11. Kapitel

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Kapitel 11:

            Bis um drei Uhr morgens hatte ich wachgelegen und darüber nachgedacht was Andrew gesagt hatte. Erst als ich meine Entscheidung getroffen hatte, fielen mir die Augen zu und ich konnte einschlafen.

            Ich hatte keine Ahnung woher Andrew wusste was für Fähigkeiten ich in den Ferien entwickelt hatte und es kam mir genau so gruselig vor wie die Sache mit der Telepathie. Nach längerem Grübeln hatte ich beschlossen, dass diese Sachen mich nicht in der Entscheidung beeinflussen sollten, sondern die Tatsache, dass ich dieses Menschen-mit-Hilfe-von-Luft-Herumwirbeln-und-auf-mich-zuschieben-Ding auch schon getan hatte.

            Vor knapp zwei Wochen stand ich vor einem Schalter in der Nähe meines Hotels. Wie ich es an jedem Abend tat, ob ich mir ein bisschen Geld ab um in einem Restaurant Essen zu gehen. Und just in dem Moment, als ich mein Portemonnaie aus der Tasche geklaubt hatte, kam eine Junge angerannt, rammte mir den Ellbogen in die Seite, schnappte sich mein Portemonnaie und rannte davon. Besser gesagt: Er probierte davon zu laufen. Doch nachdem ich mich nach ein paar Sekunden von seinem Ellbogen-Rammer erholt hatte, hatte mich die Wut gepackt. Ich war ziemlich schnell aufbrausend und genau das war ich auch in diesem Moment. Ohne einen Plan zu haben was ich da tat, spürte ich wieder dieses kühle, hauchende Etwas in meinem Körper aufwabern. Ich hatte es schon gespürt als ich in meinem Hotelraum gewesen war und kopfüber an der Decke hing. Wenn man sich ganz  genau darauf konzentrierte und sich im Kopf den anatomischen Aufbau seines eigenen Körpers vorstellte, konnte ich in der Mitte meines Herzens ein komisch geformtes Ei erkennen. Ein Ei, in dessen Inneren eine ruhige, hellblaue, aber fast durchsichtige, Flüssigkeit hin und her waberte. Doch als ich da auf der Straße stand, musste ich nicht die Augen schließen und mir meinen eigenen Körper vorstellen um den Ort zu finden, wo meine Macht herkam. Ich fühlte den Ort. Du ich fühlte die Flüssigkeit. Nur, dass sie jetzt nicht mehr ruhig hin und her waberte, sondern wie ein Wirbelsturm durch die durchsichtige Schutzhülle tobte. Ich wusste immer noch nicht was ich da tat, ich wusste nur eins: Der Mistkerl hatte meinen Geldbeutel und in dem war alles drin was über die Ferien brauchte. Und eines wusste ich noch: Ich wollte verdammt noch mal, dass ich es wiederbekam! Also tat ich es einfach. Ich ließ die Flüssigkeit aus seiner Hülle fließen und fast sofort fühlte ich die Magie. Meine Gabe. Und sie pulsierte erfrischend in meinen Adern.

Vielleicht hatte ich einfach nur fest genug daran geglaubt oder irgendeinen Befehl gesprochen, egal was es war, es half. Der Mistkerl war schon mehrere Meter von mir entfernt, als er abrupt stehen blieb. Oder besser gesagt stehen bleiben musste. Es sah eher so aus, als hätte die Vorderseite seines Körpers Bekanntschaft mit einer mentalen Wand gemacht. Im nächsten Moment wirbelte er auch schon herum. Er ging nicht wirklich auf mich zu, sondern es sah eher so aus, als würde ein unsichtbarer bulliger Mann ihn gegen seinen Willen auf mich zu schieben.

            Das Ende der Geschichte konnte sich jeder denken. Ich bekam meinen Geltbeutel wieder und schiss den Typen noch einmal schön zusammen bis ich mich wieder beruhigt hatte und ich die Magie wieder in den eierförmigen Schutzbehälter zurück dirigiert hatte.

            Diesen Vorfall hatte ich nur allzu gerne verdrängt und nach dem damaligen Tag auch nicht wieder dran gedacht.

            Bis in dieser Nacht.

Was Andrew mit mir gemacht hatte, ähnelte dem Vorfall mit dem Taschendieb sehr. Okay, eigentlich hatte er genau das Gleiche getan wie ich. Dies ließ zumindest darauf hindeuten, dass wir wirklich die gleiche Art von Magie haben. Nachdem ich mir alle möglichen Ausreden einfallen lassen habe, die beweisen würden, dass wir doch nicht die gleiche Gabe besaßen und sie dann wieder als „unsinnigen Quatsch“ abgetan hatte, musste ich akzeptieren, dass es stimmte, was er mir zugeflüstert hatte.

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