Kapitel 3

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„Wir erzählen es dir. Keine Sorge, alles wird gut, im Moment bist du hier sicher und brauchst dir keine Sorgen zu machen." Er sieht Gally an, als will er sich noch einmal vergewissern, dass es in Ordnung ist, wenn er mir nun alles erzählt. Ich bin echt auf ihre Erklärung gespannt. Was sie sagen, warum ich mich an so einem seltsamen Ort befinde, an dem ich mich an nichts erinnern kann. „Du bist hier an einem Ort, den wir die Lichtung nennen. Wir sind um die fünfzig Jungs, die alle dasselbe Schicksal wie du haben. Wir sind alle in der Box, das ist der Aufzug, aus dem wir dich gerade geholt haben, aufgewacht und wussten nicht, was uns geschah. Unser Name, an den konnten wir uns alle erinnern, aber auch nur an den Vornamen, sonst an nichts. Und mit der Zeit wurde es auch nicht besser, wir haben uns nur neue Erinnerungen angereichert, ein komplett neues Leben, das wir nun hier leben. Wir lieben hier alle friedfertig zusammen und dazu gibt es drei Regeln, die du beachten musst. Kannst du mir soweit folgen?", fragt Newt mich. Ich bin zwar noch immer total verwirrt, doch die Bestätigung, dass es nicht nur mir so geht, ist beruhigend. Was es auch ist, sie alle hier haben es durchgestanden, sie finde ich zwar alle verrückt, aber dennoch scheinen sie noch bei klarem Menschenverstand zu sein. Warum wird sich das nicht ändern? Es kann doch nicht sein, dass ich mein ganzes zukünftiges Leben hier bei diesen Fremden verbringen muss und mir ein neues Leben aufbauen muss. Ich erinnere mich zwar nicht an mein altes Leben, doch in meiner Brust ist eine gewisse Leere, die mir signalisiert, dass ich es vermisse. Es war bestimmt nicht perfekt, doch sicherlich allemal besser als das, was ich hier habe. „Rede einfach weiter, Newt, sie ist in Gedanken, doch sie kann dir folgen", höre ich Gally sagen. „Okay", Newt seufzt, „leiste deinen Beitrag, füge niemandem einen Schaden zu und das Wichtigste ist: Gehe niemals einen Schritt weiter als das Gras der Lichtung reicht, das ist strikt untersagt. Wenn du diese Regeln respektierst, dann werden wir alle gut miteinander auskommen. Sicherlich wird es für alle schwer sein, dass du ein Mädchen bist und es werden sich sicherlich auch welche versuchen, an dich ranzumachen, doch ich bin sicher, dass du das durchstehst. Wenn du Fragen hast, wende dich an mich. Gally bleibt noch ein bisschen bei dir und erzählt dir etwas über unser Leben, ich muss wieder an die Arbeit. Ich schätze, wir sehen uns nacher." Mit diesen Worten steht Newt auf, nickt mir zu und wendet sich ab. Ich verstehe, dass er sicherlich genug Arbeit zu erledigen hat, aber mir hätte es sicherlich geholfen, wenn er noch eine Weile für mich gewesen wäre, da er gerade der einzige hier ist, den ich nun überhaupt ein kleines bisschen kenne. Doch ich muss mich wohl mit Gally zufrieden geben, zumindest ist er bis jetzt eigentlich ziemlich nett gewesen. „Also, Frischling, was willst du wissen?", fragt er mich und zieht seine Augenbrauen zusammen, die wirklich auf eine besondere Art und Weise beunruhigend auf mich wirken. Ich kann es kaum in Worte fassen, doch es ist so. „Was ist denn bitte ein Frischling?" Er grummelt kurz. „So nennen wir alle, die hier neu auftauchen, die Neuen auf der Lichtung sind, was jeden Monat passiert. Also wirst du dich wohl oder übel für einen Monat mit diesem Namen abfinden müssen. Spätestens morgen wirst du auch mehr über das Leben von uns allen hier erfahren. Wie Newt es schon gesagt hat: Wir versuchen hier, ein möglichst normales Leben zu führen und dazu gehören auch Berufe, ich bin zum Beispiel ein Baumeister, ich repariere Gebäude und weiteres. Jeden Tag wirst du dir einen anderen Beruf ansehen und wirst dich dann auf denjenigen spezialisieren, der dir am besten liegt. Ich denke, für dich ist es momentan am besten, wenn du einfach eine Weile noch hier bleibst und dir über alles klar wirst. Außer du hast noch Fragen." Ich verneine, indem ich meinen Kopf schüttele. Ich will nun wirklich meine Ruhe haben, wenn ich mit ihnen so gut wie möglich auskommen soll, dann muss ich vorher Zeit für mich haben. Was soll ich denn nun mit meinem Leben anfangen? Ich kann es nicht aushalten! Ich will wieder zurück zu meinem alten Leben! Was ist, wenn ich eine Familie hatte, die mich nun vermisst? Wenn ich einfach spurlos verschwunden bin, ohne etwas zu sagen? Das würde ich mir nie verzeihen! Hilfe! [Wer bist du? Verschwinde gefälligst aus meinem Kopf, du Stock!] Wie von der Tarantel gestochen, zucke ich zusammen. Was war das denn gerade? Es hat sich angefühlt, als würde etwas in meinem Kopf sein, ein wenig wie meine innere Stimme, wenn ich in Gedanken spreche, doch das war garantiert nicht ich. Was passiert denn noch alles, mit dem ich früher nie gerechnet hätte? [Ich schwöre dir, wenn du etwas gegen uns vorhast, dann werde ich dich suchen und dir deine gerechte Strafe zukommen lassen! Harriet lässt da nicht locker!] Da! Da war es wieder! Wer zur Hölle ist bitte Harriet? Und was habe ich dieser Stimme denn bitte getan? Ich habe keine Ahnung, mit wem ich da gerade Kontakt habe, noch, wie ich in der Lage bin, zu antworten. [Na los, antwortete mir, du Feigling! Trau dich!] Ich kann die Wut der Stimme schon hören, obwohl ich nicht weiß, wer da zu mir spricht. Wer auch immer mir da einen Streich spielen will, ich finde es ganz und gar nicht witzig. Sauer stehe ich auf und begebe mich Richtung der Jungs auf der Lichtung. Vielleicht geben sie ja ihren Streich auf, wenn sie sehen, dass ich den Wald verlassen habe. Die Stimme war weiblich ... Hatte Newt nicht gesagt, dass ich das einzige Mädchen hier wäre? Entweder er hat mich angelogen oder mich hat gerade jemand aus der Außenwelt kontaktiert. Doch was es wohl ist, werde ich wohl erst in ein paar Minuten erfahren.

We must stick together! (Maze Runner/Newt FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt