17.Kapitel

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Es dauerte nicht lange, bis einige Soldaten der königlichen Familie eintrafen und die Lage überprüften. Sie nahmen den Anführer an sich, mit der Begründung, dass er bereits im ganzen Land gesucht wurde. Auch nahmen sie einige seines Anhängels mit, die wohl auch ziemlich großen Einfluss hatten, darunter auch der Kerl mit der hässlichen Narbe.
Während sich die Soldaten um die Gefangenen kümmerten und die anderen etwas im Haus aufräumten, saß ich draußen, angelehnt an einen Baum, und spielte mit einigen Grashalmen. Natsus Wörter gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Es tat weh, doch innerlich wusste ich, dass er recht hatte. Ich seufzte und lehnte meinen Kopf an den Baumstamm. Mein Blick galt den vielen Blättern, die im Wind hin und her rauschten. Das Licht der Sonne ließ alles gesprenkelt aussehen und das regelmäßige Zwitschern der Vögel ließ die Situation so unbekümmert wirken.
Natsu hatte erwartet, dass ich, genauso wie er, stärker geworden bin. Dass ich vermutlich trainiert habe und wir da weitermachen konnten, wo wir aufgehört hatten. "Skylar, komm! Wir kehren zur Gilde zurück!", rief Erza.
Mit bedrückendem Gefül stand ich auf und schlenderte auf sie zu.

Nachdem sich der Auftraggeber tausend Mal bedankt hat und uns mehrer Beutel der Belohnung zusteckte, durchquerten wir erneut die goldenen Felder und wurden mit der frischen Luft konfrontiert. Alle unterhielten sich fröhlich und begannen das Geld aufzuteilen. Als Lucy mir mein Säckchen reichen wollte, lehnte ich ab. "Huh? Wieso denn nicht? Was ist los?", fragte sie verwundert.
"Ich habs nicht verdient, das ist alles", murmelte ich mit gesenktem Blick, woraufhin es ruhig wurde.
"Natürlich hast du es verdient, du bist doch jetzt in unserem Team!", sagte Wendy und umschlang meinen Arm. Mit großen Augen sah ich sie an. "Hör mal, das war dein erster Auftrag! Ist doch klar, dass dabei nicht alles so glatt läuft, wie du es dir vielleicht vorgestellt hast. Das war bei mir genauso!", versuchte mich Lucy aufzumuntern. Bevor ich auch nur antworten konnte, drückte sie mir den kleinen Beutel in die Hand und zwinkerte mir zu. Das Einzige, was Natsu tat war einen Stein zur Seite zu kicken, der daraufhin im Roggenmeer verschwand...

Im Zug verfiel ich wieder in meine Gedankenwelt, während Wendy verzweifelt versuchte Natsu zu heilen, der von der Übelkeit praktisch überschwemmt wurde, doch sobald wir in Magnolia wieder ausstiegen, war diese wie weggeblasen.
"Willkommen zurück!", begrüßte uns Mirajane, was mich mit einem Gefühl der Wärme erfüllte.
Auf uns wurde gewartet...

Ich verzog mich an den hintersten aller Tische und stocherte lustlos in meinem Essen rum. Obwohl es sehr köstlich roch und mein Magen unaufhörlich knurrte, fehlte die Begeisterung am Essen, die in letzter Zeit eigentlich immer da war.
Wenn er nur wüsste, dass ich zum trainieren kaum Gelegenheit hatte...
Ich konnte es aber einfach nicht über mich bringen irgendjemanden von den letzten Jahren zu berichten...es war mir unangenehm!
"Wenn du nicht bald etwas zu dir nimmst, verzeiht dir dein Magen das nie!", sagte plötzlich jemand, was mich aufschrecken ließ. Es war Gray, der sich nun breit grinsend zu mir setzte. Zu meiner Überraschung trug er doch ein T-Shirt! Ich hatte mich zwar allmählich an seinen Tick gewöhnt, fand diese Erscheinung bei einem Gespräch jedoch wesentlich angenehmer!
Mein Magen wollte wohl unbedingt etwas auf seine Aussage antworten und fing wieder an zu knurren, woraufhin Gray losprustete. Die Röte schoss in mein Gesicht und schnell schob ich mir das Essen in den Mund.
"Zu schnell ist aber auch nicht gut", fügte er jetzt noch hinzu. Ich schnaubte. "Dich kann man aber auch nicht zufrieden stellen, oder?" Gray lachte, wurde aber schnell wieder ernst. Für eine Weile lauschten wir dem Gemurmel in der Gilde. Es war bereits Abends, viele kamen von Aufträgen zurück und waren demnach auch ziemlich müde. So richtig aufgedreht würde es wohl erst morgen wieder werden. Zum Glück knurrte mein Magen nicht mehr, sodass ich meinen leeren Teller beruhigt zur Seite stellen konnte. Mein Blick huschte zu dem Eismagier. Er schien über irgendetwas nachzudenken. Seine Hände waren zusammengefaltet und er starrte sie ohne zu blinzeln an. Es war ruhig aber wie ich fand keine peinliche Ruhe.
"Das, was Natsu vorhin gesagt hat...", fing er plötzlich an, woraufhin ich seufzte und den Feuer-Dragonslayer in der Menge suchte. Er befand sich nahe des Eingangs und stritt mit Happy über einen Gegenstand den ich nicht identifizieren konnte. Sieht aus wie eine Schachtel...
"Du darfst das wirklich nicht ernst nehmen. Er weiß manchmal nicht-"
"Hast du nicht gesehen und gehört, wie er es gesagt hat?!", sagte ich etwas lauter. "Glaub mir, ich kenne ihn und weiß, wann er etwas ernst meint oder nicht.."
Ich seufzte erneut. "Nur, dass er Saphira mit einbezogen hat...war hart"
Gray schaute mich an, Verständnis lag in seinem Blick, doch ich wusste nicht warum.
"Ich weiß ja nicht, was ihr früher alles durchgemacht habt und ob man wirklich erwarten könnte, dass du stärker geworden bist", begann er und ich fing an genau hinzulauschen. "Aber es wird immer Leute geben, die einem irgendeinen Dreck vorwerfen, auch wenn er in gewisser Art und Weise stimmen mag" Seine Gesichtszüge wurden weicher, sein Ausdruck trauriger. Er schien sich an irgendetwas zu erinnern.
Eine Sekunde später rappelte er sich aber wieder auf und blickte mich direkt an. So ein direkter Blickkontakt war mir unangenehm. Ich konnte ihm zwar standhalten, doch meine Finger verhakten sich unter dem Tisch nervös miteinander. Nun grinste er mich an.
"Auf jeden Fall solltest du dich davon nicht unterkriegen lassen. Aus Unachtsamkeiten und Fehler lernt man. Verfolge einfach weiterhin dein persönliches Ziel!"
Zufrieden lächelte er vor sich hin, so, als hätte er gerade versucht sich selbst Mut zu machen. "So niedergeschlagen sah ich jetzt aber auch nicht aus", lachte ich.
Er schien bemerkt zu haben, dass er ziemlich weit gegriffen hatte und fasste sich nervös an den Nacken. "Ach..eine kleine Aufmunterung schadet doch nie, oder?"
"Quatsch, ist echt nett von dir, aber wahrscheinlich müssen Natsu und Ich uns einfach mal richtig aussprechen..", murmelte ich, doch eine Bewegung aus den Augenwinkeln ließ mich meinen Kopf in die besagte Richtung drehen. Beinahe wäre ich in lautes Gelächter ausgebrochen, konnte mir dieses aber noch verkneiffen, sodass ich mit verzerrter Grimasse vor mich hin starrte. "Was ist denn jetzt los?", fragte Gray sichtlich verwirrt über den plötzlichen Gefühlsumschwung. "Ich glaube da ist jemand, der nicht unbedingt will, dass du hier alleine mit mir sitzt", flüsterte ich kichernd und deutete in die Richtung, in der Juvia hinter einem Pfahl hervorlugte und uns beobachtete. Gray folgte meiner Andeutung, wobei sich sein neugieriges Gesicht in sekundenschnelle zu einem Pokerface wandelte. "Nicht schon wieder...", murmelte er genervt.
Ich nahm meinen Teller und stand auf. "Ich möchte mich wirklich nicht unbeliebt machen, danke für die aufmunternden Worte", erklärte ich und schenkte ihm ein Lächeln. "Jaja schon gut", erwiderte er gedämpft mit der Hand vor dem Mund.

"Du bist echt eine super Köchin, Mirajane!", lobte ich die Weißhaarige, die sich sichtlich darüber freute. "Nenn mich doch einfach Mira, ja?"
"Wie du willst!"
An meinem Getränk schlürfend saß ich nun in der Gilde und ließ meinen Blick umherschweifen. Carla schaute mich wieder so merkwürdig an und langsam glaubte ich, dass sie mich nicht sonderlich mochte-weshalb auch immer.
"Wir gehen dann mal!", hörte ich Natsu rufen. Happy war bereits durch die offene Tür verschwunden. Verwundert blickte ich durch die Fenster und bemerkte, dass es schon spät am Abend war. Lucy und Erza waren ebenfalls bereits gegangen, ohne, dass ich etwas bemerkt hatte. Natsus Finger umschlangen den Griff der großen Eingangstür und etwas tief in mir sagte mir, dass ich gefälligst mit ihm reden sollte. Die Sekunden verstrichen, ohne, dass ich mich bewegte. Die kalte Schorle lief meine Kehle hinunter und meine Augen fixierten immer noch die Tür. Als diese kurz davor war sich komplett zu schließen, knallte ich das Glas auf den Tisch, schnappte mir meinen Rucksack und lief darauf zu. "Natsu, warte!", rief ich und zu meinem Glück oder auch Unglück steckte er seinen Kopf mit einem fragenden Ausdruck wieder in die Gilde. Als er mich erblickte regte sich etwas an seinem Gesichtsausdruck. Er wurde nachdenklich.
Ich war nun diejenige, die die Tür zu zog. Ohne etwas zu sagen ging ich bereits einige Schritte durch das große Tor. Die kühle Nachtluft umhüllte mich. "Wir müssen reden", erklärte ich nur kurz und knapp und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Er bedachte mich mit einem undefinierbaren Blick und schüttelte dann seinen Kopf, so, als müsste er damit seiner Gedankenwelt entfliehen.
Plötzlich vernahm ich einen gewissen Druck auf meinem Kopf. Etwas Pelziges hatte sich darauf niedergelassen. "Kann ich dabei sein?", fragte Happy herzallerliebst. "Von mir aus", erwiderte ich und kraulte ihm kurz die Ohren.
Natsu seufzte und befand sich kurz darauf mit mir auf einer Höhe. Langsam begannen wir unseren Spaziergang durch die dunklen Straßen. "Hör mal, das war echt gemein, was ich da-"
"Nein!", unterbrach ich ihn sofort. "Du hast absolut recht!"
Seine Augen verrieten seine Verwirrtheit. "Es kam nur so plötzlich, aber du hast alles auf den Punkt genau getroffen. Ich weiß, dass ich schwach geworden bin, nicht mehr so wie damals und ich weiß auch, dass Saphira wohl mehr als enttäuscht von mir wäre", sprudelte es aus mir heraus, doch es tat gut. Happy regte sich auf meinem Kopf und schlang sich eine Sekunde später um meine Schultern. "Du bist so streng mit dir. Ich wette nach einem leckeren Fisch sieht alles wieder viel besser aus!", rief er euphorisch, was mich auflachem ließ. "Nein, das glaube ich nicht.."
Es herrschte Stille und ich wartete darauf von einem Schwall Vorwürfe und Fragen überrumpelt zu werden, doch was kam, war das genaue Gegenteil. Als Natsu sprach, war seine Stimme ruhig und kontrolliert:

"Was ist seit unserer Trennung passiert?"

Destiny (Fairy Tail FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt