9. Kapitel

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Kapitel 9:

            Zusammengerollt lag ich auf meinem Bett und starrte auf meinen Wecker. 23.30 Uhr. Noch 30 Minuten. Allein bei dem Gedanken daran, dass ich bald Andrew treffen würde und er anscheinend beunruhigende zu sagen hatte, machte mich nervös. Mein Herz klopfte vor sich hin. Genau wie es das gemacht hatte nachdem ich heute Abend in den Speisesaal zurückgekehrt war.

            Meine Beine zitterten immer noch ein wenig, aber ich konnte nicht länger in der Ecke sitzen bleiben. Es wäre zu riskant gewesen, dass mich jemand sehen würde und eine Missbilligung gleich am ersten Tag konnte ich nun mal gar nicht gebrauchen.

            Also ging ich rein und ich spürte wie ein paar Blicke auf mir ruhten - so wie immer - doch es fühlte sich komischerweise anders an. Also hob ich den Kopf und begegnete Andrew eiskaltem Blick. Überraschenderweise saß er an meinem Tisch neben den anderen Jungs und schien sich gerade vorzustellen. Dennoch war sein Blick nur auf mich gerichtet, bis ich den Tisch erreicht hatte und er sich abrupt abwandte. Genau in diesem kurzen Augenblick hatte mein Herz so schnell geklopft wie es das jetzt tat.

            Malina und Rawen hatten nichts bekommen und überlagerten mich mit Fragen was Mrs. Dumort wollte. Es war nicht unbedingt der beste Start ins Jahr, wenn man schon am ersten Tag in das Rektorat der Schulleiterin gerufen wurde. Doch ich konnte die beiden davon überzeugen, dass es sich nicht um etwas schlimmes gehandelt hatte und ich als Patin ausgewählt worden war. Doch ich verriet ihnen nicht wer es war. Gerade weil Malina im nächsten Moment anfing über Andrew zu tuscheln und seine Aussehen zu bestaunen. Rawen konnte daraufhin nur den Kopf schütteln. Doch ich konnte Malina verstehen. Ich betrachtete ihn genau und sie hatte recht - er sah verdammt gut aus.

            Rhoswen tat den ganzen Abend das was sie immer tat - sie ignorierte uns und hing mit ihren Freunden ab. Nach dem Abendessen hatten wir noch ein paar Stunden bis Nachtruhe war und sie machte sich nicht einmal die Mühe in unser Zimmer zu kommen.

            Ich jedoch auch nicht. Nach dem der Gong das Abendessen beendet hatte, fing Hazel mich auf dem Flur ab. Wir umarmten uns und zusammen gingen wir in einen Aufenthaltsraum der sich auf jeder Etage befand. Wir setzten uns in eine Ecke mit zwei Sesseln. Es stellte sich heraus, dass unsere Zimmer auf der gleichen Etage waren. Knapp zwei Stunden plauderten wir über den neusten Tratsch, der sich erstaunlich schnell verbreitete, und erzählten von unseren Zimmern. Doch obwohl ich Hazel in gewisser Weise vermisst hatte, konnte ich mich während unserem Gespräch mich nicht richtig konzentrieren. Meine Gedanken schweiften die ganze Zeit zu dem heutigen Abend. Andrew hatte sich mehr als geheimnisvoll angehört und schon allein bei dem Gedanke daran, dass ich heute schon ein paar Mal seine mentale Stimme vernommen hatte, lief mir ein Schauer über den Rücken.

            Um 22 Uhr hatte ich mich schließlich mit den anderen zusammen hingelegt. Doch im Gegensatz zu ihnen war ich nicht eingeschlafen und lag seit anderthalb Stunden wach.

            Wieder guckte ich auf meinen Wecker. 23.40 Uhr. Ich probierte noch kurz mich irgendwie anders zu entspannen oder über irgendetwas nachzudenken, aber es ging nicht. Die vergangenen Stunden hatte ich schon über so viel Mist nachgedacht, dass mein Gehirn wie leer gefegt war. Ich musste irgendwas machen.

            Also stand ich leise auf und ging auf Zehenspitzen in das angrenzende Kleiderzimmer. Das Licht des Zimmers machte ich nicht an, sondern ging zu meinem Kleiderschrank herüber, tippte meinen Code ein und schloss die Tür wieder hinter mir. Erst jetzt machte ich das Licht an. So würde keines der anderen Mädchen darauf kommen, dass ich hier war. Als Erstes ging ich schnurstracks auf eines der Schmuckregale zu und nahm ein Schmuckkästchen heraus. Darin lag eine feingliedrige, silberne Uhr. Ich legte sie mir um, nur als Vorsorge, damit ich nicht die Zeit vergaß. Auch jetzt checkte ich kurz die Zeit. 23.45 Uhr.

            Langsam ging ich durch die Reihen voller Klamotten. Wenn man so darüber nachdachte, war es echt eine Gemeinheit, dass ich so viele Klamotten hatte während andere Kinder nur ein einziges Kleidungsstück besaßen... Doch selbst wenn ich es selbst als ungerecht empfand, mehr als Spenden - was ich bereits tat - konnte ich auch nicht. Es war für mich keine Rechtfertigung, aber in den höheren Kreisen - zu denen die Mystic Academy nun einmal gehörte - musste man einen bestimmten Dresscode erfüllen. Selbst an einem Internat.             Am Ende meines Kleiderschrankes befand sich ein riesiger Spiegel. Ich blieb davor stehen uns musterte mich kurz. Ich hatte nur eine kurze Shorts und ein Top an. Würde das nicht zu kalt sein? Ja, beschloss ich. Auch wenn es Sommer war, vor ein paar Stunden hatte es gewittert und es würde bestimmt kalt draußen sein. Vielleicht suchte ich aber auch nur nach einer plausiblen Erklärung, warum ich mich heute Abend ein bisschen schöner als in Schlafsachen präsentieren wollte.

            Ich ging durch die Reihen und hielt bei meinen Hosen an. Die Erste, die ich zu greifen bekam, war eine Jogginghose. Nein!, dachte ich sofort und hängte sie wieder weg. Die erste Wahl die ich treffen musste, war in dieser Sache ganz klar: Kurz oder lang? Es war Sommer, also musste eine kurze Hose normalerweise reichen. Aber dann könntest du auch in deiner Schlafanzugshorts bleiben. Also doch lang. Ich zog einfach irgendeine Hose heraus -  es war eine schwarze Röhrenjeans. Schnell entledigte ich mich meiner Schlafanzughose und zog die Röhrenjeans an. Als nächstes suchte ich nach meinem BH und zog ihn mir schnell an. Dabei verhackte sich der Träger kurz mit meiner Uhr und mein Blick fiel auf das Zifferblatt. 23.56 Uhr. Shit! Shit! Shit! Ich lief zum Eingang meines Kleiderschrankes und nahm das was am nächsten hing und zog es mir schnell an.

            Noch einmal guckte ich in den Spiegel. Kurz fuhr ich mir mit den Fingern durch die Haare und zupfte meine Sachen zurecht. Dann zog ich mir meine Hausschuhe an und schloss die Tür hinter mir, als ich aus dem Kleiderschrank heraus trat.

            Kurz blieb ich stehen und lauschte den Geräuschen. Nichts hörte sich irgendwie ungewöhnlich an, es waren nur die ruhigen und gleichmäßigen Schlafgeräusche zu hören. Ohne weitere Bedenken ging ich aus dem Kleiderzimmer heraus. Wie immer, trat ich auf das Wasser und noch immer war ich überrascht, dass ich auf dem Wasser gehen konnte. Langsam und bedächtig, damit die Anderen nicht von den platschenden Geräuschen aufwachten, ging ich um den festen herum und blieb auf dem Wasser bis ich den Balkon erreichte. Dann öffnete ich die großen Schwingtüren und trat an die mondbeschienene und klare Nacht.

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