Mystic Academy

8. Kapitel

Während meine Gedanken noch wie verrückt von einem Punkt zum anderen rasten und sich Möglichkeiten ausdachten, steckte dieser Andrew seine Hände in seine Hosentaschen und machte sich auf den Weg Richtung Speisesaal. Immer wieder fiel mir die Szenen von eben ein, als eine mentale Stimme zu mir gesprochen hatte. Wie zur Hölle hatte er in meinen Kopf eindringen können? Wir waren hier auf der Mystic Academy. Das erste was einem an dieser Schule beigebracht wurde war wie man so starke Mauern um seinen Kopf errichtete, dass es niemandem gelang von einem Besitz zu ergreifen. Mir wurde bewusst, dass ich mit Andrew reden musste, wenn ich wissen wollte was das gerade gewesen war. Zwar machte dieser Typ mir Angst und im Gegensatz zu jedem Anderen konnte ich ihn kein bisschen einschätzen, aber was blieb mir anderes übrig?

"Hay, Andrew. Warte mal!", rief ich hinter ihm hinter her und joggte zu ihm. Als ich seinen Namen ausgesprochen hatte, versteifte sich sein Körper merklich. Aber er blieb stehen und wartete bis ich bei ihm angekommen war.

Seine blaue Augen fixierten mich und wieder war ich fasziniert wie diese Augen so eiskalt und ausdruckslos wirkten, mir aber gleichzeitig warm und vertraut vorkamen. Mir blieben die Worte im Hals stecken und ich starrte ihn aus großen Augen an. Man was waren das für Augen. Mit jeder Sekunde die verstrich spannte sich sein Körper noch ein bisschen mehr an und nach einiger Zeit sah er mich fragend an.
"Fertig angestarrt?", fragte er mit rauer und dunkler Stimme. Erst in dem Moment fiel mir auf, dass selbst seine richtige Stimme der Stimme in meinem Kopf ähnelte. Und als ich wieder an die mentale Stimme dachte, die von Andrew gekommen sein musste, wurde ich wieder wütend. Was fiel diesem Typen eigentlich ein in meine Privatsphäre, die sich in diesem Fall mein Kopf nennt, einzudringen?! Das tat ich doch auch nicht bei ihm!

"Wie hast du es gemacht?", zischte ich ihn an.

Meine plötzlichen Stimmungswandel schien ihn in keinster Weise zu überraschen, denn als Antwort zog er nur eine Augenbraue hoch und starrte mich weiterhin an.

Dieser Andrew gefiel mir wirklich immer besser. Erst drang er in meine Privatsphäre ein und jetzt gab er mir noch nicht einmal eine Antwort darauf. Und ich hatte auch noch eingewilligt seine Patin zu sein. Was hatte ich mir in diesem Moment eigentlich gedacht?

"Ich hab keine Ahnung was du meinst.", sagte er und ging dann einfach an mir vorbei in den Speisesaal. Irritiert runzelte ich die Stirn. Woher wusste er denn wo lang es zum Speisesaal ging? Doch sobald ich diesen Gedanken gedacht hatte, überlagerte ein anderer diesen: Lass ihn jetzt bloß nicht abhauen!

Meine Beine setzten sich schon in Bewegung bevor ich überhaupt zu Ende gedacht hatte. Die Unverschämtheit dieses Typen machte mich immer wütender und ich beschleunigte. Als Andrew die Tür zum Speisesaal öffnete und gerade durch den Türspalt hindurch treten wollte, sah ich rot. Nur am Rande meiner Empfindung spürte ich, wie ich wie ein Vogel vom Boden abhob und mit den Füßen voran gegen die Tür schlug. Sofort krachte sie mit einem ohrenbetäubenden Knall zu und die Wände vibrierten.

Ich schloss für eine Sekunde die Augen um das Vibrieren aus meinem Kopf zu bekommen, dann öffnete ich sie wieder und starrte in eisiges Blau.

Sofort erkannte ich Andrews Augen, aber irgendwie schienen sie etwas verkehrt herum.

"Sag mal, stehst du irgendwie auf dem Kopf?", fragte ich ihn und für diesen Augenblick war meine Wut augenblicklich verflogen.

"Nein, aber du.", zischte er leise und sah sich hastig um. "Mach, dass du da runter kommst!"

Irritiert sah ich ihn an. Wovon sollte ich runterkommen? Ich stand verdammt noch mal auf dem Boden und war damit vollkommen normal. Er war doch der jenige, der falsch herum stand oder in der Luft hing oder was er da verdammt noch mal machte!