Chapter 3

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Chapter 3

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Auf halbem Wege blickte ich noch einmal zurück zum Waldrand und sah etwas aus dem Gebüsch hoppeln. “Du kleiner Schlingel hast mich jetzt schon zum zweiten Mal ordentlich erschreckt!” brummelte ich vor mich hin und atmete auf. Auch mein Magen fing wieder an zu grummeln. Hatte er jemals aufgehört? Ich glaube nicht.

Dank der Grummel-Erinnerung eilte ich schnellen Fußes wieder zurück zu meiner aufgespießten Meeresforelle. Ich beeilte mich aus Steinen und Stöcken eine behelfsmäßige Pökeleinrichtung zu bauen, die leider immer wieder unter der Last des Fisches zusammenbrach.

Der Mond stand bereits genau über mir, als meine Konstruktion endlich dem Fisch stand hielt und ich ihn grillen konnte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis der Fisch endlich durch war. Aber als er dann endlich  fertig war, stürzte ich mich gierig auf die leicht angeschwärzte Meerforelle. Ich musste mich aber auch gleich wieder übergeben, ein Festmahl war mir nicht gegönnt. Der Gedanke daran das ich vergessen hatte den Fisch auszunehmen schmerzte.

“Papa? Was passiert denn, wenn man den Fisch nicht ausnimmt?” fragte Lisa. “Sagen wir einfach, dass der Fisch dann ganz eklig schmeckt.” entgegnete ich ihr. “Fisch schmeckt sowieso eklig!” merkte sie an.

Völlig fertig und durch Hunger und erneut Durst geplagt, schlief ich trotz meiner Verzweiflung erneut ein.

Als ich meine Augen öffnete wurde ich von der Sonne geblendet, also musste ich mehrfach blinzeln um scharf zu sehen. Wo war ich? Ich lag mitten auf einer Sommerwiese, an einem mir nicht bekannten Ort. Um mich drum herum blühten weiße und gelbe Blumen, als plötzlich ein Steak an mir vorbei lief. Moment ein STEAK? “Hallo Larry, ist heute nicht ein schöner Tag?” Seit wann können Steaks sprechen geschweige denn laufen? Das muss ein Traum sein … Bloß nicht aufwachen! Ich raffte mich auf und rannte auf das Steak zu und wollte gerade hineinbeißen als es plötzlich wie eine Möwe schrie ...

*Möwengeräusche*

Erneut war ich völlig orientierungslos, als ich erwachte. Es dauerte einige Zeit bis ich begriff, dass das Steak tatsächlich nur in meinem Traum existiert hatte. Verdammter Mist! Als ich meine Gedanken halbwegs sortieren konnte und die Geschehnisse des vergangenen Tags verarbeitet hatte, fing mein Magen wieder an zu grummeln. Mir wurde langsam bewusst, was es heißt wirklich Hunger zu haben.

Also setzte ich mich auf und sah mich um. Da lag der Rest meines “Festessens“. Angewidert wandte ich meinen Blick vom Fisch ab. Mein Blick schweifte nun an der Kokosnuss vorbei, deren Saft ich gestern getrunken hatte. Während ich schon darüber nachdachte mich aufzumachen um nach einer weiteren Kokosnüssen zu suchen, um meinen brennenden Durst zu löschen, hatte ich einen Gedankenblitz – Kokosnussfleisch! Das kann man doch auch essen!

Mit aller Kraft schlug ich die Nuss auf den Stein und machte mich hastig daran das “Fleisch“ herunter zu schlingen. Leider war die Nuss nicht sonderlich ergiebig und trotz der Tatsache, dass ich kein Fan von Kokosnüssen bin, sah ich mich am Strand um und fand immerhin die andere Kokosnuss, die ich vorgestern  bereits entsaftet hatte. Deren Fleisch war aber bereits trocken geworden ja beinahe versteinert. Deshalb wollte ich sie trotz Hunger dann doch nicht mehr verspeisen. Zum Glück fand ich 2 Weitere, die ich flink und professionell verarbeitete. Kokosnüsse sind schon praktisch - Essen und Trinken in einem!

“So kann das aber nicht ewig weitergehen” brummelte ich vor mich hin, denn ich kann Kokosnüsse nicht leiden auch wenn sie praktisch sind. Ich musste eine neue Nahrungs- und Wasserquelle finden.

Und so begann meine Überlebensplanung:

Punkt 1 – Nahrung.

Mir ging der Gedanke an das saftige Steak aus meinem Traum  nicht aus dem Kopf. Auch Pizza hätte ich jetzt gern gehabt. “Tja, Rinder werde ich hier nicht viele finden… aber vielleicht Pizzapflanzen … !” witzelte ich vor mich hin.

Punkt 2 – Wasser

Wie wäre es wenn ich eine Schale Salzwasser in die Sonne stellen würde und warten würde bis sie das Salz absorbiert hat? Das einzige Problem ist wo bekomme ich die Schale her? Oder vielleicht doch Cola? Ein Schokoladenmilchbrunnen mit Kornflakes wäre auch nicht verkehrt.

Punkt 3 – ein Dach über dem Kopf

Eine Traumvilla mit 5 Schlafzimmern, Himmelbetten und flauschigen Kuschelkissen, einer Einbauküche mit randvollem Kühlschrank voller Steaks, Pizza, Schokoladenmilch, Cola und natürlich grüner Wackelpudding und ein großes Bad mit riesiger Badewanne. Das wäre nicht verkehrt, aber ich vermutete es würde wohl doch eher eine Palmholzhütte mit-ohne Kühlschrank, Palmwedeldach, rascheligem Sandkissen werden. Immerhin wird es einen  Fischgrillplatz und gratis dazu einen brandneuen Salzwasser Spender geben.

Meine Gedanken drehten sich nur noch um Essen, Trinken und Luxus, was meine Fähigkeit einen ordentlichen Überlebensplan zu erstellen eindeutig beeinträchtigte. Daher beschloss ich mich erst einmal umzusehen und herauszufinden, was die Insel überhaupt zu bieten hat. Als ich mich dem Waldrand näherte sah ich von weitem den Ort, an dem ich vorgestern erwacht bin und mir fiel urplötzlich wieder ein, dass ich möglicherweise nicht allein auf der Insel bin, da mich ja offensichtlich jemand durch den Sand gezogen hatte. Mal schauen wem der Schuh passt - Aschenputtel?

Ich näherte mich weiter dem Wald und sah am Rand zwischen zwei Büschen erneut den kleinen Hasen - HASENBRATEN!

Wie von Sinnen stürzte ich Richtung Hase, welcher natürlich gleich die Flucht ergriff, wie zu erwarten war. Eine wilde Verfolgungsjagd begann, die allerdings ein frühes Ende nahm, als ich hinter ein paar Gebüschen über eine oberirdische Baumwurzel stolperte und mich der Länge nach auf die Nase legte.

“Verdammt” entfuhr es mir “Ich brauch’ was Ordentliches zu beißen!”

Als ich aufsah um nach eventuellen Spuren des Verbleibs des kleinen Hasen zu suchen, traute ich meinen Augen nicht. Er blieb ganz ruhig und gelassen gerade außerhalb meiner Reichweite sitzen und starrte mich an. Beflügelt von dem Gedanken an die nächste Mahlzeit sprang ich wieder auf die Füße und schoss Richtung Hase. Dieser jedoch machte im Sprung geschickt eine 180° Drehung und eilte davon. Eine Zeit lang schien es mir so, als ob ich den Wettlauf verlieren würde, doch plötzlich schien ich aufzuholen. Als ich ihn beinahe zu packen bekommen hätte, verschwand er in einem Gebüsch. Siegessicher sprang ich hinterher, doch plötzlich fehlte mir der Boden unter den Füßen...

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