Zu Spät

732 26 3
                                    

Legolas' Sicht:

Und niemand steht dort am Hafen, um mich zu verabschieden.
„Du musst dich nicht wundern.", meckert Gimli, der sich mir angeschlossen hat. „Wenn du dein Zuckerpüppchen heimlich verlässt, kannst du nicht erwarten, dass sie dir mit einem Taschentuch hinterher winkt. Sie wird in zwanzig Jahren noch auf ihrem Balkon in Minas Tirith stehen, und warten dass ihr Geliebter dort am Horizont erscheint. Ich denke, ich muss nicht noch einmal sagen, wie dreckig ich deine Methode finde, oder?"
„Nein."
Hätte ich Bella sagen sollen, dass alles so endet? Ja, definitiv. Aber ich würde es nie übers Herz bringen.
„Was ist das?" Plötzlich erscheinen zwei Reiter am Hafen. Ich erkenne meinen Vater, seine Krone thront auf seinem stolz erhobenen Haupt, und neben ihm...Mirabella. Ihre Haare werden vom Wind in alle Richtungen gerissen, ihre Haltung wirkt gehetzt und traurig.
„Bilde ich mir das ein, Gimli?"
Es muss so sein. Denn niemals würden Mirabella und mein Vater so friedlich neben einander stehen und mir hinterherschauen.
„Nein, ich sehe es auch. Oh, Gott, was tut sie denn jetzt?"
Mirabella springt von ihrem Pferd und rennt zum Ufer. Mein Vater versucht noch, sie aufzuhalten, schreit sie an, doch sie macht einen eleganten Köpfer ins Wasser.
„Das packt sie niemals bis hier her.", flüstert Gimli erschrocken. „Unternimm doch was! Sie ersäuft dir auf halber Strecke!"
Ohne lange nachzudenken oder das Risiko abzuwägen, springe ich von Schiff. In meinem gesamten Leben bin ich noch nie so schnell irgendwo hin geschwommen.
Ich kann Bella gerade so packen, ehe sie halb ohnmächtig untergeht. Gimli schwimmt gemächlich wie eine alte Schildkröte in unsere Richtung, während mein Vater die Schleppe seines Gewandes hochhebt und unsicher ins Wasser stolpert.
„Beeil dich, meine Güte!", schnauzt er mich an, und gestikuliert so wild und aufgebracht, dass er seinen Umhang vergisst und loslässt.
Sobald ich auf dem Seegrund stehen kann, hebe ich Bella hoch und trage sie zum Strand, wo ich sie vorsichtig in den Sand bette. Sanft streiche ich ihr über die Wange, und merke sofort, wie eiskalt ihre Haut ist. Zitternd richtet sie sich auf und hustet. Ich lege einen Arm um ihre Schulter und halte sie fest, bis sie wieder frei atmen kann.
„Unser erstes, gemeinsames Bad habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.", krächzt sie heiser, ringt sich aber ein tapferes Lächeln ab. Besorgt helfe ich ihr, sich aufzusetzen.
„Mach so etwas nie wieder!", schimpfe ich, und merke selbst, dass meine Stimme zu laut geworden ist, vor lauter Schreck.
„Dann hau du nicht einfach ab.", kontert sie.
Gimli lächelt.
„Was ist denn überhaupt los?", frage ich und sehe meinen Vater an, der meinen Blicken ausweicht und den Stoff seiner Robe auswringt.

Es tut mir sehr leid das es dieses mal etwas länger gedauert da ich keine zeit gefunden hatte um zu schreiben.
Eure Dara

Das Glück hängt am Seidenen fadenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt