Hexen küsst man nicht

Mittwoch, 29. April

Der Bär ist ab jetzt mein Glücksbär. Immer wenn ich ihn bei mir habe, klappt irgendwie alles. Echt. In der ersten Pause hatte ich meinen Bären im Rucksack und hab Fede kein einziges Mal auf dem Schulhof gesehen. In der nächsten Pause hatte ich den Bären in meine Hosentasche gesteckt und Fede ist mir gleich dreimal begegnet.

Auf dem Heimweg hatte ich den Bären sogar in der Hand und da hab ich einen Euro auf der Straße gefunden. Zu Hause angekommen, lief mir meine hektische Mutter entgegen, gab mir zehn Euro und meinte, sie müsse ganz dringend ins Theater, Lucy und ich sollen uns eine Pizza holen gehen, sie habe keine Zeit gehabt, was für uns zu kochen. Das nenn ich echtes Glück.

Wird aber auch langsam mal Zeit, dass in meinem Leben was klappt.

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Meine Mutter macht sich wieder mal Sorgen um mich. Hab ihr nämlich das mit dem Bären erzählt. Also, dass der Mülltonnen-Bär ein Glücksbär ist und mir Wünsche erfüllt.

Aber sie hat nur mild gelächelt, tief geseufzt und mich an ihren Angorapullover  gedrückt. Ich hasse das. Ich krieg die Fusseln immer in die Augen und in die Nase, das juckt und ich muss niesen und mir tränen die Augen. Als ich ihr dann zweimal in den Pullover geniest habe und mir die Tränen nur so runtergeflossen sind, hat sie mich wieder losgelassen und gemeint: " Aber sicher, mein Schatz, wenn du es sagst. Du warst schon immer sehr phantasiebegabt.

Was soll das heißen? Glaubt sie mir nicht?! Ich guck sie böse an, sie dann schnell:"Ich glaube die, Schätzchen, wirklich."

Pah, kein Wort glaubt sie mir. Sie hält mich für völlig überspannt und denkt, ich erfinde das  jetzt bloß, weil ich keinen Vater habe. Sie hat nämlich immer so Psycho-Erklärungen drauf.