Chapter 10
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Mein Blick klebte an dem Rücken von Sam, als ich plötzlich über einen Stein stolperte und auf Sam drauf viel. Wir gingen zu Boden und Sam riss dabei noch Vivien mit um. “Hast du keine Augen im Kopf?” fuhr mich Sam an. Völlig perplex blickte ich mich um. “Sorry” stammelte ich, “ich bin manchmal echt schusselig.” Vivien blickte mich an und sagte dann: “Ja ich glaube das ist nicht zu übersehen.” Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Völlig von ihr gebannt, konnte ich den Blick gar nicht mehr von ihr abwenden. “Erde an Larry! Wir müssen weiter.” Sie riss mich aus meinen Gedanken. Ich war gerade dabei herauszufinden, warum sie mir irgendwie bekannt vorkam. Mh. Wahrscheinlich nur der Durst der Halluzinationen hervorrief. Das wird es wohl sein!
Die anderen beiden waren schon schnellen Schrittes voran gelaufen. Also hievte ich mich hoch und versuchte so schnell ich konnte hinterher zu kommen.
Sam lief nun vor Vivien vorne weg. Uns trennten nur noch wenige Meter zu einer Weggabelung. Sam blieb stehen und wand sich uns zu. “Welchen Weg sollten wir gehen?” Der eine Weg schien schon seine besten Jahre hinter sich gelassen zu haben. Der andere war aber genauso wenig Einladend. Direkt am Eingang saß ein Skelett mit einem Helm auf dem Kopf und über ihm stand etwas geschrieben, aber ich konnte es nicht erkennen. Ich ging näher heran. “Wähle deinen Weg weise, denn ein anderer könnte dir ein wenig Schmerzen bereiten.” Eindeutig eine Warnung, Moment! Eher eine Drohung, ich mein ich bin jetzt auch nicht schlauer geworden.
Mit einer ruckartigen Bewegung drehte ich mich um und mein Gesicht traf auf Widerstand. Sam. Er stand wohl direkt hinter mir. Erschrocken über mein zusammentreffen mit Sam’s Oberkörper, sprang ich einen Meter nach hinten und verlor den Halt. Ich landete mitten in dem Skelett. *Dong* mein Kopf schlug mit dem Helm zusammen. Prima Larry!
Ich sah nach oben und blickte in Sam’s undefiniertes Gesicht. Es war eine bunte Mischung aus belustigt, sauer und geschockt. “Was für ein Idiot! Mit was geben wir uns hier eigentlich ab?” Hinter ihm kam ein lautstarkes Lachen, Vivien. Zwischen ihren Lach-Attacken brachte sie hervor: “Ich glaube du bist..” ihr eigenes Lachen unterbrach sie bevor sie weiter spach, “nicht nur schusselig sondern auch sehr tollpatschig.” Ja als ob ich das nicht schon gewusst hätte.
Der Helm war in meinem Schoss gelandet. “Vielleicht sollte ich den tragen..” murmelte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen. Diese aber hörten das auch und sagten darauf wie aus einem Mund: “Aufjedenfall!” Es war eine Art abgerundeter Helm in Tarnfarben. Eigentlich sogar ziemlich praktisch sollte ich hier jemals wieder rauskommen. Ich schüttelte kurz den Kopf um mir selbst zu bestätigen das ich ein Idiot bin oder Tollpatsch, wie man es sehen will.
Mittlerweile hatte sich Vivien wieder gefangen und blickte ernst drein. “Welcher Weg?” Wenn ich ehrlich zu mir selbst war wusste ich das ich keine Antwort auf diese Frage habe. Mein Herz sagt mir der Weg der etwas zerstört aussieht ist der richtige, aber ich werde es den anderen überlassen. “Wir nehmen den mit dem Skelett!” sagte Sam etwas unsicher. Auch die beiden konnten sich nicht sicher sein, das wusste ich.
Vivien kam zu mir rüber und half mir aus dem Knochengewirr. “Deine Tollpatschigkeit ist doch nichts schlimmes” sagte sie mit einem fetten Grinsen im Gesicht. “Vorteile bringt sie aber auch nicht!” meinte ich etwas enttäuscht. “Sieh es positiv du hast einen neuen Helm und der steht dir.”' Sie zwinkerte mir zu und wand sich dann dem Gang zu in welchen Sam verschwunden war. Ich schloss mich an als ich plötzlich einen Schrei hörte.
“Verdammt! Hilfe!” Sam. Ich rannte so schnell wie mich mein verwundetes Bein tragen konnte und sah eine am Boden kniende Vivien, die Arme in ein Loch haltend. “Larry hilf mir!” Ich rannte zum Loch und sah wie Vivien Sam an einem Arm festhielt. Ich griff nach seinem Arm. “Helft mir doch!” quengelte er. Ich versuchte ihn mit aller Kraft hochzuziehen, aber meine Füße fanden einfach keinen Halt und er war so schwer. Selbst mit Viviens Kraft schien es scheinbar unmöglich. Mein Blick fiel auf seinen Rucksack. Sachen. Sachen in seinem Rucksack die ich gebrauchen kann.
“Sam es besteht keine Chance dich hier rauf zu ziehen, es ist einfach unmöglich Halt zu finden und meine Kraft schwindet” sagte ich mit gequälter Miene. Ich kniete mich wieder an das Loch und beugte mich ein wenig runter. Ich versuchte nach dem Rucksack zu greifen, den er trug. “Was machst du da verdammt!” schrie er mich an. Ich bekam den Henkel zu fassen. Ich blickte zu Vivien hinüber, deren Gesicht kreide bleich geworden war. “Versuch aus dem verdammten Rucksack Gurt rauszukommen, dann wird es leichter dich hoch zuziehen.” sagte ich. Das war glatt gelogen. Ich hoffte einfach er würde das nicht bemerken, was er auch nicht tat. Er schlüpfte aus dem Rucksack Gurt. Ich schaute wieder zu Vivien hinüber. “Es tut mir leid-” und ich ließ seinen Arm los und umfasste ganz fest den Rucksack Henkel. Völlig überrascht glitt der Arm aus Viviens Händen und Sam flog in die dunkle Schwärze bis man sein schreien nicht mehr wahrnehmen konnte. Ich zog den Rucksack in rettende Sicherheit. Vivien saß immer noch total erstarrt vor dem Loch. Ich stand auf und ging zu ihr hinüber und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen, aber sagte immer noch kein Wort. Ich sah eine Träne ihre Wange runter laufen bis sie letztendlich auf den kalten Steinboden tropfte.
Plötzlich fühlte ich mich schuldig, schuldig dafür das ich nicht alles versucht hatte um ihn zu retten, schuldig das ich Vivien das angetan hatte, schuldig dafür das ich nur an mein eigenes Wohl gedacht habe als ich ihm sagte er solle den Rucksack lösen. Was war nur was mir geworden? Knallhart traf mich die Erkenntnis. Wenn ich hier lebend rauskommen wollte musste ich nur auf mich selbst achten. Es war ja nicht nur das ich hier raus wollte, ich wollte auch von dieser Insel weg. Ich wollte auch nicht dieser Tollpatsch sein. Wenn ich hier weg wollte, musste ich langsam mal erwachsen werden. Ich muss einen Plan schmieden, einer der diesmal auch Früchte einträgt.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Vivien plötzlich vor mir stand. Auf ihrer Wange glitzerte eine Träne. Mit einem Finger strich ich sie beiseite. Ich konnte trotz all dem nicht anders und entschuldigte mich nochmals bei ihr. Sie blickte mir direkt in die Augen. In ihren wunderschönen blauen Augen, die dem Meer glichen, glänzten die Tränen.
“Er war gar nicht so übel weißt du. Ich weiß das wir keine Wahl hatten. Wir müssen weiter” stammelte sie mehr vor sich hin als zu mir. Daraufhin wand sie den Blick ab, schob sich zwischen mir und der Wand durch und lief in die andere Richtung, als plötzlich der Boden unter uns wackelte und sich das Loch, wo Sam zuvor reingefallen war, wieder schloss. Ich riskierte noch einen Blick zurück als ich mich von dem Gang abwandte und Vivien hinterher lief die Richtung anderen Gang gelaufen war.
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Tales of Lonely Island
AventuraLarry, ist auf einer einsamen Insel gestrandet und befindet sich fortan im Kampf ums Überleben. Neben Hunger, Durst und Erschöpfung trifft er auch auf andere Gefahren. Schon bald findet er heraus, dass die Insel nicht ganz so einsam ist, wie zunächs...