6.Kapitel

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Erzähler:
Während Skylar sich durch den dunklen Wald kämpfte, mit nichts anderem als ihrer zerfetzten, nassen Kleidung und ihrem Buch, befinden sich zwei düstere Personen in einem der vielen Laboratorien in der Burg, aus der Skylar die Flucht gelungen ist.
Mehrere Kerzen flackerten wild umher und ließen die Schatten der verschiedensten Gegenstände an der Wand tanzen. Zusammen mit denen der beiden Personen schien es wie ein aufregender Todestanz zu sein. Erwartungsfreudige Seelen, die begierig auf die nächste Folter warteten und sich dann an den Schreien lächzen konnten.
In dieser düsteren Atmosphäre befand sich in einer Ecke die große weiße Kugel, die wie eine Perle aus dem dunklen Ozean herausstach. Die Geräte, die mit ihr verbunden waren piepten in regelmäßigen Abständen und schienen Jasper ziemlich nervös zu machen.
Als einer der beiden Personen stand er in dem Raum, unwissend wie er stehen, geschweige denn sich verhalten sollte. Unruhig tippten seine Finger auf einem Metallkasten herum, dessen metallische Geräusche leise aber stetig den Raum erfüllten.
Sein Vorgesetzter, Ano, stand vor ihm, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und mit duldsamen Blick auf die weiße Kugel. Schon einige Minuten stand er so da, was Jasper nur noch nervöser machte. Eigentlich verabscheute er diesen Mann, der auf Grund seines weißen Umhanges zusammen mit der Kugel hervorstach, doch er hatte so unglaubliche Macht, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu gehorchen. Außerdem machte es ihm zum Teil Spaß seine Macht und Autorität, welche ihm gegeben wurde an wehrlosen, schwachen Gefangenen auszulassen. Nur bei einer scheint das nicht ganz funktioniert zu haben...
"Ich bin enttäuscht von dir, Jasper", sagte Ano in einer so sanften Stimmfarbe, die zugleich angsteinflößend wirkte. Das war eine seiner stärksten Eigenschaften. Ano konnte Menschen durch seine bloße Stimme in einen Zustand von Angst und Schrecken versetzen. Selbst Jasper, der sich normalerweise von niemandem etwas sagen lässt, senkte zähneknirschend seinen Blick.
"Diese Göre-"
"War die einzige, auf die du dich im Moment konzentrieren solltest", unterbrach er ihn mit einem Unterton, der keine Wiederrede duldete.
"Sie ist ein normales, junges, schwaches Mädchen und du hast dich von ihr austricksen lassen...Jasper"
Ano begann die verschiedenen Kabel in seine Hand zu nehmen und sein Untergebener stand da mit geballter Faust und zusammengepressten Zähnen. Noch immer war ihm nur Anos Rücken zugewandt und es gefiel ihm überhaupt nicht von so einem alten Mann gedemütigt zu werden!
Plötzlich flog die Tür auf und einer der Wächter trat in den Raum. Er warf Jasper einen flüchtigen Blick zu und kniete sich einige Meter vor Ano hin. Ehrfürchtig senkte er zugleich seinen Blick.
"Sprich", befahl der Mann im weißen Umhang, dessen goldene Muster von den Flammem der Kerzen angestrahlt wurden.
"Das Mädchen ist in den Fluss gesprungen, welcher sich durch den Wald zieht, und nicht mehr aufgetaucht. Vermutlich ist sie ertrunken", berichtete der Wächter monoton, wohlwissend seine Aufgabe hinreichend erfüllt zu haben.
Jasper bemerkte jedoch, dass dies alles andere als der Fall war. Ano begann die Kabel, mit denen er anfangs nur spielte nun fester zu umfassen.
"Und ihr habt es dabei belassen?", sagte er mit fragendem Unterton, obwohl es eher wie eine Feststellung klang.
"J-ja", antwortete der Kniende knapp.
"Und ihr habt nicht eine Sekunde daran gedacht, dass sie euch vermutlich ausgetrickst haben könnte", führte Ano weiter, wobei sich seine Stimme gegen Ende hob.
"N-nein, wir hätten das sonst bemerkt" Man konnte seine Unsicherheit hören und spüren. Wie Angstschweiß lag diese Unsicherheit im Raum und umgab den Wächter, der wie ein Hund vor dem Oberhaupt, seinem Herrchen, kniete.
"Sie ist bestimmt tot, also wozu die Aufregung? Wir wollten sie doch sowieso umbringen", sagte nun Jasper selbstsicher, doch diese Selbstsicherheit war an diesem Ort sehr fehl am Platz.
" 'Bestimmt' ?..", fragte Ano in seltsamen Ton Jasper zitierend und drehte sich langsam um. "Denkst du etwa ich bin dumm, Jasper?"
"Nein ich-"
"Denkst du etwa dieses Mädchen ist dumm?" Er kam immer näher auf ihn zu. Die Kerzenflammen begannen immer wilder umherzuflackern
"Also-"
"Dieses Mädchen hat euch Dummköpfe alle ausgetrickst! Wir wollten sie erledigen, ja, aber erst nach der letzten Energieentnahme!", brüllte er jetzt beinahe, sodass Jasper sowie der Wächter schluckten.
Ano war jetzt ganz nahe. "Hast du eigentlich die leiseste Ahnung davon wie wichtig ihre Energie für seine Auferstehung ist?"
Seine Augen betrachteten ihn wütend, wobei das Rechte so weiss war, dass es seine Seele selbst zu sein schien.
Es passte zu seinem mittelangen weißen Bart.
Jasper hielt den Blickkontakt zunächst stand, doch dann wandte er wütend und wortlos seinen Blick ab.
"Jetzt hör mir genau zu, Jasper. Ich gebe dir diese eine Chance, um deinen erbärmlichen Fehler wieder gut zu machen. Suche dieses Mädchen und bringe sie zu mir...lebend! Ansonsten werde ich mich und unsere Abmachung vergessen..."
Einen Ausraster unterdrückend schnaubte Jasper, wandte sich der Tür zu und riss sie mit einem Ruck auf. "Ich werde diese Göre schon finden und das weiß sie auch!", knurrte er und ließ die Tür daraufhin knallend ins Schloss fallen.
Mit einem zufriedenen Grinsen lag Anos Blick auf der Tür. "Jetzt zu dir, mein Freund"
Der Wächter riss seine Augen auf. Angstschweiß rann ihm den Rücken hinunter. "Ich werde dir deine Dummheit schon austreiben..."
Anos Stimme war wieder so sanft wie zuvor, als wäre nichts geschehen.

....

Man hörte die Schreie des chancenlosen Mannes noch in den entferntesten Gängen hallen...

Skylars Sicht:
Ich hatte das Gefühl, dass die Nacht immer kühler wurde. Meine Füße stolperten beim Laufen über Geäst sowie Berge an Laub. Die warmen Atemwölkchen, welche ich ausatmete verschwanden stetig im Nachthimmel.
Hektisch blickte ich immer wieder umher und hatte meine Ohren gleichzeitig aufs äußerste gespitzt. Auf Grund der stetigen Angst vor den Wächtern, die ich eigentlich schon Kilometer hinter mir gelassen habe, lief ich weiter. Jedoch war alles querfeldein! Ich wollte wenigstens eine Straße oder mindestens einen Weg finden, an dem ich mich orientieren konnte, doch nichts dergleichen war sichtbar!
Durch die Nässe an meinem Körper war mir dazu noch so unglaublich kalt! Mein Körper zitterte unaufhörlich und ich glaubte meine Finger und Füße nicht mehr zu spüren. Wegen diesem Taubheitsgefühl merkte ich schließlich nicht, dass ich gegen einen großen Ast stieß und somit darüberfiel.
Ich keuchte auf dem Boden auf und blieb einfach liegen. Keine Kraft war in meinen Muskeln und die Lust zu laufen war auch nicht mehr vorhanden. Meine Finger gruben sich in die trockene Erde und mein Blick schweifte in den Nachthimmel, den ich zwischen den Baumkronen erkennen konnte.
Woher soll ich wissen wo Magnolia ist? Verdammt! Das kann eine Ewigkeit entfernt sein!
Ich schluchzte auf und wusste nichts mit mir anzustellen.
Eigentlich war mein Kältegefühl komplett unbegründet! Aber ich wollte sie einfach nicht anwenden, meine Magie. Ich hatte Angst, große Angst.
Jedoch traf mich die Tatsache, dass wenn ich nichts tun würde, ich hier eiskalt erfrieren werde!
Reglos lag ich also da und schloss meine Augen. Ich nahm meine Magie war und zögerte zunächst, doch dann ließ ich sie ganz langsam durch meinen Körper fließen. Ich biss mir auf meine Lippe und erwartete stechenden Schmerz, so wie er immer in den Laboren kam, doch er blieb aus. Es passierte das Gegenteil! Eine wohlige Wärme erstreckte sich in meinem Körper und unterließ sofort das Zittern. Ich merkte wie das Blut wieder in meine Finger und Füße lief und begann mich aufzusetzen. Ein leichtes bläuliches Glimmern umgab meinen Körper und in diesem Moment fühlte ich mich wie ein Glühwürmchen.
Die Hoffnung, dass ich das alles doch noch überstehen konnte keimte in mir auf, woraufhin ich aufstand und weiterlief.
"Ich werde Fairy Tail finden...verlass dich drauf!", murmelte ich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich sie schließlich. Eine Betonstraße, die sich durch den Wald schlängelte und sogar das Ende war erkennbar!
Voller Vorfreude betraten meine Füße die harte Oberfläche, wobei es schon etwas schmerzte, da mein Untergrund in den letzten Stunden eher weich war.
Dies jedoch ignorierend beschleunigte ich und kam an der Stelle an, an der sich die Bäume teilten und nicht weiter wuchsen.
Ich befand mich nun an einem höher gelegenen Hang und bekam den Wind verstärkt ins Gesicht. Ich blickte auf ein weites Feld, auf dem nur vereinzelt kleine Hütten standen.
Kleine Rauchschwaden stiegen aus deren Kamine und einige Tiere grasten auf den Feldern drumherum.
Langsam und unsicher ging ich an ihnen vorbei. Einige hoben neugierig ihre Köpfe, grasten aber sofort weiter. Wie lange ich jetzt keine Tiere mehr gesehen habe...
Ein kleines Lächeln bildete sich in meinem Gesicht, welches aber sofort wieder verschwand.
Ich habe mich eher wie eines gefühlt...
Ich trat an einen Zaun und streckte meine Hand ein wenig aus. Ein Pferd schaute sie erst einmal eine Weile lang an und kam dann vorsichtig auf sie zu.

"Hey! Was tust du da?!"

Destiny (Fairy Tail FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt