Kapitel 28

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Ein paar Wochen später ist bei uns allen der Hunger sehr groß. Wir erledigen zwar noch alle unsere Arbeit und machen das, was uns aufgetragen wird, doch dabei bleibt es eigentlich auch schon. Unsere Essensvorräte gehen gründlich zur Neige, das kann niemand auf der Lichtung leugenen. Jeden von uns hat schon der Hunger überkommen, wir sind alle schon dünner geworden und das bringt für viele von uns auch eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten mit sich. Einfache Erkältungen legen manche hier schon flach und sie entwickeln sich nicht gerade selten zu Grippen, die dann auch schon bedrohlich werden können. Die Sanis haben mehr Arbeit als die ganzen letzten Jahre zusammen, man sieht sie eigentlich den ganzen Tag nur rennen und sich den Schweiß von der Stirn wischen, sich dann zur Mittagszeit die spärliche Mahlzeit reinwürgen, um dann wieder an die Arbeit gehen zu können. Sie können nicht mehr, sind mit ihren Nerven völlig am Ende, doch sie wissen genau wie wir, dass wir ohne sie komplett aufgeschmissen sind. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir die Lichtung verlassen müssen und dann entweder in die Freiheit entkommen können oder von den Griewern getötet werden. Die Angst ist zwar schon vorhanden, doch die Angst, hier auf der Lichtung zu verhungern, ist noch viel größer, weshalb sich jeder bereiterklärt, bei der Flucht teilzunehmen und sein Leben für sich und die anderen zu opfern. Heute ist ein relativ sonniger Tag und Newt und ich haben beschlossen, im See baden zu gehen. Wir müssen uns ein bisschen bewegen, da wir es kaum noch aushalten, den ganzen Tag nur aneinandergekuschelt dazusitzen. Wir lieben uns und ich liebe es bei ihm zu sein, doch wir wollen unsere Liebe auch mal auf andere Wege erkunden können, zu dem wir leider nicht die Möglichkeit haben. Doch wenn wir weiterhin nur rumsitzen, werden wir verrückt werden. Deswegen haben wir uns zu einem kleinen Schwimmausflug entschieden. Niemand will momentan etwas von uns und so können wir völlig ungestört sein. Ich danke Sonya noch immer für ihre Tat, die Newt und mich endlich zusammengebracht hat. Seit diesem Tag sehe ich alles aus einem völlig anderen Blickwinkel, ich verliere mich immer wieder in seinen Augen und kann an nichts anderes als ihn mehr denken, wenn er mich dann küsst und seine weichen Lippen auf meinen liegen. Ich empfinde so viel für ihn, dass ich es nicht auch nur annähernd in Worte fassen kann. Er ist einfach unbeschreiblich.

Ich habe mir den einzigen Bikini, den die Lichtung zu bieten hat, angezogen. Die Mädchen haben ihn sich eines Tages mal mit der Box gewünscht und haben ihn tatsächlich erhalten, wie die Jungs damals auch eine Badehose erhalten haben. Welch ein Glück, denn sonst wäre es ein sehr komisch Gefühl für mich, nackt baden zu gehen. Es wäre wirklich merkwürdig. Newt und ich halten uns ans der Hand, als wir langsam in das Wasser des Sees waten und mit der anderen Hand das Wasser ein bisschen bewegen. „Ich will das in der Welt draußen auch machen können. Einfach nur an einem abgelegenen Platz mit dir alleine sein und schwimmen gehen zu können. Wenn wir dann auch noch genug zu essen hätten, würde ich dich auf meine Schultern nehmen und durch den ganzen See waten. Ich glaube, ich würde mir ein paar witzige Ideen einfallen lassen, wie ich dich ein bisschen ärgern kann", sagt Newt und bohrt daraufhin seinen Finger in meine Rippen, was mich quiekend ein Stück zur Seite springen lässt. „Das wäre perfekt", gestehe ich, während ich mich ihm gegenüber stelle und mal wieder in diesen braunen Augen versinke. Ich beuge mich nach vorne, um Newt zu küssen. Es ist jedes Mal ein solch berauschendes Gefühl, das meinen ganzen Verstand benebelt, mich nur auf seine Perfektion fokussieren lässt und mich in eine andere Welt entführt, in der wir beide einfach wunschlos glücklich sind. Seine Lippen sind weich, so weich, dass ich jedes Mal aufs Neue das Gefühl habe, Wolken zu küssen und dazu dieses Kribbeln in meinem Bauch, wie wenn man auf einer Schaukel sitzt und immer und immer höher schwingt, während man das Gefühl hat, in den Himmel abzuheben. Ich liebe Newt noch mehr als zu der Zeit, in der wir noch nicht zusammenwaren, in der das alles, was hier passierte, nur wie ein großer Traum für mich war. Ich kann nicht beschreiben, wie groß meine Liebe zu ihm ist, manchmal denke ich, dass das alles nicht real ist, da meine Gefühle die Oberhand gewinnen und mich zu sehr benebeln. Es ist viel mehr, als wenn ich einfach nur in ihn verliebt bin, wie das nunmal ein Mädchen in einen Jungen ist, es ist dazu noch diese tiefe Verbundenheit, dass wir schon so viel gemeinsam durchgestanden haben, dass er mich beschützt hat, wir für uns gegenseitig Partei ergriffen haben und dann noch all diese Lange Zeit der versteckten Gefühle, in der wir uns beide nicht getraut haben, dem anderen zu sagen, was wir für ihn empfinden. Ich bin mir so sicher, dass wir beide das hier gemeinsam durchstehen werden, anders geht es auch nicht. Ich werde für ihn kämpfen und ihn niemals zurücklassen. Unsere Liebe hat mich so stark gemacht, dass ich das Gefühl habe, es mit jedem aufnehmen zu können. Auch, wenn ich weiß, dass das leider nicht so ist, tue ich alles für die, die ich liebe und die mir wichtig sind. Auch für meine beste Freundin Sonya werde ich kämpfen und das wird Newt auch, sie beide haben ja auch eine sehr wichtige Verbindung, von der ich heute noch nicht weiß, was es genau ist. Doch auch sie haben es nicht herausgefunden.

Newt und ich machen uns ein paar schöne Stunden, indem wir gemeinsam im See schwimmen und einfach erzählen. Heute sind wir sorgenloser als sonst und können einfach den Moment genießen. Wir müssen das alles in uns aufsaugen, solange wir das hier noch haben. Denn der Tag der Flucht rückt immer näher. Keiner von uns kann ihn verhindern. Die Lichtung ist nicht mehr langer unser Zuhause.

We must stick together! (Maze Runner/Newt FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt