20. Kapitel

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Auf dem Boden lag ein abgetrennter Kopf.
Man konnte erkennen, dass er abgeschlagen worden war.
Er lag in einer Blutlache und die Augen waren weit aufgerissen. Voller Schock und Schmerzen. Teilweise war die Haut abgerissen worden und ein Ohr hing nur noch an einer kleinen Stelle am Kopf. Dieser Mensch war brutal gefoltert worden. Ich bückte mich und sah das Blut an.
Es war nicht gerade alt.
"Leute? Was ist da denn? Ich seh nichts!", sagte Lissi neugierig.
"Sicher, dass du das sehen willst?", fragte ich sie und sie nickte. Ich trat zur Seite und gab ihr den Blick frei.
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig von Neugier in Angst.
"W-wer tut sowas...? Das ist grausam! ", stotterte sie vor Schock.
"Glaubt ihr hier läuft ein Mörder rum?"
"Keine Ahnung... Sieht aber so aus", sagte Marco leise.
"Lasst uns lieber weitergehen", antwortete ich.

Der Pfad verlief normal weiter, bis wir an eine Abzweigung kamen.
"Hier müssen wir nach links", sagte Marco und wir bogen ab.
Der Pfad verwinkelte sich und der Wald wurde dichter.
Marco stolperte über etwas und Marry hielt ihn am Arm kurz bevor er hinfallen konnte.
Er leuchtete mit der Taschenlampe hin.
"Oh gott. OH MEIN GOTT" Marry war geschockt.
Am Boden lag eine Hand...
Wieder abgetrennt...
Wieder bloß noch ein paar Hautfetzen über dem Fleisch...
"Schnell, wir müssen weiter!", meinte ich und zog die Anderen mit.
"Wir brauchen bloß das Diadem, danach können wir verschwinden!"

Wir fingen an zu joggen und schließlich rannten wir, bis wir zu einem großen Baum kamen.
"Was stimmt bloß nicht mit mir!?", fragte Marco fassungslos.
"Marco...Ich seh es auch...", antwortete ich ihm.
Der Baum war groß, alt und die Rinde rissig. Doch es war kein normaler Baum.
An seinen Ästen waren Haben befestigt. Und an den Haken hingen Leichen. Unzählige Leichen. Manche von ihnen waren nur noch Skelette, andere hatten kaum noch Fleisch und andere wiederum hatten noch Haut. Es war brutal. Der Anblick trieb einen in den Wahnsinn. Die meisten hatten geschockte Gesichtsausdrücke. Und ein paar waren die Gesichter vom Schädel getrennt worden. Es war ein reines Massaker.

"Was ist das hier! ?" Lissi brachte kaum ein Wort heraus.
"Los, jetzt! Nur das Diadem! "
Wir fingen an mit den Händen Erde von den Wurzeln weg zu schaufeln.
Wir gruben allerlei Zeugs raus. Aber kein Diadem. Nur blutverkrustete Knochen und Abgebrochene Kiefer.
Ich tastete an einer großen Wurzel herum und schob die Erde und den Schmutz zur Seite.
Meine Hände waren voll mit Blut gemischtem Dreck.
"Hey! Ich hab ein Päckchen gefunden! ", rief Lissi und hob etwas kleines, mit Pappe umwickeltes Etwas hoch.
"Dann lass uns schnell verschwinden", meinte Ich und wir rannten zurück.

Meine Beine bewegten sich nicht schnell genug.
Es war, als wollten sie nicht von diesem Ort weg.
Der Tod. Dämonen. Das passt schließlich.
Ich versuchte mich zusammenzureissen und rannte etwas schneller. Wir kamen an der Gabelung vorbei und waren halb ausser Atem. Nichts desto Trotz rannten wir weiter.
Bis Marco über etwas stolperte und wir der Reihe nach übereinander fielen.
Wenn es nicht in so einer Situation gewesen wäre, hätte ich jetzt gelacht. Aber danach war mir nicht zu Mute. Nicht in diesem Moment.
Unbewusst lagen meine Arme an Lissis Körper, da sie auf Marco und ich auf Lissi gefallen war.
Als ich das realisierte rappelte ich mich sofort auf.
Boah Mike, das war jetzt echt peinlich!, schimpfte ich mich in Gedanken.

Als wir alle wieder aufgestanden waren, raschelte es neben uns im Gebüsch.
Lissi schreckte zurück.
Moment mal!
Ich kannte diesen Ort.
Hier hatte ich das Gefühl, dass mich jemand beobachtete.
Oder etwas...
"Marry? Marry, wo bist du?!", wollte Marco wissen.
"Was suchst du nach ihr? Sie ist doch-" Ich unterbrach mich als ich bemerkte, dass sie nicht in der Nähe war.
"Marry? ", rief auch ich in den Wald hinein und schließlich riefen wir alle nach ihr.
"Verdammte Scheiße", fluchte ich. "Wo ist sie bloß? "
"Ähm, ich möchte keine Panik verursachen, aber wann haben wir sie eigentlich das letzte mal gesehen? ", fragte Lissi.
"Fuck. Ich hab keine Ahnung!", antworte Marco und man merkte, dass er kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
Ich überlegte. Das letzte Mal als ich sie gesehen hatte war...
Bei der abgetrennten Hand!
"Leute, die abgetrennte Hand...
Da hab ich sie zuletzt gesehen. Kann es sein, dass wir zu schnell gelaufen sind und sie uns dann aus den Augen verloren hat?"
"Oder sie wurde entführt!", sagte Marco.
Jap, er hatte einen Nervenzusammenbruch.
"Hey" Lissi legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Wir finden sie. Vielleicht ist sie ja noch irgendwo am Pfad"
Sie schaute ihm mitleidend in die Augen.
Ich spürte einen Stich in meiner Brust. Und sah weg.

Boah, ich hab mich echt fucking stark verliebt.
Die Hand auf der Schulter muss doch gar nichts bedeuten.
Aber vielleicht doch? Vielleicht liebt sie ja Marco.
Vielleicht redet wie bloß mit mir, damit Marco sie auch beachtet.
So stritten sich meine Gedanken und ich versuchte mich zu beherrschen.
Das war bloß ihre Hand auf seiner Schulter.
Das muss nichts bedeuten.
Bitte, lass es nichts bedeuten.

"Lasst uns den Weg absuchen", raunte ich und ging zurück zur Gabelung. Ich drehte mich um.
Die zwei schauten sich immer noch an.
Ich räusperte mich.
"Leute. Hey!"
Die beiden folgten mir und ich konzentrierte mich auf den Pfad. Ok, ich versuchte es.
Ich spürte Blicke die sich in meinen Rücken bohrten.

Und dann rannte Marco an mir vorbei. "Schnell! Jemand folgt uns! Und es ist nicht Marry!"
Im laufen drehte ich meinen Kopf so, dass ich den Weg hinter mir erkennen konnte.
Lissi rannte hinter mir und weiter hinten sah ich eine Gestalt... Sie kam näher.
"Beeil dich!", trieb mich Marco an und ich rannte schneller.
Er rannte plötzlich rechts,in einen Schleichpfad, der mir davor noch nicht aufgefallen war. Ich hörte Lissis Schritte hinter mir und lief weiter.
Wir bogen ein paar mal ab und eilten weiter. Als ich mich noch mal umdrehte, sah ich den Verfolger weiter hinter uns.
Anscheinend hängten wir ihn langsam ab.
Trotzdem blieben wir nicht stehen.
Wir kletterten über einen großen umgefallenen Baumstamm und eilten weiter.
Als ich mich umdrehte, sah ich wie Lissi über eine Wurzel stolperte und hinkrachte.
Anstatt weiter zu rennen, lief ich zu ihr und hob sie hoch.
ich nahm sie an der Hand und lief Marco hinterher. Kurz darauf versteckte sich Marco unter den Wurzeln eines großen Baums und ich zog Lissi mit in das danebenstehende Gebüsch.

DämonenliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt