchte sie plötzlich in meinem Kopf auf. Ohne es zu wissen stand ich abrupt auf und stieß dabei ein leeres Glas um, welches auf den Boden gerollt wäre, wenn Lucy es nicht rechtzeitig abgefangen hätte. "Hey? Was ist los?", fragte mich Gray. Auch die anderen schauten mich nun verwundert an. Ich antwortete jedoch nicht.
In mir spielte alles verrückt. Ein großes Puzzle setzte sich Stück für Stück in meinem Kopf zusammen."Ihr..seid in Gefahr", hauchte ich, ohne dass wirklich Worte entstanden.
"Skylar? Was redest du da vor dich hin?", fragte nun Natsu besorgt."Ano..", hauchte ich. Er war es, dem ich damals begegnet bin!
DU LIEST GERADE
Destiny (Fairy Tail FF)
FanfictionLicht und Dunkelheit, Tag und Nacht, Zufall und Schicksal... Seit einiger Zeit kann Skylar zwischen diesen Kontrasten nicht mehr richtig differenzieren. Die Unsicherheit und das Unwissen plagen sie ständig! Wie lange werden sie ihr das noch antun...