Demon High

Der erste Tag

Nach einigen Stunden wachte ich wieder auf. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es kurz nach 2 Uhr war. Die perfekte Zeit, mittlerweile sollten alle Schüler im Bett sein, immerhin war morgen der erste Schultag.

Leise schwang ich mich aus dem Bett, schlüpfte schnell in ein paar Schuhe und verließ, mit einem letzten Blick auf einen schlafenden Youngjae, das Zimmer.

Auf dem Flur schloss ich einen Augenblick die Augen und konzentrierte mich. Auf unseren Instinkt, welcher uns zu den intensivsten und somit energiereichsten Träumen führte.

Ich folgte dem stärksten Gefühl den Flur entlang und über die Treppe ins nächste höhere Stockwerk. Dort angekommen schlich ich langsam an den Türen vorbei, bis ich vor der stand, von der die meisten Gefühle ausgingen. Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken. Anscheinend ein Albtraum. Da wir Dämonen waren, gefielen uns negative Sachen natürlich normalerweise besser, also waren Albträume für uns besonders gut, aber ich persönlich hasste es. Denn wir konnten, während wir uns nähren, in die Träume unserer Opfer hinein sehen. Ich hatte dadurch einige Grausamkeiten gesehen, manche nur der Fantasie entsprungen, manche aber auch aus Erinnerungen. Dazu die verzerrten Gesichter der Menschen, die das grade durch machten.

Ich bereitete mich innerlich noch einen Moment vor und legte dann mit einem Seufzen eine Hand auf die Klinke, drückte sie so langsam wie möglich herunter.

Es passierte nichts.

Noch ein paar Male rüttelte ich an der Tür, jedes Mal etwas fester bis ich fast Angst bekam man könnte mich hören.

Doch dann fiel mir wieder ein, was meine Mum mir über die Türen hier erzählt hatte und ich ließ frustriert die Schultern hängen. Ich kam in keines der Zimmer, wenn es mir nicht von seinem Bewohner ausdrücklich erlaubt wurde. Und das würde garantiert nicht passieren.

So wie es aussah, blieben mir nur noch zwei Möglichkeiten.

Entweder ich ließ es diese Nacht gut sein und würde morgen Himchan fragen, ob er sich freiwillig bereit erklären würde, was allerdings zur Folge hätte, dass ich das meiste des ersten Schultages aufgrund von Schwächeanfällen nicht mit bekomme würde. Oder ich versuchte mich an meinem Mitbewohner, welcher mir dann vermutlich den Kopf abreißen würde, was wiederrum bedeutet, dass ich gar nichts von meinem ersten Schultag mit bekommen würde.

Aber wenn ich ganz vorsichtig war.....

Schlimmer konnte unsere derzeitige Beziehung sowieso kaum werden.

Mit einem etwas unguten Gefühl im Magen machte ich mich also auf den Weg zurück in mein Zimmer, bis ich schließlich vor einem schlafenden Foxy stand. Ich schluckte nervös. Er wirkte ziemlich entspannt, also hoffte ich, dass er schön genug träumte, um sich nicht von mir stören zu lassen.

Ich setzte mich vorsichtig auf den Rand seines Bettes und beugte mich über ihn. Ich hoffte, ich würde das nicht noch bereuen. Ich begann nach seinem Traum zu suchen und langsam darin einzutauchen, während meine Augen in einem hellen Orange zu leuchten begannen.

Und dann sah ich ihn. Während ich ihm langsam aber sicher einen Teil seiner Energie entzog, hüpfte ein kleiner und glücklich wirkender Youngjae vor meinem inneren Auge herum. Zwischen seinen verwuschelten Haaren lugten zwei süße Öhrchen hervor, seine Hände waren zu kleinen Pfötchen geworden und seine vielen roten Fuchsschwänze flatterten aufgeregt um ihn herum. Allem Anschein nach, schien er etwas zu suchen. Nach kurzer Zeit hatte er es dann gefunden, er quietschte einmal ausgelassen und schrie ‚Ich hab dich gefunden'. Einen Moment später kam ein mürrischer kleiner Dämon aus einem Gebüsch gekrochen, er fand sein Lächeln jedoch schnell wieder als er zu seinem Freund lief. Er sah menschlich aus, bis auf ein einzelnes Horn auf seiner Stirn. Ein Oni. Sie gehörten ebenfalls mit in die unterste Dämonenklasse. Die kleinen spielten und tollten herum, bis sie nicht mehr konnten und sich erschöpft ins Gras sinken ließen. ‚Du Youngjae, wir bleiben doch für immer beste Freunde, nicht wahr?', fragte der kleine Oni den Kumiho, welcher enthusiastisch nickte.