Verständnis

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Der Rest des Tages verlief recht Ereignislos.

Ich kam nur zum Mittag- und Abendessen aus meinem Zimmer und grübelte ansonsten weiterhin über das Gehörte nach.

Auch beim Essen selbst war ich mit den Gedanken so abwesend, dass meine Freunde mich besorgt musterten, aber nachdem ich ihnen versichert hatte, dass alles okay war, waren sie wieder ganz ihr verrücktes Selbst.

Aus Neugier über unseren Lehrer schlug ich ebenfalls im Buch der Rassen die gefallenen Engel nach und verbrachte bestimmt eine Stunde damit, das riesige Kapitel durchzuwälzen.

Am meisten interessierte mich die Frage, ob gefallene Engel nur so hießen, weil sie Flügel hatten und dazu dunkle Kräfte besaßen, oder ob sie wirklich gefallen waren und früher einmal richtige Engel gewesen waren.

Keiner wusste, ob diese göttlichen Wesen wirklich existierten, sie waren in unserer Welt genauso ein Mythos, wie sie es in der Menschenwelt waren.

Allerdings waren Dämonen genauso ein Mythos.

Die Einzigen, die die Antwort darauf haben könnten, waren die gefallenen Engel selbst, doch die schwiegen eisern.

Dazu wunderte es mich, dass einer aus der höchsten Klasse jemand anderem diente. Das war höchst ungewöhnlich und es musste bedeuten, dass sein Boss jemand war, vor dem man wirklich Angst haben musste.

Ansonsten würde ein gefallener Engel, welcher sonst über weite Teile der Unterwelt herrschte, sich niemals jemand anderem Unterstellen.

Immerhin waren die hohen Herrschaften nahezu alle eingebildete Arschlöcher.

Wie ich aus eigener Erfahrung wusste.

Und als wenn er gewusst hätte, dass ich grade über ihn nachdachte, kam auch Youngjae ins Zimmer zurück. Mit einem Blick auf die Uhr musste ich feststellen, dass es tatsächlich schon etwas später war als gedacht.

Als er mich mit dem Buch in der Hand entdeckte, meinte ich so etwas wie ‚Streber' von ihn zu hören, woraufhin ich ihm kindisch die Zunge raus streckte, was er wiederrum mit einem Augenverdrehen quittierte.

Ein Grinsen umspielte meine Lippen und ich sah erfreut, dass seine Mundwinkel ebenfalls für den Bruchteil einer Sekunde nach oben zuckten, bevor er den Blick schnell abwandte, als wäre ich plötzlich total hässlich geworden.

Was natürlich unmöglich war.

Ein Jung Daehyun war niemals hässlich.

Von dem Anflug des Lächelns motiviert versuchte ich noch etwas mehr aus ihm raus zu kitzeln.

„Youngjaaaae komm schon, ich weiß , dass du mich magst, ich hab das Lächeln gesehen. Du musst dich nicht schämen, mal eine positive Gefühlsregung zu zeigen. Und du kannst mich ruhig anschauen dabei, du musst nicht von meiner unglaublichen sexyness eingeschüchtert sein~ Du bist immerhin auch nicht ganz ohne", meinte ich mit rauchiger Stimme und zwinkerte ihm zu.

Nun wandte er mir den Rücken ganz zu, doch ich sah wie seine Schultern kurz zuckten, als müsste er ein Lachen unterdrücken.

Doch eine Sekunde später räusperte er sich und zeigte mir wieder seinen üblichen kalten Blick, nachdem er sich doch noch mal dazu entschieden hatte sich umzudrehen.

„Spiel dich bloß nicht so auf. Neben mir bist du so gut wie gar nichts. Obwohl ich es erstaunlich finde, dass du so mutig bist, wo du doch weißt wozu ich imstande bin."

Bei diesen Worten musste ich unwillkürlich an die seines Vaters denken, als dieser ihn bedroht hatte und mein Lächeln verschwand.

Er schien es natürlich falsch zu deuten und schnaubte verächtlich.

Demon HighWo Geschichten leben. Entdecke jetzt