Damit waren Melina und Kelly alleine.
Melina sah Kelly an, wie sie ihre Tasse ansah, als sie es beiseite stellte, zog Melina die Aufmerksamkeit auf sich mit einer Frage, die sie so unglaublich bedrängte: „Warum bist du um die Zeit mit dem Taxi gefahren?"
Und sie wusste die Antwort. Natürlich wusste sie es. Aber sie wollte es hören. Die Schuldgefühle in ihr waren neben der Angst sowieso schon im Unermesslichen, aber sie musste es einfach auch noch hören.
Kelly drückte ihre Hand, verstand und erklärte sanft: „Ja, ich bin früher gefahren, weil ich nicht wollte, dass du dir den ganzen Tag Sorgen machen musst. Aber, Melina, das bedeutet nicht, dass du Schuld daran trägst. Niemand von uns trägt Schuld. Niemand, außer der Idiot, der nicht aufgepasst hat."
Melina wünschte sich, sie könnte Kelly das glauben, aber... Hätte sie nicht diese dumme Angst, dann wäre Kelly nicht früher gefahren und wäre nicht Teil des Unfalls gewesen. Natürlich trug sie Schuld daran.
Sanft berührte Kelly sie an der Wange. „Melina. Bitte. Mach dir keine Vorwürfe. Komm schon. Vielleicht musste es passieren."
Melina hob die Augenbrauen und schon erklärte Kelly lächelnd: „Vielleicht hast du das mit deiner Angst in echt vorhergesehen. Oder zumindest ist mir ja jetzt etwas passiert und deine Angst kann sich jetzt beruhigen. Hm?"
Und Melina liebte Kelly so wahnsinnig. Sie wollte ihr erzählen, was sie wusste, dass sie mittlerweile ihrr Angst verstand, aber bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, zog Kelly sie zu sich herunter und an sich.
„Kelly. Du bist verletzt", murmelte Melina und wollte sich wieder von Kelly wegdrücken, denn auch wenn es verdammt gut tat, in ihren Arm zu liegen, sie wollte Kelly wirklich nicht wehtun.
Diese hielt sie auch weiter eisig fest und lächelte: „Ja, ich bin verletzt. Aber du hast dich um mich gekümmert und jetzt will ich mich um dich kümmern."
Letztendlich gab Melina dankbar auf und sank in Kelly's Arm. Sie würde Kelly nur noch mehr anstrengen, wenn sie Widerstand leisten würde. Außerdem brauchte sie selbst ihre Freundin so dringend, trieb die Angst sich doch noch immer eisern und kühl durch ihren Körper.
Eine Weile lagen sie in Stille da, dann erst murmelte Melina: ,,Ich bin froh das du hier bist, das dir nicht's schlimmeres passiert ist. Kelly ich Liebe dich sehr wirklich. Ich hab noch keine Person vor dir so sehr geliebt wie dich. Wir sind noch so jung. Ich hoffe ich darf mit dir alt werden. Du bist die Liebe meines Lebens Kelly.". Kelly schaute Melina an und sagte mit leichten Tränen in den Augen ,,Ich weiß garnicht was ich ich sagen soll. Ich Liebe dich genau so sehr und natürlich will ich mit dir alt werden das ist mein größter Wunsch.". Melina schaute Kelly an und überbrückte die Letzte Distanz und küsste sie mit so einer Leidenschaft die Kelly noch nie gespürt hatte. Melina wollte in diesen Kuss ihre ganzen Gefühl zeigen die sie für Kelly fühlt, wollte zeigen wie groß ihre Liebe ist und wie viel Angst sie hat Kelly zu verlieren. Sie küssten sich noch eine Weile bis Kelly sich langsam von Melina löste und sie anschaute. Melina fing auf ein mal an zu Weinen. Kelly schaute sie nur besorgt an und fragte ,,Melina. Hey was ist den los warum weinst du jetzt.". „Ich weiß, woher die Angst kommt. ,,Woher?", fragte Kelly sanft und interessiert nach.
Und Melina hatte, seit sie es erkannt hatte, während sie alleine zuhause war, erkannt woher die Angst kam sodass die Worte ihr leicht über die Lippen kamen: „Du weißt ja, dass meine Schwester heute vor 7 Jahren gestorben ist. Sie war 22. Du bist auch 22."
Und es war eine so einfache Wahrheit.
„Ich habe gestern kurz darüber nachgedacht weil ich ja bei ihren Grab war. Es war nur ein kurzer Gedanke. Irgendwie muss mein Unterbewusstsein das wahrscheinlich angenommen haben und... Ja... Ich verstehe nicht, warum ich nicht früher darauf gekommen bin. , um mich zu beruhigen. Aber ich habe erst wieder daran gedacht, nachdem wir telefoniert haben und ich, den Apes und Sarah und Jodie erzählt habe, was dir passiert ist. Als ich ihnen versichert habe, dass es dir gut ginge... Das hat mich daran erinnert, wie mir meine Eltern das Wohlergehen meiner Schwester damals bestätigt haben, als sie gerade krank geworden war."
„Ich werde heute nicht sterben, Melina", sagte Kelly eindringlich und unvermittelt.
Und Melina hätte nie geglaubt, dass sich diese Worte so gut anfühlen würden. Ihr war doch eigentlich auch klar, dass Kelly nicht plötzlich sterben würde. Es war heute nicht wahrscheinlicher als an jedem anderen Tag. Doch trotz diesen rationalen Gedanken gab es natürlich noch die Angst und die fühlte sich durch Kelly's Worte beruhigt, auch wenn Melina kaum wissen konnte, ob sie den Tag wirklich überleben würde.
„Ich liebe dich, Kelly", flüsterte Melina ehrlich und Kelly drückte sie fester an sich, während sie lächelnd antwortete: „Ich dich auch."
Dann lagen sie einfach wieder still beieinander und auch wenn keine Ruhe in Melina eintrat, auch wenn da immer noch diese Angst war, sie fühlte sich wohl. Und sie wusste, heute Nacht würde es vorbeigehen. Heute Nacht würde sie wieder wissen, dass alles okay sein würde. Nur weil ihre Schwester mit 22 Jahren gestorben war, würde Kelly nicht mit 22 sterben. „Ob deine Mutter sich auch Gedanken macht?", fragte Kelly nach einer Weile unvermittelt.
Melina öffnete die Augen wieder, die sie gerade erst geschlossen hatte.
„Ich meine...", fuhr Kelly fort, bevor Melina auch nur über eine Antwort nachdenken konnte, „Du hast um mich Angst, weil ich im Alter deiner Schwester bin, als sie gestorben ist, und ihr Todestag ist. Aber auch du bist 22 vielleicht hat sie auch Angst."
Melina hatte längst verstanden. Ihre Mutter liebt sie, wie sie ihre Schwester geliebt hatte, genauso wie Melina Kelly liebt und ihre Schwester geliebt hatte. Hinzu kam noch... Für Melina hatte Kelly so viele Ähnlichkeiten mit ihrer Schwester. Nicht nur die großen Träume, die Kelly hatte und die ihre Schwester auch immer gehabt hatte, sondern auch das immer positive Denken und immer das Beste in allem sehen.
Doch während Melina immer kleine Ähnlichkeiten zwischen Kelly und ihrer Schwester sah, sah es ihre Mutter zwischen ihr und ihrer Schwester.
Wenn ihre Mutter es also auch zufällig ausgerechnet hatte... Dann würde sie sicher die gleiche Angst um Melina fühlen, wie Melina sie um Kelly. „Ich rufe sie an", sagte Melina sofort und stand auf, um das Telefon zu holen.
Kelly setzte sich auf und natürlich setzte Melina sich zurück in ihrr Arm, fühlte sich im Moment nur dort wohl, während sie nun die Nummer wählte. Rief sie bei ihren Eltern Zuhause an. Sie hatte mittlerweile auf der Uhr festgestellt, dass es abends war, sicher war ihre Mutter schon wieder von der Arbeit Zuhause.
„Hallo mein Schatz", ertönte es am anderen Ende, nachdem es nur zweimal geklingelt hatte.
„Hi, Mama, antwortete sie.
„Wie geht es dir? Wie geht es euch?.", fragte ihre Mutter sofort nach.
Einen Moment überlegte Melina, was sie antworten sollte, aber... Sie sollte die Wahrheit sagen. „Es geht uns gut. Kelly hatte heute einen kleinen Autounfall, aber es ist alles wieder gut. Sie liegt hier schon wieder auf der Couch. Wie geht es dir und Fitti?" sagte Melina und lehnte ihren Kopf dann an Kelly's Schulter. Kelly griff hinter ihr nach ihrer freien Hand und gab ihr dann einen sanften Kuss aufs Haar.
„Oh gott sei dank ist nicht's schlimmeres passiert. Sag ihr von mir gute Besserung und sag ihr aber auch, dass sie sich nicht alles von dir vorschreiben lassen muss, nur weil du gerne Krankenschwester spielst. Fitti und mir geht es gut." sagte sanft Stimme. Sie wollte auch noch etwas dazu sagen, aber... Es gab etwas worüber sie mit ihrer Mutter reden wollte. „Eigentlich rufe ich vor allem an, um dir zu versichern, dass es mir gut geht", sagte sie also unvermittelt und direkt. „Ich werde für den Rest des Tages nicht mehr das Haus verlassen und mir geht es bestens."
Ihre Mutter gab nur einen verstehenden Laut von sich und Melina lächelte schwach: „Ich habe schon den ganzen Tag Angst um Kelly. Aber... Es wird gut gehen, Mama. Du solltest dir heute einen schönen und ruhigen Abend mit deinen Freundinnen machen und wir können gleich morgen Früh noch einmal telefonieren."
„Du bist wirklich wie deine Schwester Melina.", wisperte ihre Mutter plötzlich und Melina's Lächeln prägte sich nur noch weiter aus: „Ich liebe dich, Mama."
„Ich dich auch, mein Schatz."
