Inneres Feuer

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Wie erwartet war Youngjae am nächsten Morgen bereits weg, als ich aufwachte.

Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte.

Einerseits wollte ich ihn zur Rede stellen, andererseits wusste ich auch nicht wirklich, wie ich mit ihm umgehen sollte.

Ich machte mich schnell fertig und zog mir heute ein schlichtes Shirt und eine Jogginghose an. Ich fühlte mich irgendwie nicht nach Jeans und falls jemand nachfragte, konnte ich den praktischen Unterricht als Ausrede benutzen.

Auf dem Weg zum Frühstück erntete ich dafür wie erwartet einige schräge Blicke, doch ich ignorierte sie einfach.

An unserem Tisch angekommen sah Himchan mich gut gelaunt an.

„Na Sonnenschein, wieder so gut drauf heute? Würde ich es nicht besser wissen, würde ich glauben, du bist in den Wechseljahren. Andauernd abwechselnd gut gelaunt und muksch. Du weißt, du kannst mit uns immer reden. Also, was liegt dir auf dem Herzen? Sollen wir noch ein paar böse Pläne schmieden?". 

Zum Ende hin musste er lachen.

Genau wie JB, welcher sich in dem Moment zu uns setzte.

„Haha, genau. Der Plan mit der Sirene wird heute nach der Schule übrigens umgesetzt. Wir treffen uns nach der letzten Stunde draußen am Waldrand. Und keine Sorge, wir werden sie nur einige Stunden auf dem Trockenen zappeln lassen, niemand wird sterben.", erzählte dieser in einer Laune, als würde er grade erzählen, er hätte einen super tollen Kuchen gegessen.

Aber ich war erleichtert. Es wäre immerhin irgendwie meine Schuld gewesen.

Und weil Himchan dadurch vergaß, mich mit weiteren Fragen zu löchern.

Wer weiß, vielleicht hatte die Sirene ihre Gründe, genau wie auch Youngjae die Seinen hatte. Auch wenn sie sich jemand anderen zum Ertränken hätte suchen können. Die Welt hatte noch lange nicht genug von Jung Daehyun gesehen.

Oder ich hatte noch lange nicht genug von der Welt gesehen, versuchte ich mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Manchmal ging halt einfach mein Ego mit mir durch.

Die ersten Stunden des Tages gingen schneller rum, als es gestern der Fall gewesen war. Die Fächer waren einfach viel interessanter. Die Welt, die ein normaler Dämon wie ich niemals in Wirklichkeit kennen lernen würde, nahm in meinem Kopf langsam immer mehr Gestalt an.

Dabei wollte ich unbedingt dorthin, wenigstens für ein paar Minuten um einen Blick auf all die geheimnisvollen Wesen und Pflanzen zu erhaschen, die wir in der Schule kennen lernten.

In Fähigkeiten begannen wir nun mit den bekanntesten Rassen aus der untersten Klasse, zu denen Inkubi, ganz nebenbei bemerkt, nicht gehörten. Ich war irgendwie enttäuscht, auch wenn ich wusste, dass wir im Grunde wirklich gar nichts konnten. Wir könnten noch nicht einmal einem Menschen etwas entgegensetzten, wenn der nicht grade schlief oder unseren Reizen erlag.

Obwohl ich als einer der seltenen Mischlinge schon eher eine Chance hätte, sollte ich meine versteckten Kräfte irgendwie zusammenkratzen und kontrollieren können.

Und wo wir grade dabei sind, ging es nach dem theoretischen Unterricht natürlich direkt in die Arena. Mister Won von und zu heißer geht's nicht, erwartete uns dieses Mal und führte uns gleich auf die Tribüne. Heute wurde anscheinend keine Zeit mit Reden verschwendet.

Gleich darauf wurde ein Gepardgestaltwandler namens Kai in die Mitte der Arena geschickt, zusammen mit dem kleinen Jungen, der am ersten Tag unsere Geschichte runtergebetet hatte, wie kein Anderer es geschafft hätte, Do Kyungsoo. Er war ein Erdelementar, was das offensichtliche Unwohlsein der nun verwandelten Raubkatze erklärte.

Demon HighWo Geschichten leben. Entdecke jetzt