1. Kapitel

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Ich spürte einen kleinen Körper der sich neben mich hockte und dann eine eine sanfte Hand, die sich auf meine legte.
"Ist alles okay?", fragte Hazel sanft und musterte mich besorgt von der Seite. Ich nickte nur. Für mehr blieb mir auch keine Zeit, denn es wurden schon die ersten Namen vorgelesen. Schnell stellte ich mich wieder hin und schaute nervös zu den Flügeltüren.  Und schon nach kurzer Zeit verließ mich Hazel mit den Worten: "Wir sehen uns heute abend."
Es dauerte eine knappe Stunde, dann war der größte Teil der Mysticwesen aufgeteilt und es blieben nur noch eine kleine Gruppe zurück. Und diese kleine Gruppe bestand nur aus Leuten die ich nicht kannte oder von denen ich wusste, dass sie Gypsis waren. Und zu den Gypsis gehörte ich offiziell ja schon mal nicht. Wenn man es nach den Arten aufteilte, hätte ich eigentlich mit Ashley Burn, der einzigen anderen Hexe, in ein Zimmer kommen müssen. War ich aber nicht..

"Caitlin Goodwyn, Malina Heart, Rawen Scott und Rhoswen Cole.", rief Mrs Dumort mit ihrer typischen autoritären Stimme.
 Sofort fing ich an zu zittern. Ich kannte keines dieser Mädchen und hätte gerne jemanden an meiner Seite gehabt, den ich ich überhaupt kannte. Aber was konnte ich jetzt schon tun? Mrs Dumort würde mich nie mit Hazel in ein Zimmer kommen lassen, gerade weil sie der Meinung war, dass ich neue Kontakte knüpfen sollte. Also sammelte ich extra langsam meine Sachen zusammen und hielt währenddessen Ausschau nach den anderen Mädchen. Als erstes trat ein wunderschönes Mädchen zu den Flügeltüren. Sie hatte einen schlanken und trainierten Körper und Kurven an den richtigen Stellen. Ihr Gesicht war herzförmig und durch ein Make-up, wofür ich wahrscheinlich Stunden gebraucht hätte, perfekt betont. Ihre blauen Augen strahlten mit ihren organgen, lockigen Haaren um die Wette und trotz ihrer warmen Schönheit strahlte sie etwas kaltes und distanziertes aus. Sie schien so.. so erhaben, so hoheitsvoll. Als läge ihr die Welt zu Füßen. Sie drehte sich zu der Flügeltür und somit mir den Rücken zu.

Ich beschloss, dass es nun auch Zeit für mich war zu dem Mädchen zu treten. Vielleicht würden sich die anderen dann auch trauen hervorzutreten. Selbstbewusstsein war eine meiner größten Eigenschaften, hatte meine Mutter immer gesagt. Zumindest zu der Zeit als sie noch gelebt hatte.
Aber hey, ich probierte mich gerade auzumuntern und Mut zu fassen, also immer nur auf die positiven Dinge achten.
Also setzte ich ein leichtes Lächeln auf die Lippen, behielt aber eine gewissen Eisgkeit in den Augen. Dann nahm ich meine Sachen und trat zu dem Mädchen. Sie drehte sich nicht zu mir um, sondern starrte weiter auf Mr. Harris, ein Wikinger, der die Zimmeraufteilung vollzog.

Ich hasste Mädchen, die einen extra ignorierten.

Das taten sie nur, wenn sie sich für etwas Besonderes hielten (was auf unserer Akademie ein Witz war, denn hier hatte bestimmt niemand das Problem als zu "normal" zu sein) oder sie waren echt strange drauf.

Als nächstes trat ein kleineres Mädchen neben mich. Sie hatte dunkelbraune feine Locken, große braune Augen und eine dunkel schimmernde Haut. Sie lächelte mich an und streckte mir die Hand entgegegen. "Hey. Ich bin Rawen."

Ich grinste sie an, nahm ihre Hand entgegen und antwortete: "Caitlin."
Dieses Mädchen war schon eher nach meinem Geschmack. Auf den ersten Blick sah sie freundlich und nett aus. Fehlte nur noch das andere Mädchen, dachte ich. Und als hätte sie meine Gedanken gelesen, hörte ich hohe Schuhe auf dem Boden klackern. Ich drehte mich um und sah ein mittelgroßes kurviges Mädchen, dass auf hohen Schuhen, einer Bluse, mit vielen verschiedenen aufgenähten Steinchen, und einer kurzen Jeans auf uns zu kam.
Sie lächelte shüchtern und blickte uns an. Das orangehaarige Mädchen sagte noch immer nichts. Dafür drehte sich Rawen um und sagte: "Und? Wer bist du? Ich bin Rawen und das Mädchen mit dem riesen Koffer neben mir ist Caitlin. Die andere scheint nicht reden zu können."
Ich sah erstaunt zu Rawen herüber und musste mir ein Lachen verkneifen. Wer hätte ahnen können, dass sie kleine so locker witzig sein konnte?
Auch das andere Mädchen musste lachen und hielt sich schnell eine Hand vor den Mund. "Ich bin Malina."
"Wir grüßen euch, unser gnädige Zimmergenossin.", sagte Rawen und verbeugte sich schauspielerisch vor Malina.
Jetzt konnte ich nicht mehr. Ich musste einfach lachen. Ich verstand den Witz sofort. Malina LaRouge war die Königin im Reich der Mysticwesen. Die königliche Familie hatte eher eine repräsentative Aufgabe, vertrat aber die Elfen im Rat und steurte somit auch der Regierung bei.
Malina lief rot an und blickte auf den Boden.

"Schluss jetzt, Mädchen. Hier sind eure Zimmerschlüssel.", sagte Mr. Harris im ernsten Tonfall und gab jeder von uns einen Schlüssel. Wir nahmen unsere Sachen und gingen zum Fahrstuhl. Der Flur des dritten Stockes war in einem warmen orange Ton gestrichen. Nur die Gemälde der ehemaligen Schulleiter hingen noch an den Wänden. Sonst hatte sich alles verändert.
"Caitlin! Willst du etwa an unserem Zimmer vorbei laufen?"
Erschrocken drehte ich mich um und sah Rawen lachend auf die Zimmernummer zeigen. 329. Ich schaute auf meinen Zimmerschlüssel: 329. Shit, ich war echt am Zimmer vorbei gegangen. Ich musste lachen. So was war typisch für mich.

"Seid ihr endlich so weit, oder wollt ihr noch ein bisschen rumgackern?", fragte Rhoswen und zog gelangweilt eine Augenbraue hoch. Rawen, die neben ihr stand, verdrehte nur die Augen, lächelte mich an und zwinkerte mir dann zu. Ich grinste zurück.
Malina nahm ihren Schlüssel und schloss die große Eichentür auf. Rhoswen ging an ihr vorbei und einfach ins Zimmer rein. Malina machte auch einen Schritt vorwärts, blieb dann aber stehn.
"Malina! Was ist denn? Ich will das Zimmer auch sehen!", sagte Rawen und schubste sie zur Seite. Gerade als ich dachte, dass ich nun auch das Zimmer sehen könnte, blieb auch Rawen wie angewurzelt stehen.

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